Sonntag, 17. März 2019

Jazz-Festival Balver Höhle mit Trad-Jazz

Hallo Freunde,

in den 70er und 80er Jahren war das Festival in der Balver Höhle ein renommierter Treffpunkt für Jazzfreunde. Dafür sorgten ein exquisites Programm und auch das außergewöhnliche Ambiente. Der Journalist Jürgen Overkott hat daran im vergangenen Jahr in einem Beitrag für die "Westfalenpost" erinnert. Anlass für seinen Artikel war die Veröffentlichung von Mitschnitten auf dem Label "BE!Records".

Der Autor geht auf den Gründer des Festivals, Karlheinz Klüter, ein Der initiierte 1956 in Menden den "Dixie-Club", machte 1970 - 1974 die Burg Altena zum Schauplatz eines Festivals für modernen Jazz und dann die Balver Höhle zur "Bühne für zukunftsweisende Sounds". Das währte bis 1983. Jürgen Overkott nennt einige herausragende Namen: Gary Burton (Vibraphon), Albert Mangelsdorff (Posaune), Pat Metheny (Guitarre) und Joachim Kühn (Piano).
Doch Ende der 70er Jahre, so der Autor, "ließ die Lust des Publikums auf Experimente nach". Ursächlich dafür seien auch die Ölkrise und das Ende des Wirtschaftswunders gewesen. Dem "Balver New Jazz Festival" ging "die Puste aus".

Ich möchte den interessanten und - wie ich finde - zutreffenden Artikel um einen Aspekt ergänzen. Das Festival in der Balver Höhle schloss nämlich auch den Trad-Jazz und seine Freunde ein. Er war also kein reines Forum für den zeitgenössischen Jazz. In meinen Unterlagen habe ich ein Programm von 1977 gefunden. Das Festival eröffnete mit einem "Hot Jazz Opening" (24. Juni 1977, von 18.00 bis 24.00 Uhr). "An diesem Abdend, der sich besonders großer Beliebtheit bei den Freunden des traditionellen Jazz erfreut, wieder hervorragende Oldtime-Gruppen aus dem In- und Ausland" (sic), so heißt es da. Dabei: "Seatown Seven", "Semmels Hot Shot`s", Errol Dixon, "Oscar Klein`s Bluesmen feat. Günter Boas" und das "René Franc Quartet".

Man sieht: es war damals gut möglich, das Alte und das Neue, wenn auch zeitlich getrennt, in einem Festival zu verbinden. Die Liste der Protagonisten zeigt natürlich, dass dem Zeitgeist mit der Betonung des Blueselements Rechnung getragen wurde. Das ist lang her und trotzdem erinnerungs-würdig. Möglich waren solche Veranstaltungen auch, weil es unermüdliche Streiter für den Jazz, wie eben Karlheinz Klüter, gab. Und schön wäre es, wenn wir wieder mehr von diesem Geist spüren würden.....

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Donnerstag, 14. März 2019

Lutzemann`s Jazzkapelle mit Smoking

Hallo Freunde,

dieser Tage fiel mir eine alte Ausgabe von "Papa Joe`s Kunst & Bier Blatt" in die Hände - und zwar aus dem Juni 1996. Schon damals hatte der Kölner "Streckstrump", um dessen Informationsblatt es sich bekanntlich handelt, 9279 Livekonzerte auf dem Buckel. Neben dem aktuellen Programm beinhalten die Ausgaben auch immer Informationen aus der Trad-Jazz-Szene, vorwiegend über Bands, die im Lauf des jeweiligen Monats auftreten.

Da findet man dann z.B. ein Foto von "Lutzemann`Jazzkapelle" (wobei ich mich zu erinnern meine, dass sich `Jazzkapelle`damals mit tz schrieb). Die fünf Musiker fein gekleidet mit Smoking, Stehkragen und Fliege - also ziemlich streckstrumpuntypisch. Die Erklräung findet sich im Text:
"Vor ihrer großen Kreuzfahrt auf der `M.S. Arkona`durch die Karibik wollen es sich die Musiker.....nicht nehmen lassen, in ihrer `Kreuzfahrt-Besetzung`noch einmal in der Altstadt zu spielen. `Das Schiff könnte ja untergehen`, meint Lutz, `und dann haben wir wenigstens einmal im Smoking bei Papa Joe gespielt`.

Natürlich ging das Schiff nicht unter, und so hatten Lutz und die anderen Musiker Gelegenheit für viele weitere Auftritte - mit oder ohne Smoking. Genau kann ich die "Kreuzfahrt-Besetzung" übrigens nicht identifizieren. Jörg Kuhfuß (Kornett), Michael Schneider (Posaune) und natürlich Lutz Eikelmann (Sousaphon) habe ich sofort erkannt. Bei den beiden anderen Mitspielern (Altsaxophon und Banjo) bin ich unsicher. Aber vielleicht kann Lutz uns weiterhelfen..........

P.S.: Das Konzert fand übrigens am 16. Juni statt, 15.30 Uhr. "Four-O`-Clock-Jazz" nannte sich das damals.

