Mittwoch, 22. März 2017

Cologne-Dixieland-Company (CDC) digital

Hallo Freunde,

am 21. März 2015 hatte ich Euch die "Cologne-Dixieland-Company" vorgestellt und ans Herz gelegt.
Soviel erfrischende Spielfreude hat man nicht alle Tage. Und dazu kommt noch die musikalische Qualität des Sextetts, das in der Vergangenheit renommierte Preise erhalten hat. Die Band wurde übrigens 1978 gegründet, kann also im kommenden Jahr 40-jähriges Bestehen feiern.

In meinem Beitrag hatte ich nur einen Kritikpunkt: der Internetauftritt wurde meiner Meinung nach  dem Können und dem Renommee der Gruppe nicht gerecht. Details könnt Ihr in meinen damaligen Zeilen nachlesen. Jetzt aber erhalte ich, fast auf den Tag genau nach zwei Jahren, Nachricht, dass dieses Defizit behoben sei. Ich habe die Web-Site aufgerufen - und tatsächlich: da erhält man jetzt die relevanten Informationen in sehr kompakter, auch optisch ansprechender Form. Respekt! Da sind u.a. Informationen zur Bandgeschichte zu finden, die Besetzung, Bandfotos und Hinweise auf die beachtliche Zahl von sieben CD-Einspielungen. Zur Besetzung: sie hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf einigen Positionen verändert. Die Gruppe besteht jetzt aus: Werner Velte (tp), Naldo Suhr (cl), Manfred Zander (tb), Bernd Türner (b), Hans Kirchmayer (bj) und Achim Bräuer (dr). Die CDC mischt also weiter munter weiter in der traditionellen Jazzszene mit.

Abschließend kann ich Euch also nur den neuen Web-Auftritt der CDC empfehlen - und natürlich vor allem die Band selbst. Und ganz ehrlich - so ein Frühjahrsputz könnte der Web-Site der OK-JAZZBAND ebenfalls ganz gut tun.......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 13. März 2017

Kansas City Stomp(s)

Hallo Freunde,

Dieser Tage habe ich mich mal wieder mit dem "Kansas City Stomp" (Puristen sagen auch: den "Kansas City Stomps", weil es so etwa auf der Klavier-Ausgabe steht) von Jelly Roll Morton beschäftigt. Dieses Stück, das ja bekanntlich in Jelly`s Zeit in Tia Juana, Mexiko, entstanden ist, besticht durch die fortlaufende Verwendung von Halbtonschritten. in einem grossen Teil der Komposition. Das erste Thema beginnt im ersten Takt unmittelbar mit vier Halbtonschritten von A über Bb über B nach C. Im zweiten Takt geht es dann weiter mit Db und D. Das alles auf der Dominante (Bb7) des in Eb-Dur stehenden Themas. Danach folgt eine Reihe weiterer Halbtonschritte, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Auch das zweite Thema bedient sich der Halbtonschritte - und zwar sowohl im Diskant als auch im Bass. Im Trio schließlich ist die Melodie ebenfalls eng geführt, löst sich hier aber von den Halbtonschritten.

Das Intro des "Kansas City Stomp", das sich (in der Klavierausgabe) in Oktavsprüngen über drei Oktaven erstreckt, steht zu den gesamten folgenden Teilen in einem wirkungsvollen Kontrast. Leider wurde diese Spannung im Orchesterarrangement von Elmer Schoebel (1925) herausgenommen. Er versah, sicher in guter Absicht, das Stück mit einem kompakten Intro, das die Intention Mortons in den folgenden Themen vorwegnimmt und das Stück dadurch glättet. Morton hat aber in seiner eigenen Orchesteraufnahme 1928 sein Grundkonzept mit den Oktavsprüngen (Klarinette, Trompete, Posaune, Tuba) beibehalten.

