Freitag, 3. September 2010

OK-JAZZBAND:Hurricane Katrina

Hallo Freunde,

tatsächlich: es ist schon fünf Jahre her, dass der Hurricane Katrina (schlimm, dass solche Wetterkatastrophen Frauennamen tragen müssen) New Orleans, die Wiege des Jazz, verwüstete.
New Orleans wird nie wieder so sein wie es war, ist jetzt in verschiedenen Verlautbarungen zum traurigen Jahrestag zu lesen. Das New Orleans der Anfänge des Jazz, das New Orleans der Buddy Bolden, Joe Oliver, Freddie Keppard, Louis Armstrong und Jelly Roll Morton war aber auch vorher schon untergegangen, muß dazu gesagt werden. Die Stadt hat den Ruhm, der ihr durch die schöpferische Kraft vieler Musiker, bekannter und unbekannter, zuteil wurde, nur ausgebeutet und zur billigen Touristenattraktion verkommen lassen.
Umso weniger verständlich ist es für mich, dass sich heute viele Bands in die kommerzielle Vermarktungsstrategie einspannen lassen, mit der New Orleans für sich als Geburtsstadt des Jazz wirbt. Die Stadt vergibt geradezu inflationär die Ehrenbürgerwürde an Jazzbands in aller Welt, wohl wissend, dass diese Bands damit hausieren gehen und somit wiederum für New Orleans Reklame machen. Ich habe einmal bei Google die Begriffe "New Orleans" und "Ehrenbürger" eingegeben - und siehe da: sofort sprangen mir zahlreiche Bandnamen entgegen:
Blütenweg-Jazzer, NOC-Jazzband, Maryland Jazzband, Halleluja Ramblers, Barrelhouse Jazzband, Raika Dixie Band, Jailhouse Jazzmen, Original Storyville Jazzband.....die Reihe ließe sich problemlos fortsetzen. Man könnte fast auf den bösen Gedanken kommen: New Orleans hat bald mehr "Ehrenbürger" als Einwohner. Natürlich werben alle Bands auf ihren Web-Sites mit der - man muß schon beinahe sagen: zweifelhaften - Ehrenbürgerwürde.
Ich hoffe nur, dass diese vielen Ehrenbürger sich nach dem Hurricane Katrina ihrer Verantwortung bewußt waren und tatkräftig zum Wiederaufbau von New Orleans beigetragen haben. Von der Maryland Jazzband weiß ich, dass sie nach der Katastrophe Benefizkonzerte gegeben hat. New Orleans als Ursprungsort des Jazz ist heute nur noch ein Mythos. Es kommt jetzt darauf an, die Musik und den Geist der Freiheit, aus der sie entstanden ist, lebendig zu halten. New Orleans wird nie mehr so sein wie es war - wie schon oben gesagt. Doch die Musik, die sich mit dem Namen der Stadt verbindet, besitzt aus sich selbst heraus genug Geist und Kraft, um weiterzuleben und sich weiter zu entwickeln. Geist und Kraft, die ihren Ursprung nicht in fragwürdigen formalen Verbindungen haben, sondern aus der eigenen schöpferischen Kreativität resultieren.

Soviel für heute.

Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (amazon, iTunes, spotify)

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