Donnerstag, 3. Oktober 2013

Honey Babe

Hallo Freunde,

Irren ist menschlich, so heisst es, und daher ist es auch keine Schande, einen Irrtum zuzugeben, wenn man ihn denn erkannt hat. Also greife ich einen von mir vor langer Zeit, am 07. Juni 2010, verfassten Beitrag auf, der sich jetzt in neuem Licht zeigt. Überschrieben war der Beitrag damals mit "Dr.JazzandHoneyBabe". Darin habe ich bedauert, dass aus den 20er Jahren nur ein Gesangstitel von Jelly Roll Morton überliefert ist, nämlich eben jener "Dr. Jazz", den er 1926 mit seinen "Red Hot Peppers" in Chicago einspielte. Ich habe in meinem damaligen Beitrag vermutet, dass es noch zwei weitere Aufnahmen mit Jelly`s Gesang gab, die 1928 entstanden: "Sidewalk Blues" (nicht zu verwechseln mit der Aufnahme von 1926) und "Honey Babe". Für den "Sidewalk Blues" schrieb Walter Melrose den Text, die Lyrik von "Honey Babe" stammte aus Jelly Roll`s Feder. Beide Aufnahmen blieben unveröffentlicht, "unter Verschluß", wie ich formuliert habe.
Wie gut, dass es die Web-Site "victor.library" gibt, die mir erst kürzlich bekannt wurde. Sie enthält präzise discographische Angaben zu den Victor-Einspielungen. Und für Victor war bekanntlich auch Jelly Roll Morton tätig. Danach ergibt sich folgendes Bild: die Aufnahmen - jeweils zwei takes - von "Sidewalk Blues" und "Honey Babe" vom 11. Juni 1928 in New York werden mit dem Status "Destroy" gekennzeichnet. In der Tat wurde "Honey Babe" als Gesangsnummer eingespielt. Die Besetzung weist aus: Jelly Roll Morton als Pianist und Vocalist, Ward Pinkett an der Trompete und Tommy Benford am Schlagzeug - also handelt es sich um eine Trioaufnahme. Für den "Sidewalk Blues" ist allerdings kein Gesang verzeichnet. Somit lag ich für "Honey Babe" als Morton-Gesangs-Nummer richtig, für den "Sidewalk Blues" aber nicht. Weshalb die Einspielungen nicht auf den Markt kamen, bleibt weiterhin unklar. Da es beim "Sidewalk Blues" ja nicht am - nicht gesungenen - Text gelegen haben kann, liegt  die Vermutung nahe, dass die technischeAufnahmequalität nicht stimmte. Vielleicht auch versprach sich Victor ganz einfach keinen Verkaufserfolg. Es wäre schön, mehr über die Gründe zu erfahren. Meine damalige Feststellung bleibt unverändert richtig: wirklich schade, dass es für den Sänger Jelly Roll Morton aus den 20er Jahren so gut wie keine Belege gibt......

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, spotify, amazon)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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