Der "Kansas City Stomp" steht zwar in der Hitliste des Trad.-Kanons nicht ganz oben, ist aber bei vielen Oldtime-Bands ein beliebter Standard. Das eingängige erste Thema ist eine fröhliche, luftig-leichte Eröffnung, die sich gut für die Kollektiv-Improvisation eignet. Das zweite Thema ist da schon ein wenig schwieriger zu handhaben. Das liegt an den etwas sperrigen, riffartig gesetzten Blockakkorden im Diskant, die im Kontrast zum lebhaften Bass mit seinen, für Morton typischen, eingestreuten Achtelnoten-Folgen liegen, die jeweils zur nächsten Harmonie führen. Dieser charakteristische, das zweite Thema mitprägende Basslauf kann m.E. nur mit der Tuba (alternativ auch von der Posaune) adäquat wiedergegeben werden (und natürlich vom Piano). Morton hat sich in seiner Aufnahme von 1928 für die Tuba-Lösung entschieden und den Diskant der Klarinette als Solo gegeben. Dies ist aber m.E. nicht ganz befriedigend. Die Klarinette (Omer Simeon) kann sich in den oben beschrieben engen Grenzen (zu den Halbton- kommen noch Ganztonschritte) kaum entfalten,
die harmonische Wirkung der Blockakkorde kommt ebenfalls unzureichend zur Geltung. Die Wiederholung dieses Themas übernimmt dann Morton am Piano selbst, bleibt hier aber ebenfalls, wie ich meine, unentschlossen. Unter dem Strich jedenfalls bleibt der in der Komposition wirkungsvolle Kontrast zwischen erstem und zweitem Thema auf der Strecke. Mein Eindruck ist, dass auch andere Bands mit dem zweiten Thema so ihre Probleme hatten. Das Trio schließlich lädt, anders als bei vielen anderen Stomps, nicht zur Kollektiv-Improvisation ein. Die 16 Takte sind in zwei 8-taktige Phasen aufgeteilt, die sich ihrerseits im ersten Durchgang in einen viertaktigen, weitgehend legato zu spielenden Blockakkordsatz und ein melodiöses, rhythmisch unterlegtes Riff unterteilen, während im zweiten Durchgang die auf die Blockakkorde folgende Melodieführung schließlich zur Kollektivimprovisation animiert. Im Grunde wird im Trio der Charakter des ersten mit dem Charakter des zweiten Themas, so nehme ich es wahr, zu einer Symbiose geführt.

Morton hat in seiner Red-Hot-Peppers-Aufnahme den Kontrast zwischen Blockakkorden und rhythmischem Riffteil voll ausgespielt. Die Blockakkorde werden als kleiner Big-Band-Satz weitegehend (Ausnahme: Schlagzeug) ohne rhythmische Unterlegung vom Kollektiv gespielt. Danach folgen jeweils Trompeten-Soli von Ward Pinkett - und zwar einschließlich der Takte 13-16. Die Kollektivimprovisation hebt Morton sich für die anschließende Wiederholung des ersten Themas auf. Diese orchestrale Auflösung des Trios ist zwar reizvoll, die Improvisationen von Pinkett lassen allerdings das melodische Riff nur noch erahnen. Daher bietet sich als Alternative an, das Riff als zweistimmigen Satz zu spielen, so wie es die OK-JAZZBAND in ihrer Interpretation getan hat.

Ihr seht also: der Kansas-City-Stomp setzt sich aus drei eigenständig gestalteten Themen (plus Vorspiel) zusammen, die aber sowohl durch die Kontraste als auch die Verbindungen untereinander ein Ganzes ergeben. Man kann also - siehe oben, sowohl von "den Kansas-City-Stomps" als auch - wie ich es bevorzuge - von "dem Kansas City Stomp" sprechen. Die Vielfalt in der Einheit macht den Reiz dieser Komposition aus. Ich denke, bei genauerer Betrachtung lassen sich noch mehr interessante Aspekte entdecken. Viel Spaß dabei......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp