Donnerstag, 26. September 2013

Bye Bye Paul

Hallo Freunde,

heute fuhr ich an einem Plakat vorbei: für die 34. Leverkusener Jazztage im November wird dort Paul Kuhn angekündigt. Zu diesem Auftritt wird es leider nicht mehr kommen. Paul ist am vergangenen Wochenende "nach kurzer schwerer Krankheit", wie es heisst, in einer Schweizer Klinik gestorben. Auf der Web-Site der Leverkusener Jazztage ist dieser Verlust natürlich umgehend dargestellt worden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht in Paul Kuhn "Deutschlands Antwort auf Glenn Miller und Count Basie" und vermeldet sein Ableben folgerichtig auf Seite 1. War Paul das wirklich, wollte er es überhaupt sein? Paul Kuhn hatte, wie einige andere swingbeseelte Musiker auch, das Glück, den finanziell üppig ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Rücken zu haben. Sie konnten und wollten dem amerikanischen Big-Band-Jazz ein Forum bieten. Das war, füge ich ausdrücklich hinzu, zugleich ein Glück für die deutschen Jazzfans. Bei Paul war es der Sender Freies Berlin, der eine Big-Band unterhielt. Max Greger stellte sich in die Dienste des ZDF und Hugo Strasser hatte den BR als Partner. Ich nenne diese drei Musiker, weil sie bekanntlich in den vergangenen Jahren gemeinsam als "Swing-Legenden" auf Tournee gingen.Ohne das öffentlich-rechtliche Engagement hätten sie ihre - personell ausgezeichnet besetzten - Orchester wohl nicht finanzieren können und auch nicht die dauerhafte Popularität erlangt. Ich denke, das gilt auch für Paul Kuhn - trotz seiner erfolgreichen Ausflüge in die Schlagerwelt ("Mann am Klavier", "Kein Bier auf Hawai"). Worauf ich hinaus will: Paul Kuhn und die anderen deutschen Swinggrößen waren aus meiner Sicht keine "Antwort auf Glenn Miller und Count Basie". Sie brachten vielmehr deren Musikstil, natürlich um unterschiedliche Facetten bereichert, dem deutschen Publikum nahe - sowohl den Fans, die den US-Swing von Platten kannten und nun aus eigener Anschauung erleben konnten, wie eine Big-Band "funktioniert", als auch denjenigen Hörern, die sich erst einmal an die für sie neue Musik gewöhnen mussten. Natürlich gab es auch Gelegenheit, Basie, Ellington, Goodman, Herman und andere bei Deutschlandbesuchen zu erleben. Die deutschen Orchester aber waren dauerhaft in Radio und Fernsehen präsent und machten den US-Stil zu einem Bestandteil der deutschen Musikkultur.
Ich glaube, darin liegt das besondere Verdienst auch von Paul Kuhn. Und das ist nicht gering zu achten.
Und dann wäre da noch etwas: die große Freude, die er den Menschen mit seinem Entertainment bereitete,
die Gabe, den Alltag für ein paar Stunden vergessen zu machen. Das ist nur wenigen gegeben....

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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