Freitag, 12. September 2014

Jelly Roll Morton - Fat Frances

Hallo Freunde,

es ist ja immer gut, wenn man sich erinnert, was früher so aus der Feder geflossen ist. Das damals Geschriebene wird durch neue Erkenntnisse bestätigt oder aber revidiert. Manchmal auch erweitern zusätzliche Aspekte das Spektrum, ohne das damals Verfasste in Frage zu stellen. So ergeht es mir im Augenblick mit "Frances", einer Komposition von Jelly Roll Morton, die auch unter dem Titel "Fat Frances" bekannt ist. Jelly hat sie 1929 als Piano-Solo eingespielt. Genauer gesagt: es geht mir nicht um die Komposition an sich, sondern um den Titel des Werkes.
In meinem Beitrag vom 6. April 2013 in diesem Blog hatte ich ausgeführt, dass Morton vielleicht neben Anita Gonzales und Mabel Bertrand eine weitere große Liebe hatte, die er verewigte, indem er den Vornamen über eine seiner Schöpfungen stellte. Anita Gonzales, der Liebe aus seiner Zeit an der Westküste, hatte er bekanntlich mit den Titeln "Mamanita" und "Sweet Anita Mine" ein musikalisches Denkmal gesetzt. Mabel Bertrand kam in der Namensgebung seines Stückes "Fussy Mabel" zu Ehren.
Mit "Frances", so meine am 6. April 2013 formulierte Theorie, könnte die Sängerin Frances Hereford gemeint sein, mit der Morton 1928 einige Titel einspielte. Dies war und ist nicht mehr als eine Vermutung. Man weiß einfach zu wenig über Frances Hereford. Meine Vermutung kann also richtig sein, ebenso gut aber auch falsch. Ich möchte meinen Überlegungen zu "Frances" aber einen neuen Aspekt hinzufügen. "Frances" war auch der Vorname von Jelly`s jüngerer Schwester. Ihr musste sich Morton besonders verpflichtet fühlen, seit sie ihn 1925 in Chicago ca. ein halbes Jahr lang während einer Krankheit pflegte (von Mai bis Oktober). Über die Krankheit selbst sind wir nicht näher informiert. Einige aufschlussreiche Details finden sich in dem hervorragenden Buch "Dead Man Blues" von Phil Pastras auf Seite 131. Dass sich Frances so liebevoll um ihren grossen Bruder kümmerte, weist auf ein besonders enges Verhältnis zwischen den Geschwistern hin. Was also lag für Jelly näher, als die Schwester durch die Namensgebung eines seiner Werke zu ehren! Wann die Komposition genau entstanden ist, wissen wir nicht. Morton könnte aber durchaus ein schon vor 1925 entstandenes Werk auf den Namen "Frances" umgetauft haben. Dies wäre in seinem Schaffen keine Ausnahme.
Vielleicht war also mit "Frances" die Sängerin Frances Hereford gemeint, vielleicht auch nicht. Vielleicht war es Frances Morton Oliver, so der vollständige Name der jüngeren Schwester, vielleicht auch nicht. Wenn es neue Erkenntnisse gibt, werde ich mich in diesem Blog wieder mit dem Thema befassen. Vielleicht auch nicht.........

www.ok-jazzband.de - CD: "Tribute To Jelly Roll Morton" (amazon, iTunes, spotify).

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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