Samstag, 29. November 2014

St. Louis Blues II

Hallo Freunde,

mein vergangener Beitrag war dem St. Louis Blues von W.C. Handy gewidmet. Dieses Stück ging vor hundert Jahren als einer der bahnbrechenden Titel des Oldtime-Jazz in die Welt hinaus. Dummerweise hatte ich mich zu der Bemerkung verstiegen, ich hätte schon das ganze Jahr im Sinn gehabt, dieses Jubiläum zu würdigen. Denn prompt trat mein alter Freund und Kritikaster Buddy Yesterday auf den Plan und wollte es genau wissen: 100 Jahre, gut und und schön - aber wann genau vor einhundert Jahren?. Ich habe mich also schlau gemacht. Schließlich wollte ich den lieben Buddy nicht enttäuschen. Das war gar nicht so einfach. Aber jetzt hab`ichs: der St. Louis Blues wurde genau am 11. September 1914 mit dem Copyright versehen. Und bevor Buddy jetzt auch noch ankommt, wie es denn mit dem Dallas Blues von Hart A. Wand war, über den ich ja auch einige Zeilen verloren hatte: dessen Copyright datiert auf den 06. September 1912. Ich hatte ja geschrieben, dass Handy und Wand ihre Blues sozusagen auf der Strasse aufgelesen haben. Für den Dallas Blues ist dies ganz gut belegt. In der Copyright-Anmeldung heisst es nämlich: "music anonymous". Wand ist lediglich als Verleger angegeben. Das Arrangement wird einer gewissen M. Annabel Robbins zugeschrieben. Erst später wird Hart A. Wand auch als Komponist mit dem Dallas Blues in Verbindung gebracht. Vielleicht spielte hier auch eine Rolle, dass W.C. Handy mit dem St. Louis Blues 1914 ganz unverblümt die Urheberrechte für sich in Anspruch nahm, obwohl es auch bei ihm hätte heissen müssen: "music anonymous". In beiden Fällen aber gilt: Handy und Wand haben dazu beigetragen, den Blues populär zu machen, und sie haben vielen grossen Jazzmusikern eine Vorlage für wunderbare Interpretationen geliefert..........

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Donnerstag, 20. November 2014

100 Jahre St. Louis Blues

Hallo Freunde,

das ganze Jahr schon hatte ich mir vorgenommen, einen Beitrag über einen der berühmtesten Titel der Jazzgeschichte zu schreiben, über den St. Louis Blues. Der galt lange Zeit als das am häufigsten auf Platten aufgenommene Stück. Viele der berühmtesten Interpreten haben sich an ihm versucht, ihm neue Facetten abgewonnen, ihm ihren Stempel aufgedrückt.
Der St. Louis Blues wurde vor 100 Jahren veröffentlicht, ist aber nicht der erste gedruckte Blues.
Diese Ehre wird dem Dallas Blues zugeschrieben, dessen Veröffentlichung auf 1912 datiert ist. In beiden Fällen haben die Komponisten - W.C. Handy (St. Louis Blues) und Hart A. Wand (Dallas Blues) - Material aufgegriffen, das förmlich auf der Straße lag. Die Songs waren bereits geläufig, sie wurden nur noch in Form gebracht - und traten dann ihren Siegeszug an. Wand und Handy waren also so etwas wie die Gebrüder Grimm des Blues. Damals befand sich übrigens noch die Ragtime-Ära in voller Blüte. Der Jazz war noch in seiner frühen Phase. Die Musiker, die von New Orleans aus in den Norden zogen, trafen aber, wie die geographischen Nennungen Dallas und St. Louis zeigen, auf fruchtbaren Boden.
W.C. Handy starb 1958 im Alter von 84 Jahren in Harlem. Eigentlich wollte er mit seiner Frau zur Premiere des Films "St. Louis Blues", einer Biographie des Komponisten mit zahlreichen seiner Blueskompositionen, nach St. Louis fliegen. Doch dazu kam es nicht mehr. William Christopher Handy genoss als "Vater des Blues" damals Kultstatus in den USA. Zu seinem Tod kondolierten Präsident Eisenhower und Vizepräsident Nixon. In New York wurde eine "W.C. Handy Week" gehalten. Handy war übrigens, was mitunter übersehen wird, selbst Instrumentalist. Er spielte Trompete. Gelegentlich philosophierte er: "Life is something like a trumpet. If you don`t put anything in it you don`t get anything out. And that`s truth".
Diese Einstellung spiegelt sich durchaus auch im finanziellen Erfolg des Komponisten wider. In seiner Jugend bettelarm, brachte er es mit seinen Werken, die in der Handy Brothers Music Company verlegt wurden, zu beträchtlichem Wohlstand. Zur tragischen Seite seines Lebens gehörte auf der anderen Seite, dass er früh sein Augenlicht einbüßte, es zwar teilweise wiedererlangte, aber 1943 endgültig verlor.
Der St. Louis Blues - wie auch der Memphis Blues und der Beale Street Blues, um nur zwei weitere Titel zu nennen - wird immer mit W.C. Handy verbunden bleiben.....

