Sonntag, 20. März 2011

OK-JAZZBAND:Buffalo Blues

Hallo Freunde,

in meinem vergangenen Beitrag hatte ich Euch einige Erkenntnisse zu Jelly Roll Mortons Komposition "Buffalo Blues" mitgeteilt, die er später in "Mr. Joe" umtaufte. Meine These: das Stück muss irgendwann zwischen 1910 und 1920 entstanden sein. Dies rief nun meinen Freund und notorischen Nörgler Ted Tremolo auf den Plan. Er will von mir zusätzliche Argumente für diese Auffassung hören. Schließlich sei der Titel ja erst 1928 aufgenommen worden. Auch das Copyright (Triangle-Music New York) datiere aus diesem Jahr. Nun gut, Ted! Ich hatte ja darauf hingewiesen, dass der "Buffalo Blues" zum Repertoire von King Oliver`s Creole Jazz Band gehörte. Die Band existierte, grob gesprochen, von 1922 - 1924 in Chicago. Also muss es den Titel damals schon gegeben haben. Jelly kam 1923 aus Kalifornien nach Chicago. Er könnte natürlich den Titel erst dort komponiert und dann bei Oliver untergebracht haben. Wie kam er dann aber auf den Titel "Buffalo Blues"? Bekanntlich hat Morton des öfteren Kompositionen nach den Orten benannt, in denen er sich gerade aufhielt. Sein "Jelly Roll Blues", veröffentlicht 1915, hiess ursprünglich "Chicago Blues". Und zu dieser Zeit hielt sich Morton in Chicago auf. Der "New Orleans Blues", den er als eine seiner frühesten Kompositionen bezeichnete, dürfte noch in seiner Zeit in New Orleans entstanden sein. Der "Seattle Hunch" ist ein Titel aus Mortons erster Zeit an der Westküste. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen: Der "Kansas City Stomp" hat nichts mit der Stadt zu tun, sondern bezieht sich bekanntlich auf eine Bar in Tia Juana, in der Jelly ein Engagement hatte. Auch der "London Blues" ist nicht nach Englands Metropole benannt, sondern nach einem Cafè. Ich vermute aber, dass Morton in seiner ersten längeren Zeit in Chicago 1914 - 1917 einen Abstecher nach Buffalo unternahm und seine Komposition der Stadt widmete. Eine andere Möglichkeit: Morton machte ungefähr 1911/12 auf seinem Weg von New York nach Chicago Station in Buffalo. Damals begab sich Morton nach Chicago, um dort seinem Idol Tony Jackson zu begegnen. Aber weiter in der Geschichte: 1922 arbeiteten Morton und Oliver gemeinsam in Los Angeles. Als Oliver noch im selben Jahr nach Chicago aufbrach, nahm er Mortons bald darauf berühmte Komposition "Wolverine Blues" mit, vielleicht auch den "Froggie-Moore-Rag" und eben auch den "Buffalo Blues". Und das könnte auch erklären, weshalb Jelly später den Titel in "Mr. Joe" umbenannte. Aber, lieber Ted: natürlich kann ich nicht ausschließen, dass der "Buffalo Blues" erst nach 1920 entstand. Wir sind uns aber sicher einig: es ist ein sehr schönes Stück....

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Unsere Web-Site: www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon, spotify)

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