Donnerstag, 20. November 2014

100 Jahre St. Louis Blues

Hallo Freunde,

das ganze Jahr schon hatte ich mir vorgenommen, einen Beitrag über einen der berühmtesten Titel der Jazzgeschichte zu schreiben, über den St. Louis Blues. Der galt lange Zeit als das am häufigsten auf Platten aufgenommene Stück. Viele der berühmtesten Interpreten haben sich an ihm versucht, ihm neue Facetten abgewonnen, ihm ihren Stempel aufgedrückt.
Der St. Louis Blues wurde vor 100 Jahren veröffentlicht, ist aber nicht der erste gedruckte Blues.
Diese Ehre wird dem Dallas Blues zugeschrieben, dessen Veröffentlichung auf 1912 datiert ist. In beiden Fällen haben die Komponisten - W.C. Handy (St. Louis Blues) und Hart A. Wand (Dallas Blues) - Material aufgegriffen, das förmlich auf der Straße lag. Die Songs waren bereits geläufig, sie wurden nur noch in Form gebracht - und traten dann ihren Siegeszug an. Wand und Handy waren also so etwas wie die Gebrüder Grimm des Blues. Damals befand sich übrigens noch die Ragtime-Ära in voller Blüte. Der Jazz war noch in seiner frühen Phase. Die Musiker, die von New Orleans aus in den Norden zogen, trafen aber, wie die geographischen Nennungen Dallas und St. Louis zeigen, auf fruchtbaren Boden.
W.C. Handy starb 1958 im Alter von 84 Jahren in Harlem. Eigentlich wollte er mit seiner Frau zur Premiere des Films "St. Louis Blues", einer Biographie des Komponisten mit zahlreichen seiner Blueskompositionen, nach St. Louis fliegen. Doch dazu kam es nicht mehr. William Christopher Handy genoss als "Vater des Blues" damals Kultstatus in den USA. Zu seinem Tod kondolierten Präsident Eisenhower und Vizepräsident Nixon. In New York wurde eine "W.C. Handy Week" gehalten. Handy war übrigens, was mitunter übersehen wird, selbst Instrumentalist. Er spielte Trompete. Gelegentlich philosophierte er: "Life is something like a trumpet. If you don`t put anything in it you don`t get anything out. And that`s truth".
Diese Einstellung spiegelt sich durchaus auch im finanziellen Erfolg des Komponisten wider. In seiner Jugend bettelarm, brachte er es mit seinen Werken, die in der Handy Brothers Music Company verlegt wurden, zu beträchtlichem Wohlstand. Zur tragischen Seite seines Lebens gehörte auf der anderen Seite, dass er früh sein Augenlicht einbüßte, es zwar teilweise wiedererlangte, aber 1943 endgültig verlor.
Der St. Louis Blues - wie auch der Memphis Blues und der Beale Street Blues, um nur zwei weitere Titel zu nennen - wird immer mit W.C. Handy verbunden bleiben.....

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon, spotify)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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