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 10. November 2014

Bernard Stanley Bilk ist tot

Hallo Freunde,

gestern blätterte ich in der neuesten Ausgabe des Print-Magazins "Der Spiegel". Dort fand ich die traurige Mitteilung, dass Bernard Stanley Bilk - bekannt als Mr. Acker Bilk - am 02. November gestorben ist. Die Nachricht hat mich in doppelter Hinsicht getroffen. Denn noch in meinem Beitrag vom 26. Oktober hatte ich ihm eine gute Zeit als Rentner gewünscht. Und ich hatte zum Ausdruck gebracht, wie sehr ich diesen Musiker schätze. Bei meinen Recherchen im Internet fiel mir dann natürlich auf, dass viele Medien auf den Tod - und in der Rückschau vor allem: auf das Leben - des Klarinettisten eingegangen sind. Irgendwie hatten mich diese Informationen aber zunächst nicht erreicht.
Die Berichte sprechen übereinstimmend davon, dass Acker Bilk an Krebs erkrankt war. Dies war mir nicht bekannt, auch wenn seine Managerin ja auf der Web-Site auf seine angegriffene Gesundheit hingewiesen hatte. So bleibt mir nur die Hoffnung, dass Bernard Stanley Bilk trotz seiner Erkrankung noch eine gute Zeit im Kreis seiner Familie hatte........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 8. November 2014

Blamu Jatz Orchestrion Weimar

Hallo Freunde,

diesmal habe ich sehr mit mir gerungen, welches Thema ich Euch posten soll. Da war einmal am Donnerstag der 200. Geburtstag von Adolphe Sax. Ohne das von ihm erfundene und nach ihm benannte Instrument ist ja die Geschichte des Jazz kaum denkbar. Sax wurde übrigens im belgischen Dinant an der Maas geboren, also gar nicht so weit von hier.
Schließlich aber siegte der Patriot in mir (siehe dazu auch meinen Beitrag vom 03. Juli 2012), und so nehme ich mir ein anderes historisches Datum vor: den Jahrestag des Mauerfalls. Die mit ihm verbundenen umwälzenden Ereignisse führten ja auch dazu, dass die Grenze für Jazzmusiker geöffnet wurde. Zwar gastierten schon zu Zeiten des Eisernen Vorhangs hervorragende Musiker und Gruppen etwa aus Polen, Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei bei uns. (Diese Musiker zeichneten sich neben ihrer Spielfreude stets auch durch ein hohes technisches Niveau an ihren Instrumenten aus). Gruppen aus der damaligen DDR waren waren aber hierzlande praktisch unbekannt. Nach der Öffnung der Mauer wurde dies anders. Jetzt konnte man erahnen, welches Potential über Jahrzente regelrecht eingemauert war. Neben den beiden gerade genannten Merkmalen ist den ostdeutschen Bands oft auch ein ganz individueller Zugang zum traditionellen Jazz eigen.
In meinem Beitrag vom 18. April dieses Jahres hatte ich Euch ja schon solch eine Gruppe vorgestellt: die Old Time Memory Jazzband aus Jena. Eine andere von mir sehr geschätzte Gruppe ist das Blamu Jatz Orchestrion. Es wurde von Absolventen der Hochschule für Musik "Franz Lizt" in Weimar gegründet. Ich habe die Gruppe vor vielen Jahren in Bonn gehört. Damals war Bonn noch Bundeshauptstadt. Blamu spielte bei einem Bürgerfest im Auftrag der thüringischen Landesvertretung, wenn ich mich recht erinnere. Ganz sicher weiss ich, das mir die Musik sehr gut gefallen hat.  Hinter Blamu, so heisst es auf der Web-Site der sechs Musiker, verbirgt sich ein musikalisches Konzept, das von Dixie über Schlager und Volksmusik bis hin zu Rock und Pop mit eigenen Titeln reicht. Man geht also mit der Zeit. Gern würde ich das Blamu Jatz Orchestrion mal wieder hören. Vielleicht verschlägt es die Band ja demnächst zu einem Auftritt ins Rheinland........

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Dienstag, 4. November 2014

Von Milenberg Joys bis Dead Man Blues

Hallo Freunde,

heute ein Beitrag in eigener Sache. Ich freue mich ja sehr, dass der Blog (ich sage halt der -  und nicht das Blog) der OK-JAZZBAND so gut von Euch angenommen wird. 11.355 Aufrufe sind bisher zu verzeichnen. Das war aber nicht immer so. Am Anfang war der Blog noch weitgehend unbekannt und mußte sich erst einen Namen erarbeiten. Klar, dass es  solch ein Forum einer einzelnen Band nicht leicht hat. Die OK-JAZZBAND hat einen regionalen Radius, das Thema "Oldtime Jazz" spricht nur eine Minderheit an. So ist es auch nicht verwunderlich, dass einige der frühen Beiträge nur wenige Leser fanden. Dabei waren die Einträge aus der Anfangsphase, wie ich in aller Bescheidenheit meine, ebenso lesenswert wie die aktuellen Mitteilungen.
Ich möchte Euch daher einige dieser Beiträge ans Herz legen. Da sind zum Beispiel die Zeilen über Jelly Roll Morton`s Kompositionen "Milenberg Joys" vom 16. Februar 2010 und "Dead Man Blues" vom 18. April des selben Jahres. Oder die Beiträge über den Klarinettisten Garvin Bushell vom 03. März 2010 und eine Begegnung mit dem Sopransaxophonisten Olivier Franc in Paris vom 12. April 2010.
Falls Ihr also Lust und Muße habt, an einem dieser trübsinnigen Herbsttage neben der aktuellen Fortschreibung des Blogs auch in alten, aber keineswegs verstaubten Kurzessays zu stöbern - nur zu.
Ich wünsche Euch gute Unterhaltung und auch die ein oder andere Anregung........

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp