Freitag, 21. April 2017

Super-Jazzclub Gladbeck

Hallo Freunde,

der Jazzclub Gladbeck ist einer der wenigen verbliebenen Clubs im Land und zeichnet sich durch große Aktivität aus. Das verdient Anerkennung und Unterstützung. Garant für die Lebendigkeit ist sicher auch der Vorsitzende Wolfgang Röken, dem es immer wieder gelingt, gute und sehr gute Gruppen ins nördliche Ruhrgebiet zu holen und dafür auch die nötigen Sponsoren zu gewinnen. Denn ein Markenzeichen des Clubs ist es auch, die Veranstaltungen zu erschwinglichen Eintrittspreisen anzubieten.

Die Programmgestaltung geht mit der Zeit. Zunehmend treten Events mit Blues, Gospel, Cajun usw. in den Vordergrund. Die Wurzeln des guten alten Dixieland- und New Orleans Jazz werden gleichwohl gepflegt. Insgesamt ein gelungener Spagat. Und so wundert es nicht, dass der rührige Vorsitzende auf der Web-Site des Clubs von einem "Spitzenprogramm der Extraklasse" spricht und jubiliert: "Ein solches Programm gab es noch nie". Das kann man getrost unterschreiben, denn jedes Jahresprogramm ist ja anders.

Aber die alten Zeiten waren auch nicht schlecht. Mir fiel ein vergilbtes Programm aus dem Jahr 1999 in die Hand. Dort heißt es über das abgelaufene Programmjahr: "Jazz in Swinging Gladbeck: 1998 stellte alles in den Schatten". Und weiter: "1998 war ein Super-Jazz-Jahr. Es stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten. Mehr als 10.000 Menschen kamen zu den Veranstaltungen des Jazzclubs. Damit hat sich Gladbeck zu einer Hochburg des traditionellen Jazz im Ruhrgebiet entwickelt". Worte des damaligen Vorsitzenden: Wolfgang Röken.

Man sieht: aus der Distanz relativiert sich alles. Denn fast 20 Jahre später scheint ja auch das Programm von damals und der Nachfolgejahre getoppt zu sein. Übrigens traten damals u.a. Kenny Ball und Bob Kerr in Gladbeck auf. Wenn  heute also wirklich alles noch einmal viel besser ist: Hut ab!

Jetzt aber Ironie beiseite: Klappern gehört zum Handwerk. Schließlich müssen die Besucher gelockt und mit dem Erfolg der Konzerte auch die Sponsoren überzeugt werden. Denn im nächsten Jahr soll es dann ja wohl ein noch tolleres Programm geben, wofür wir heute schon viel Erfolg wünschen......

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 1. April 2017

Scott Joplin: 100. Todestag

Hallo Freunde,

am 01. April 1917 ist Scott Joplin, der große Ragtime-Pionier gestorben. .Ich denke, Ihr kennt seine berühmte Komposition "The Entertainer" und auch den "Maple Leaf Rag", der zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts Joplin`s erfolgreichstes Werk war und als Sheet-Music millionenfach verkauft wurde. Als fast zeitgleich mit Joplin`s Tod die Ragtime-Ära endete und der Jazz seinen Siegeszug antrat - 1917 wurden bekanntlich auch die ersten Jazztitel von der "Original Dixieland Jazzband" eingepielt -, wurden auch die Kompositionen von Joplin und anderen Ragtime-Komponisten nicht mehr so häufig gespielt. Und trotzdem waren die spezifischen Merkmale des Ragtime in den Kompositionen und Aufnahmen der Jazzpioniere vielfach spürbar: die Synkopation und der typische Aufbau der Ragtimestücke zum Beispiel. Auf der anderen Seite taucht der Name "Rag"  immer wieder mal in Werktiteln auf, ohne dass es sich wirklich um Ragtimekompositionen im ursprünglichen Sinn handeln muss. Jelly Roll Morton`s "Perfect Rag" etwa würde ich nicht als klassischen Ragtime bezeichnen und auch nicht den von Joe Oliver aufgenommenen "Snake Rag".
Eine detaillierte Analyse spare ich mir für eine spätere Gelegenheit auf. Die Titelgebung zeigt aber, dass sich die Pioniere der 20er Jahre durchaus dieser Wurzel bewusst waren und dass ihnen klar war, dass es weiterhin ein Publikum gab, das für aus diesen Ursprüngen gespeiste Musik empfänglich war.

Wenn man nach klassischen Ragtimekompositionen unter den Aufnahmen der 20er Jahre sucht, wird man etwa bei den "New Orleans Rhythm Kings" mit ihrer, wie ich meine, sehr schönen Einspielung des "Maple Leaf Rag" fündig. Ein interessanter früher Fall ist der "Original Dixieland One Step" (26.02.1917) der "Original Dixieland Jazz Band". Er enthält als Trio den "That Teasin´ Rag" von Joe Jordan. Hier handelt es sich um einen klassischen Fall von Plagiat. Denn Nick La Rocca und seine Mitstreiter von der ODJB machten diese Übernahme nicht kenntlich und gaben den One-Step als komplett von der ODJB geschaffenes Werk aus. Das führte dann zu einer heftigen gerichtlichen Auseinandersetzung. Am Ende standen ein finanzieller Vergleich und die Auflage, die Verwendung von Jordan`s Komposition bei späteren Pressungen deutlich zu machen.

Wenn die frühen Jazzmusiker Ragtime spielen, halten sie sich zumeist an eine Regel, die Joplin stets für seine Kompositionen vorgab, nicht: das Stück nicht schnell zu spielen. Meistens verwendeten sie zügige Tempi. Ich glaube, dass ein ganz entscheidender Grund für die eher geringe Popularität des Ragtime bei den traditionellen Jazzbands darin zu sehen ist, dass es sich um einen Klavierstil handelt. Ragtimekompositionen haben oft keine geradlinige, für das Lead-Instrument Trompete gut zu spielende Melodieführung. Das macht wiederum das Kollektivspiel schwieriger. Trotzdem gab es auch im Dixieland-Revival der 50er Jahre Versuche, neue Ragtimekompositionen zu etablieren. Ein Beispiel dafür ist Chris Barber mit dem "Merrydown Rag" und dem "St. George`s Rag". Barber berücksichtigte dabei allerdings die Anforderungen einer kollektiv spielenden Jazzband.

Scott Joplin und andere Komponisten waren mit ihren Werken unverzichtbare Vorbereiter des traditionellen Jazz, der sich aber auch aus anderen Quellen speiste. Es ist auch heute noch  eine Freude, die Werke der Ragtimepioniere zu hören, ganz gleich, ob als Piano-Soli oder Bandaufführungen....

Soviel für heute.
Herzlich euer
Heribert von Stomp