Freitag, 23. Oktober 2015

Cologne Dixieland Steamers

Hallo Freunde,

die "Cologne Dixieland Steamers" sind, folgt man dem Veranstaltungsprogramm der 19. Dellbrücker Jazzmeile, die älteste Dixieland-Formation Kölns. Nun sagt ja Alter bekanntlich nichts über Qualität oder Innovationskraft aus. Louis Armstrong`s "Hot Five" und "Hot Seven", die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts nur kurze Zeit bestanden, hätten nach diesem Kriterium jazzgeschichtlich nicht viel zu melden.
Sie wären demnach nur eine Randerscheinung des traditionellen Jazz. Aber natürlich finde ich es großartig, wenn eine Band, die vor 60 Jahren gegründet wurde, sich noch heute von Fall zu Fall vors Publikum stellt. Ohne die Geschichte der "Cologne Dixieland Steamers" näher zu kennen, nehme ich vermutlich mit Recht an, dass die Band nicht mehr in Originalbesetzung existiert. Jedenfalls wird der Gründer der Gruppe, Günther Steigl, nicht unter den Musikern aufgeführt, die am Sonntag, 25. Oktober 2015, von 12 - 15 Uhr im Wirtshaus "Em Höttche" in Köln auftreten. Laut Programm der Dellbrücker Jazzmeile besteht die heutige Besetzung aus: Christoph Schneichel (tp), Erwin Kuckartz (tb), Joe Buchholz (cl), Heinz Kluxen (g), Christian Kluxen (p), Max Schaaf (b) und Reiner Polz (dr).
Der Auftritt der "Cologne Dixieland Steamers" ist ein Act von insgesamt 33 während dieser Jazztage, die gestern begonnen haben und am Sonntag enden. Zu allen Veranstaltungen ist übrigens - mit einer Ausnahme - der Eintritt frei. Für das Abschlusskonzert am Sonntag mit der "Dutch Swing College Band" wird ein Obulus von den Besuchern erhoben. Bedauerlich ist, dass der Eintrittspreis im Programmheft nicht genannt wird.
Denn natürlich gehört zu jeder Programmgestaltung auch, dass die (potentiellen) Besucher über die Höhe des Eintrittsgeldes informiert werden. Vielleicht habe ich aber diese Information trotz mehrfachen Hinschauens schlicht und einfach übersehen. Jedenfalls bin ich gern bereit, für diese Spitzenband ein Ticket zu kaufen. Das habe ich übrigens auch in den 70er Jahren getan, als die Gruppe mit dem Pianisten Teddy Wilson in der Aula der Universität Köln gastierte. Ein Konzert, an das ich heute noch sehr gern zurückdenke. Leider war es damals, als Beat und Rock in der Beliebtheitsskala ganz oben standen und der traditionelle Jazz verpönt war, nicht besonders gut besucht. Ich komme darauf zu sprechen, weil das Programmheft eine Reihe von Jazzgrößen nennt, die sich von der "Dutch Swing College Band" begleiten ließen: neben Wilson auch Bud Freeman, Sidney Bechet und Joe Venuti. Es wird bestimmt ein mitreißendes Konzert mit den sieben Musikern (unter der Leitung von Bob Kaper) aus den Niederlanden..........

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 18. Oktober 2015

Ein Besuch in "Papa Joe`s Jazzlokal Em Streckstrump"

