Samstag, 28. November 2015

Christmas Dixie

Hallo Freunde,

morgen ist der 1. Advent. Manche Weihnachtsmärkte haben bereits ihre Pforten geöffnet. Viele andere folgen an diesem Wochenende. Hin und wieder präsentieren die Organisatoren Oldtime-Bands, die Weihnachtslieder im Dixie-Sound spielen. Meist bieten die Gruppen ein gemischtes Programm, das außerdem bekannte Titel wie etwa "Oh, When The Saints" umfaßt, die ja auch durchaus in diese Zeit passen.
Manche deutschen Weihnachtslieder sind ja sehr geeignet für eine Interpretation im alten Jazzsound. Dazu gehört etwa "O Tannenbaum". In den USA fand es als "Maryland March" Eingang in den traditionellen Kanon. Erweitert man "O Tannebaum" zur A-A-B-A Songform, ist man schnell auf dem richtigen Weg.
Die Frage ist: sollen Weihnachtslieder überhaupt in Dixie-Form dargeboten werden? Ich persönlich habe damit kein Problem. Entscheidend ist, so meine Meinung, dass die zumeist der romantischen Tradition entstammenden Themen - aber es gibt natürlich viele noch ältere Weihnachtslieder - angemessen gespielt werden. Damit meine ich, dass der christliche Kontext, in dem sie geschaffen wurden, berücksichtigt bleibt. Auf Weihnachtsmärkten, die ja stark auf Konsum und Kommerz ausgerichtet sind, wirkt das im ersten Moment vielleicht schwierig. Aber es ist eine leicht zu lösende Aufgabe, weil auch diese verkaufsorientierten Veranstaltungen von einer besonderen Atmosphäre geprägt sind, die sich sonst das ganze Jahr über nicht finden läßt.
Beliebt sind natürlich auch die angloamerikanischen Weihnachtssongs. "White Christmas" von Irving Berlin ist hier ein herausragendes Beispiel. Wenn man etwas genauer hinhört, lassen sich manchmal verblüffende Parallelen zwischen amerikanischen und deutschen Liedern finden. So sind zum Beispiel die Anfänge von "Rudolph The Red-Noised Reindeer" und "Stille Nacht, Heilige Nacht" identisch. Ob Komponist Johnny Marks hier bewußt eine Anleihe beim deutschen Weihnachtsklassiker genommen hat oder ob es nur Zufall war? Wer weiß! Es gibt jedenfalls so einiges zu entdecken, wenn man sich mit der Fülle der Weihnachtssongs beschäftigt. Und noch mehr Spaß bereitet das Spielen und das Zuhören........

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 22. November 2015

Lutz Eikelmann: neue CD

Hallo Freunde,

Lutz Eikelmann, der unermüdliche Botschafter des Oldtime-Jazz, präsentiert eine neue CD. Sie heißt - nicht ganz passend zur Jahreszeit - "Wochenend und Sonnenschein". Aber immerhin: Wochenende haben wir ja im Augenblick. Der weite Bogen der Titel spannt sich vom "Wildcat Blues" und von "Petite Fleur" über den "Buddy Bolden Blues" und "Memories of You" bis hin zu "All TheThings You Are". Die Titel wurden überwiegend  in Quartettbesetzung eingespielt. Neben Lutz Eikelmann (Sousaphon) sind mit dabei: Bert Brandsma (Klarinette), Jörg Kuhfuß (Trompete/Gesang) und Johannes Zink (Guitarre/Banjo). Bei einigen Titeln wirkt als fünfter Mann Thomas Guthoff am Piano mit. In Guthoffs Studio wurde die CD eingespielt.
Lutz Eikelmann ist die Freude anzumerken: "Nach 9 Jahren......erscheint damit endlich mal wieder ein von mir produziertes Studio-Album!" Das war dann auch wirklich eine lange Zeit der Abstinenz. Lutz ist jedenfalls überzeugt: "Meinem Eindruck nach ist `Wochenend und Sonnenschein` eine besonders gelungene Produktion - vielleicht das in sich `rundeste` Album, welches ich bisher einspielen und produzieren durfte".
Anfang August wurden die Titel aufgenommen, im Dezember dann geht die CD hinaus in die Jazzwelt. Sie kann direkt bei Lutz Eikelmann, der ja seine eigene Web-Site hat, bestellt werden. Die CD ist sicher auch ein schönes Weihnachtsgeschenk. Die OK-JAZZBAND wünscht Lutz und seiner neuen Produktion viel Erfolg und zahlreiche geneigte Hörer..........

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 15. November 2015

Sun Lane LTD - mit Volldampf voraus

Hallo Freunde,

jetzt haben wir wirklich Herbst. Bedeckter Himmel, Regen, kräftige Windböen - wer angesichts des Sonnenscheins und der damit verbundenen milden Temperaturen der vergangenen Tage glaubte, der Klimawandel habe auch schon die Jahreszeiten außer Kraft gesetzt, hat sich getäuscht. Irgendwie ist das dann ja auch wieder tröstlich.
Ist es das schnoddrige Wetter, das mich unterbewußt auf die Web-Site der Band mit der Sonne im Namen geführt hat? Könnte schon sein. Ich wollte also wissen, was die "Sun Lane LTD" macht, die Oldtime-Truppe aus dem Aachener Raum. Und siehe da, die Jungs sind nach wie vor sehr aktiv. So stehen im Kalender der Band für dieses Jahr noch drei Termine: am 27. November in Wuppertal, am 11. Dezember im Kölner Jazzlokal "Em Streckstrump" und am 19. Dezember auf dem Aachener Katschhof. Anlaß ist der dortige Weihnachtsmarkt.
Und auch bis weit ins nächste Jahr gibt es schon Planungen: so spielt die Band am 18. Dezember 2016 in den Aachener Kurpark-Terrassen. Und auch eine Riverboat-Shuffle ist dabei: am 17. Juli auf der Maas von Maastricht nach Lüttich. Da trifft dann das geflügelte Wort zu - "mit Volldampf voraus........"

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 1. November 2015

Die Story: Creole Love Call

Hallo Freunde,

gerade halte ich die akutelle Ausgabe von "Swinging Hamburg" in Händen. Dabei handelt es sich um das Periodikum (erscheint vierteljährlich) der "Gesellschaft zur Förderung des traditionellen Jazz e.V.", das sich besonders dem Jazzleben in der Elbmetropole widmet, aber auch immer wieder interessante Geschichten zum Trad-Jazz allgemein präsentiert. Zu den Rubriken gehört neben den üblichen Terminhinweisen auch eine Serie "Der Jazz-Titel uns seine Story". In diesem Heft ist der Standard "Creole Love Call" an der Reihe.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich nach der Lektüre ein wenig enttäuscht bin. Auf zwei Seiten erfahre ich zwar allerlei über Duke Ellington, dem der Titel zugeschrieben wird, über Harlem und speziell dort den "Cotton Club", von dem Ellington`s Weltkarriere ihren Ausgang nahm - über den "Creole Love Call" aber sind die Informationen recht spärlich. Da heißt es, Ellington habe den Titel 1928 gemeinsam mit seinem Trompeter "Bubber" Miley komponiert. Und dann: "Dessen Spielweise mit Wah-Wah-Dämpfer, die besonders beim `Creole Love Call` rüberkommt, war charakteristisch für den Stil der Band (Jungle Style)". Dieser Stil wurde "zum Markenzeichen des Ellington Orchesters über Jahre". Und das war`s denn auch schon.
Schade. Denn der "Creole Love Call" war darüber hinaus ein frühes und spannendes Beispiel für Urheberrechtsstreitigkeiten, die auch den Jazz nicht verschonten. Randall Sandke hat dieses Kapitel in seinem sehr lesenswerten Buch "Where the dark and the light folks meet" beleuchtet.
Oldtimefreunden kommt der "Creole Love Call" irgendwie bekannt vor. Ist das Thema nicht Bestandteil des berühmten "Camp Meeting Blues" von Joe "King" Oliver. Und wurde dieser Titel nicht schon fünf Jahre vor Entstehen des "Creole Love Call" eingespielt? Sandke bringt die Geschichte mit dem Saxophonisten Rudy Jackson zusammen, der mit Oliver spielte: "In 1923 Jackson participated in King Oliver`s recording of the Oliver composition `Camp Meeting Blues` ". (Sandke, S. 211). Später wechselte Jackson zu Ellington. Er präsentierte dem Duke die Melodie als seine eigene Schöpfung. Ellington versah das Ganze mit seinem unnachahmlichen Stempel. Beide teilten sich dann die Urheberschaft.
Als Oliver die Aufnahme des "Creole Love Call" hörte, setzte er sich hin und schrieb folgenden Brief an Victor Records:
"Gentlemen, I have recently listened to a recording by your company under the title of Creole Love Call played by Duke Ellington`s band. Permit me to bring to your attention the fact that this number was written by me and copyrighted Oct. 11, 1923;  #570230 under the title of Camp Meeting Blues. The writer also recorded this particular number on the Columbia records and has collected royalties for same. Will you, therefore, be good enough to forward me a contract covering Creole Love Call and should you desire further information, the same will be given, gladly".
Pech allerdings für Oliver, dass die von ihm genannte Copyright-Nummer für den "Temptation Blues" vergeben worden war und nicht für den "Camp Meeting Blues". Ob Oliver es einfach versäumt hatte, diesen Titel registrieren zu lassen, ob der Fehler woanders lag, wir wissen es nicht genau. Oliver ging somit jedenfalls leer aus. Das ändert allerdings nach wie vor nichts an der verblüffenden Ähnlichkeit zwischen "Creole Love Call" und "Camp Meeting Blues". Und während es für Ellington in den folgenden Jahren stetig bergauf ging, führte die Karriere des "King" in den finanziellen Abgrund.
Also eine durchaus packende Story. Vielleicht wird sie ja irgendwann einmal auch den Lesern  von "Swinging Hamburg" vor Augen geführt.......

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp