Sonntag, 5. April 2015

Strange Fruit

Hallo Freunde,

weshalb bleiben Menschen in unserer Erinnerung? Ich rede jetzt nicht von unseren Lieben, also von Angehörigen und Freunden. Ich meine Menschen, die uns nicht persönlich nahe standen, aber uns etwas hinterlassen haben, mit dem sie Teil unseres (kollektiven) Gedächtnisses wurden. Auffallend ist doch immer wieder, dass sie uns etwas Allgemeingültiges geschenkt haben, etwas, das sich besonders im Einfachen, im Wahren und Guten ausdrückt. Je stärker dieser überzeitliche Kern ist, desto prägender und die Zeiten überdauernder die Verwurzlung in uns. Jetzt an Ostern denken wir da in erster Linie an Jesus. Seine Botschaft war die Liebe. Er büßte dafür mit dem Tod am Kreuz. "Ans Kreuz gehenket" wurde er, wie es etwa in dem Kirchenlied "Herzliebster Jesu" heißt.
Den Lynchmord an Unschuldigen bringt wie wohl kein anderer auch der Jazzsong "Strange Fruit" von Lewis Allan zum Ausdruck. "Black body swinging in the Southern breeze, Strange fruit hanging from the polar trees", heißt es da. Und gemeint sind die Morde an Schwarzen in den Südstaaten der USA. Billy Holiday hat mit ihrer Interpretation dieses Lied - noch ein Gegensatz - unsterblich gemacht.
Billie Holiday wurde vor 100 Jahren, am 07. April 1915, in Baltimore geboren. Als Jazzsängerin brillierte sie nicht durch technische Perfektion - ihr Gesang war im Wortsinn ergreifend. Und wer die jahrzehntealten Aufnahmen von Billie heute hört, wird unmittelbar in ihren Bann gezogen. Die scheinbar zeitlose Gültigkeit ihrer Interpretationen läßt Billie Holiday in ihren Schöpfungen und damit in unserem Gedächtnis weiter leben.
Ich will hier nicht die Biographie von Billie ausbreiten. Es gibt genug Nachschlagewerke und Interneteinträge, die das Leben der Sängerin mehr oder weniger erschöpfend erzählen. Einen einfühlsamen Beitrag las ich zum Beispiel dieser Tage im Web-Portal "Spiegel Online".
Ich finde es tröstlich, dass es immer wieder Einzelne gibt, die das Essentielle, das unser Leben ausmacht, schlicht und wahr zum Ausdruck bringen können. Und ich finde es tröstlich, dass diese Botschaften auch immer wieder von vielen Menschen aufgenommen werden, der Boden also bereitet ist. In diesem Sinn eine frohe nachösterliche Zeit...........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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