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 24. Februar 2019

Jelly Roll Morton: Sidewalk Blues II

Hallo Freunde,

Versprechen soll man halten. Es ist schon eine Weile her, dass ich Euch einen zweiten Beitrag zum "Sidewalk Blues" angekündigt habe, dem brühmten Stück von Jelly Roll Morton. Das war am 14. Mai 2016. Damals habe ich einige Strukturprinzipien durch den Verglaich des "Sidewalk Blues" mit "The Pearls" herausgearbeitet. Heute soll es nun um die Frage gehen: war der "Sidewalk Blues"  ein Plagiat? Das jedenfalls behauptet der Kornettist Lee Collins, der 1924 den "Fish Tail Blues", der in Teilen identisch mit dem "Sidewalk Blues" ist,  gemeinsam mit Morton aufnahm und die Komposition für sich reklamiert. Als Komponisten des "Fishtail Blues" wurden Collins und Morton - in dieser Reihenfolge - auf dem Plattenaufkleber gemeinsam genannt. Als Komponist des "Sidewalk Blues" erscheint nur noch Morton (dazu als Texter Walter Melrose).

Am besten ist in solchen Fällen eine gründliche Analyse, um zumindest zu einer Wahrscheinlichkeit zu kommen. Der "Fish Tail Blues" besteht im wesentlichen aus drei Teilen: zwei zwölftaktigen Bluesteilen und einem 32-taktigen Trio, das dem Stück seinen unverkennbaren Charakter verleiht.
Dazu kommt ein reizvolles Intro aus drei Instrumentalbreaks. Sie werden im "Fish Tail Blues" der Posaune gegeben, im "Sidewalk Blues" auf Posaune, Kornett und Klarinette aufgeteilt. Vor dem Trio findet sich eine Bridge, die den Tonartwechsel einleitet und sich ebenfall im "Sidewalk Blues" vom "Fish Tail Blues" unterscheidet. Sowohl Intro als auch Interludium können wir in unserer Analyse vernachlässigen.

Kommen wir zum ersten Bluesteil: die ersten acht Takte erscheinen mir für Morton nicht typisch. Sie können also durchaus von Collins komponiert sein. Die vier Schlusstakte klingen allerdings typisch Jelly-like. Man kennt diese Art des Schlussteils etwa aus dem "London Blues" oder dem "Dead Man Blues", beide von Morton vor 1924 komponiert - auch wenn der "Dead Man Blues" erst 1926 zum Copyright angemeldet wurde. Typisch für Morton auch, dass diese abschließende Sequenz in jedem Chorus wiederholt wird. In der späteren Version als "Sidewalk Blues" hat Morton die Eingangsphrase - melodisch, nicht rhythmisch - verändert: sie baut - aufsteigend - auf der Quinte, der Sexte und dem Grundton auf. Dieser melodische Aufbau findet sich bei Morton wiederholt: etwa beim Klarinetten-Trio im "Dead Man Blues" oder in der Eingangsphrase von "Soap Suds", beide 1926 mit Band eingespielt. Auch die vier Schlusstakte sind neu geschrieben.

Ähnlich verhält es sich mit dem zweiten Bluesteil. Die ersten acht Takte können wiederum von Collins stammen. Die Schlusssequenz ist dagegen wiederum - siehe oben - typisch Jelly. Auch hier ist aber festzustellen: der zweite Blues wurde für die Version "Sidewalk Blues" ab Takt fünf verändert.

Bleibt das Trio. Hier sei ein kurzer Abstecher zu dem Stück "Someday Sweetheart" vorausgeschickt, einem der großen Hits der 20er Jahre, von Morton zweimal aufgenommen. Der Titel wurde von den Brüdern John und Benjamin Spikes zum Copyright angemeldet, mit denen Morton während seiner ersten Zeit an der Westküste zusammenarbeitete. Morton hat zwar nicht für sich reklamiert, an der Komposition unmittelbar beteiligt gewesen zu sein. Er will aber die Brüder auf das Thema "Tricks Ain`t Walkin`No More" des Pianisten Kid North hingewiesen haben, das John und Benjamin dann für die Verse des Songs verwendeten. In unserem Zusammenhang ist wichtig, dass Morton sich intensiv mit "Someday Sweetheart" beschäftigt hat. Vergleicht man nun die Harmoniefolgen des Trios von
"Fish Tail Blues" bzw. "Sidewalk Blues" mit dem Chorus von Someday Sweetheart, ergeben sich  Parallelen in den Takten 1-16. Ich habe die Harmonien von "Someday Sweetheart" in die obere, die vom "Sidewalk Blues" in die untere Zeile geschrieben:

Ab/Ab6          /Ab/F7/Bb7/Eb7/Ab6 A0/Eb7/Ab6/Ab6 A0/CM/CM/GM7/GM7  /CM/CM
Ab/C7 Cm7-5/F7/F7/Bb7/Eb7/Ab        /Eb7/Ab  /Ab6 A0/CM/CM/G7   /A0 G7/CM/Eb7

Die Verwandtschaft der beiden Harmoniestränge scheint mir evident.Natürlich ist es denkbar, dass Lee Collins das Trio des "Fish Tail Blues" auf diesen Harmonien aufgebaut hat, er also Komponist auch des Trios ist. Ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass Jelly Roll Morton mit der Harmoniefolge experimentiert und daraus das Trio entwickelt hat.

