Mittwoch, 3. März 2010

Liebe Freunde,

in meinem letzten Beitrag hatte ich über die Komposition Milenberg Joys von Paul Mares, Leon Roppolo und Jelly Roll Morton geschrieben. In diesem Zusammenhang kam ich auch auf Garvin Bushell zu sprechen. Hier noch einige Gedanken zu diesem Musiker, dessen Hauptinstrumente Klarinette und Altsaxophon waren. Im Zusammenhang mit Dixieland- und New-Orleans-Musik wird heute ja meist, oft abschätzig, von Oldtime-Music gesprochen. Dabei wird leicht vergessen, dass diese Stile zu ihrer Zeit avantgardistisch waren. Erst mit der Entwicklung neuer Stilrichtungen nahmen Dixieland- und New-Orleans-Jazz Patina an. Sie wirkten erstarrt. Die besten Musiker dieser Epoche versuchten dagegen mit der Zeit zu gehen. Zumeist integrierten sie Elemente der neuen Stilrichtungen, zunächst also des Swing, in ihre Spielweise und glichen Altes und Neues einander an, so dass bei ihnen von einer musikalischen Evolution gesprochen werden kann. Der Grad der musikalischen Weiterentwicklung war ganz unterschiedlich. Mal überwog das Alte, mal das Neue. Auch Bushell war ein Musiker, der aus seinem avantgardistischen Selbstverständnis heraus nicht bei Dixieland und New Orleans stehen blieb, auch wenn der alte Jazz weiter seine Wurzel war. Das hing vielleicht mit der Breite seiner musikalischen Ausbildung zusammen. Er erlernte neben Klarinette und Altsaxophon auch Klavier, Bassoon, Oboe und Flöte, Instrumente, die teilweise erst im Lauf der Zeit für den Jazz entdeckt wurden. So konnte er neue Farben in den Jazz einbringen und spielte schließlich sogar Aufnahmen mit John Coltrane (1961) ein. Auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Entwicklung für einen "Oldtime-Musiker". Wenn man sich aber die These zu eigen macht, dass die Musiker des alten Jazz in der Tat Avantgardisten waren, dann ist die musikalische Entwicklung des Garvin Bushell nur konsequent.

Soviel für heute.
Euer Heribert von Stomp

CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon, spotify)

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