Sonntag, 12. Februar 2017

Lawrence Duhé

Hallo Freunde,

Louis Armstrong weist in seinen Erinnerungen "Mein Leben in New Orleans" auf eine ganze Reihe von Klarinettisten hin, die er sehr schätzte. (Ich beziehe mich auf die 1977 im Diogenes Verlag erschienene deutschsprachige Ausgabe, S. 233f.). Er nennt dort Klarinettisten, die jedem Oldtimefreund sofort ein Begriff sind wie Johnny Dodds, Jimmie Noone, Sidney Bechet, Albert Nicholas und Barney Bigard. Er erwähnt aber auch Holzbläser, die im Schatten der Jazzgeschichte stehen, Armstrong`s Meinung nach aber ebenfalls zu den besten Musikern ihres Instruments gehörten.

Dies zeigt mir einmal mehr, dass es für den Nachruhm nicht nur wichtig war, ein Meister seines Fachs zu sein, sondern auch, an Plattensessions beteiligt gewesen zu sein. Ein Beispiel, das Louis nennt: Lawrence Duhé: "Er war ganz ausgezeichnet, hat sich aber schon lange nach Lafayette in Louisiana zurückgezogen, wo er nur noch ab und zu spielt. Er hat lange Zeit mit dem einzigartigen Bunk Johnson zusammengearbeitet" (S.234). Duhé wurde am 30. April 1887 in Laplace, Louisiana, geboren und starb 1960 in Lafayette. 1913 ging Lawrence mit Kid Ory nach New Orleans, spielte dort auch mit Joe Oliver und Frankie Dusen, leitete eine eigene Band in Storyville. 1917 - 1923 war er in Chicago als Bandleader aktiv. 1923 dann die Rückkehr nach New Orleans und dort Zusammenarbeit mit der Band des Trompeters Evan Thomas sowie dem Posaunisten Gus Fortinet, in dessen Band auch Bunk Johnson mitwirkte, bis 1932. Danach tourte er mit einer Minstrel-Show, spielte bis 1945 mit dem Trompeter Frank Brown in Lafayette und zog sich dann aus dem Musikgeschäft zurück. Das "Dictionary of Jazz" konstatiert: "Despite his prominence in the history of early jazz Duhé is not known to have made any recordings that were issued commercially" (S.316).

Duhé schrammte also sozusagen am Nachruhm vorbei. Joe Oliver spielte 1923 seine berühmten Aufnahmen ein, an denen auch Louis Armstrong mitwirkte. Im selben Jahr begründeten auch andere in Chicago ansässige Gruppen und Musiker ihren Nachruhm mit Plattenaufnahmen: die "New Orleans Rhythm Kings" etwa oder Jelly Roll Morton, der damals von der Westküste in die "Windy City" übergesiedelt war. Und in den Jahren danach folgte bekanntlich eine Fülle historischer Jazzaufnahmen. Wäre Duhé also länger geblieben, wäre er wohl auch bei einigen Sessions dabei gewesen. Darauf lässt jedenfalls die Wertschätzung durch Louis Armstrong schließen. New Orleans aber stand, obwohl Geburtsstadt des Jazz, nicht im Fokus der Schallplattenindustrie.

Eine zweite Chance hätte sich für Duhé in den 40er Jahren ergeben. Damals nahmen ja zum Beispiel Musiker wie Bunk Johnson und GeorgeLewis auf und traten - spät zwar, aber nicht zu spät - ins Bewusstsein der weltweiten Oldtimefangemeinde. Aber Duhé zog es, aus welchen Gründen auch immer, vor, in der Zurückgezogenheit von Lafayette zu leben. So bleiben uns nur die mündlichen Erinnerungen von Louis Armstrong und anderen an einen offenbar hervorragenden Musiker, der aber trotzdem heute mehr oder weniger vergessen ist........

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp


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