Meine Analyse führt zu folgendem Ergebnis: der erste und der zweite Bluesteil des "Fish Tail Blues" dürfte jeweils bis Takt acht Lee Collins zuzuschreiben sein. Morton hat den Schluss beigesteuert. Für den "Sidewalk Blues" hat Morton die beiden Bluesteile einer Revision unterzogen. Das Trio, das in beiden Fassungen fast unverändert das Stück trägt und prägt, möchte ich Morton zuordnen. Dies sind natürlich nur Indizien, keine Beweise. Jedenfalls hat Lee Collins  in jedem Fall die Miturheberschaft auch beim "Sidewalk Blues" verdient. Unabhängig davon, wer von den beiden Musikern welchen Anteil hatte, "Fish Tail Blues" und "Sidewalk Blues" sind einfach schöne Titel.......

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Heribert von Stomp

Samstag, 16. Februar 2019

Klimperkasten Gladbeck Nostalgisch II

Hallo Freunde,

in meinem vergangenen Beitrag hatte ich vom Auftritt der "OK-JAZZBAND" im Gladbecker "Klimperkasten" berichtet. Das ist jetzt ungefähr 20 Jahre her. Das genaue Datum habe ich ja nicht mehr. Jetzt ist mir noch zusätzlich ein Kurzbericht - Foto mit Bildunterschrift - aus der WAZ in die Hände gefallen, der allerdings auch keine Datumsangabe enthält. Ist aber interessant, weil das Bild die damalige Besetzung erkennen lässt, jedenfalls in der Frontline. Das waren also Herwig Barthes an der Trompete, Hans Fücker an der Posaune und meine Wenigkeit, Klarinette. Die Rhythmusgruppe wird auf dem Foto zwar verdeckt, ich erinnere mich aber noch genau: dabei waren Hans Kirchmayer,
Guitarre und Banjo, Axel Becker (Bass) und Christoph Freier am Schlagzeug. Insgesamt also von den Musikern her eine recht modern anmutende Besetzung für eine Dixie-Band, wenn auch die Orchestrierung konventionell war.

Die Überschrift der Bildzeile lautete - zutreffend, aber nicht gerade originell - "Dixieklänge zum Frühschoppen". Der kurze Text: "Zum Jazzfrühschoppen lud am vergangenen Sonntag wieder der Gladbecker Jazzclub in den Klimperkasten ein. Für den musikalischen Part an diesem Vormittag zeichnete die `O.K. Jazzband` verantwortlich, der es schnell gelang, die triste Herbststimmung zu vertreiben. Aus Ragtime, Dixieland, Blues und Swing mixten die Bandmitglieder ein mitreißendes Programm, das bei den Jazzfans auch bestens ankam". Auch wenn diese Zeilen weitgehend eine Übernahme des vorab dem Veranstalter zur Verfügung gestellten Pressetextes waren: so lief der Frühschoppen nach meiner Erinnerung tatsächlich so ab. Das nennt man dann eine "self-fulfilling prophecy"............

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Heribert von Stomp

Freitag, 1. Februar 2019

Klimperkasten Gladbeck Nostalgisch

Hallo Freunde,

dieser Tage fiel mir ein altes Jahresprogramm des rührigen Jazzclubs Gladbeck in die Hände. Ich habe es aufgehoben, weil dort auch ein Auftritt der OK-JAZZBAND angekündigt wird. Leider kann ich die Jahreszahl nicht mehr erkennen. Es muss sich aber entweder um das Jahr 1998 oder 1999 gehandelt haben. Weshalb? Für den 10. Januar ist ein Konzert des "Jürgen Bleibel Trios plus Sängerin" angekündigt. Gershwin wurde 1898 in New York geboren - und zwar am 26. September. Bezieht man die Ankündigung also auf das Geburtsjahr, kommt 1998 in Betracht, nimmt man das Geburtsdatum, passt auch der Januartermin des Folgejahres.

Welche Bands aber waren für die monatlich im "Klimperkasten", Kirchhellener Str., anberaumten Konzerte angekündigt? Im Januar das schon besagte Trio. Im Februar gastierte "JazzLight". Im März dann das "Christian Bleiming Boogie Trio". Für April und Mai waren das "Spardosenterzett" und die "Boogie Connection" im Programm. Juni, Juli und August: "Milano Jazzband", "Down Town Six" und "Jazz Confect". September: "Climax Band Cologne". Oktober: "OK Jazzband". Bleiben noch November und Dezember: "Gator Hot Six" und "Sascha Klaar und Band".

Ein abwechslungsreiches Programm also. Die Werbung damals lautete übrigens: "Wir möchten stets die kleinste Nummer sein - die Nr. 1!" Über soviel Engagement kann man sich nur freuen. Ich erinnere mich gern an das Konzert im "Klimperkasten" in Gladbeck.

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Heribert von Stomp