Hallo Freunde,

am vergangenen Donnerstag war ich mit einem guten Bekannten in der Kölner Altstadt unterwegs. Wir trafen uns im Brauhaus Sion, und von dort zogen wir dann weiter in "Papa Joe`s Jazzlokal Em Streckstrump". Der Besucherandrang war, jedenfalls als wir dort ankamen, nicht überwältigend. Überhaupt war die ganze Stimmung ein wenig gedrückt. Auf der Bühne spielten die "Omega Jazzmen", eine Kölner Formation, die zwischen Dixieland und Swing pendelt und ab und zu auch einen Titel präsentiert, der eher selten zum Repertoire solcher Band gehört: ich erinnere mich an "Watermelon Man".
Als die Musiker zur Pause die Bühne verließen, wurden wir rasch aufgeklärt. "Papa Joe" Buschmann, Pianist und jahrzehntelang Chef des nach ihm benannten Lokals war kurz zuvor in der Woche gestorben. Er ist 90 Jahre alt geworden. Da kann man dann schon ein wenig melancholisch werden. Schließlich ist der "Streckstrump" seit über 40 Jahren eine Institution im Kölner Jazzleben und der Club, wenn es um Oldtimejazz geht. In den vergangenen Jahrzehnten vergingen nur wenige Tage, an denen es kein Konzert im "Papa Joe`s" gab. Viele Geschichten ranken sich um den - hochdeutsch gesprochen - "Strickstrumpf", die zur Biographie zahlreicher Dixie- und Swingmusiker - nicht nur aus Köln - gehören.
Wenn ich die verschiedenen Nachrufe, die jetzt zu lesen sind, richtig verstehe, hat Josef Wilhelm Buschmann die aktive Geschäftsführung seiner Lokale - neben dem "Streckstrump" ist da noch der "Klimperkasten" am Alter Markt in Köln - bereits seit längerem in die Hände von zwei Söhnen gelegt. Da darf man dann hoffen und annehmen, dass die Tradition auch künftig aufrecht erhalten wird.
Noch ein Wort zu den "Omega Jazzmen": gut gefiel mir, wie oben schon angedeutet, dass die Band die ausgetretenen Pfade des Jazzrepertoires immer wieder mal verläßt. Und so fand ich es sehr schön, etwa Cole Porters "What is this thing called love" zu hören. Auch "Do you know what it means to miss New Orleans", vorgestellt auf dem Kontrabaß, zeugt vom Bemühen Gruppe, andere Zugänge zu den Themen zu suchen. So war es dann ein Abend der Erinnerungen, verbunden mit der Gewißheit, dass der gute alte Jazz weiter lebt...............

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 12. Oktober 2015

Die Pilspickers sind unterwegs

Hallo Freunde,

Ihr wisst es ja schon seit langem: auf dieser Seite gehört es zum guten Ton, immer wieder mal zu schauen, was denn so die anderen Oldtime-Jazzbands im Lande treiben. Natürlich weise ich insbesondere auf solche Bands hin, deren Auftritte in einigermaßen zumutbarer Nähe stattfinden. Denn mit meiner kleinen Umschau verbindet sich stets auch ein wenig Werbung für die Gruppen und ihre Termine. Heute ist mal wieder die "Pilspicker Jazzband" aus Dortmund dran, die ich bekanntlich sehr schätze. Also war ich auf deren Homepage und habe immerhin vier Termine für die Monate November und Dezember gefunden:
- am 06. November gastieren die Pilpickers ab 20.00 Uhr im Landhotel Voshövel in Schermbeck beim "Jazz in der Küche".
- am folgenden Tag, 07. November, spielt die Band in der Katholischen Kirchengemeinde St. Michael in Dortmund-Lanstrop auf (19.00 Uhr).
- auf dem Adventsmarkt des Heimatvereins Dortmund-Mengede ist die Band am 05. Dezember ab 19.00 Uhr zu hören. Der Adventsmarkt findet auf dem Außengelände der Remigiuskirche statt.
- und am 06.12. schließlich spielen die Pickers ab 12.00 Uhr im Bierhaus Stade zum verkaufsoffenen Sonntag in Dortmund.
Wie immer: diese Termine von hier aus ohne Gewähr.
Da ist sicher der ein oder andere Termin nicht nur für die westfälischen Jazzfans dabei. Wir wünschen jetzt schon viel Vergnügen.....

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 4. Oktober 2015

"Jelly Roll Blues" and "Darktown Strutter`s Ball"

Hallo Freunde,

hier noch eine Ergänzung zu meinen Ausführungen über den "Jelly Roll Blues", dessen Veröffentlichung als Druck ja jetzt 100 Jahre zurück liegt. Der ein oder andere Jazzautor weist darauf hin, dass der Titel des Werks in einen frühen Hit des Jazzgenres Eingang gefunden hat. Die Rede ist vom "Darktown Strutter`s Ball", der 1917 das Licht der Welt erblickte und heute noch bei vielen Bands beliebt ist. Autor ist Shelton Brooks, der eine ganze Reihe erfolgreicher Titel schrieb. Im Text heißt es: "Dance off both my shoes, wenn they play the `Jelly Roll Blues` tomorrow night at the Darktown Strutter`s Ball".
Mancher Kommentator erblickt darin einen Beweis für die große Popularität, die der "Jelly Roll Blues" damals erlangt hatte. James Dapogny etwa schreibt: "It achieved enough popularity to be mentioned in the lyrics of Shelton Brook`s 1918 (!) popular song Darktown Strutter`s Ball" (zit. n. Ferdinand `Jelly Roll` Morton - The Collected Piano Music, S. 293). Diese Schlußfolgerung ist, wie gesagt, durchaus nachvollziehbar. Allerdings steht Dapogny`s Ausführung in Widerspruch zur Analyse von David A. Jasen und Gene Jones, ebenfalls ausgewiesene Experten für den frühen Jazz: "The rarity of the 1915 edition (des "Jelly Roll Blues", d.Vfs.), indicates that not many copies were printed or distributed. The piece was not recorded until the Original Memphis Five`s version in September 1923......`Jelly Roll Blues` did not make its composer rich or famous...." (zit.n. Black Bottom Stomp, New York 2002, S. 144f.).
Wer nun ist im Recht? Ich schlage eine ganz einfache - und mit Verlaub: neue - Sichtweise vor. Es handelt sich bei der besagten Textzeile nicht unbedingt um einen Verweis auf die Popularität von Jelly`s Blues, sondern um einen Fall von geschickter cross-promotion. Beide Titel, "Jelly Roll Blues" und "Darktown Strutter`s Ball", wurden im Chicagoer Verlag von Will Rossiter veröffentlicht. Beide gehörten dem entstehenden Jazz-Genre an, dessen Titel-Korpus sich ebenfalls gerade erst entwickelte. Was lag da näher, als im Text des "Darktown Strutter`s Ball" einen Querverweis auf den "Jelly Roll Blues" unterzubringen und so den Verkauf des früheren Titels anzukurbeln? Da hätte dann der Verleger seine lenkende Hand im Spiel gehabt. Um meine These zu unterfüttern, gebe ich gern ein weiteres Beispiel für cross-promotion: 1918 erschien im besagten Verlag von Will Rossiter der Titel "That Alabama Jazbo Band". Autor war Benton Overstreet, dessen Titel "There `ll Be Some Changes Made" ein Standard wurde. Im Versteil findet sich folgende Zeile: "In Alabama Land, They have a Jazbo Band that play the `Weary Blues` Till you dance `way your shoes". Der "Weary Blues" von Art Matthews - bis heute ein beliebter Standard - war 1915 publiziert worden, ebenfalls im Verlag von Will Rossiter. Aus meiner Sicht keine zufällige Verknüpfung, sondern ein weiterer Beleg für cross-promotion. (Wie gut natürlich auch, dass sich "Blues" auf "Shoes" reimt. Das begegnet uns ja auch im Text von "Dr. Jazz").
Ich meine: der Verleger Will Rossiter hatte die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und wollte jetzt seinen finanziellen Anteil am aufkommenden Jazz-Hype. Da konnte Eigenwerbung in keinem Fall schaden. Mit jeder verkauften Platte, sofern die Titel mit Gesang aufgenommen waren, und mit jedem Sheet-Musik-Exemplar von "Darktown Strutter`s Ball" und "That Alabama Jazzbo Band"  wurden zugleich "Jelly Roll Blues" und "Weary Blues" weiter bekannt gemacht. Keine schlechte Idee..........

www.ok-jazzband.de
CD: "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon).

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp