Sonntag, 26. Juli 2015

Peter Dung beigesetzt

Hallo Freunde,

es war wirklich eine würdige und bewegende Feier. Die kleine Trauerhalle auf dem Friedhof Köln-Bocklemünd war bis auf den letzten Platz besetzt. Viele Freunde und Weggefährten standen im Sonnenschein vor der Halle, um Peter Dung die letzte Ehre zu erweisen. Drei von Peters Lieblingssongs wurden während der Feier vom Band eingespielt, darunter "Summertime". Sie dokumentierten noch einmal seine Vorliebe für den Swing. Ein großes Porträtfoto und seine Markenzeichen - weißer Hut und weißer Schal - ließen Peter gegenwärtig erscheinen, ebenso wie eine Projektion von Fotos, die ihn in verschiedenen Lebensstadien zeigen.
Zum Abschied spielte eine Kapelle von sieben Oldtime-Jazz-Musikern: Rüdiger Colditz (Trompete),
Klaus Musen und Walter Markloff (Posaune), Manfred Isenberg (Klarinette), Pit Eicker (Banjo), Jörg Fitzner (Sousaphon) und Mavi Liebmann (Schlagzeug). Unter den Anwesenden befanden sich weitere Jazzmusiker: Holly Heudorf, Jochen Kruse, Tricki Strom und Peter Karbaum.
Von ihnen allen kam ein letztes Lebewohl........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Dienstag, 21. Juli 2015

Peter Dung gestorben

Hallo Freunde,

vor drei Wochen, am 5. Juli, ist Peter Dung gestorben. Er gehörte als Bassist über Jahrzehnte zum Kern der Kölner Oldtime-Szene. Ich erinnere mich an unsere erste Begegnung. Das war 1976. Damals probten wir in neuer Besetzung im Römerkeller des Studentenheimes "Kaufmannshof Hanse". Manchen wird dies nichts sagen, die Adresse dieser Studentenunterkunft dafür umso mehr:
Kaygasse Nr.1 (also fast Null). Das ist am Blaubach, im Herzen von Köln. Der Wasserturm gleich nebenan war damals noch kein exklusives Hotel. Im original römischen Ambiente, das von den Studenten häufig auch als Kulisse zu feucht-fröhlichen Feiern bei einem Fass "Mühlen-Kölsch" genutzt wurde, formierte sich also die "Delta-Jazzband". Peter spielte nicht nur sehr gut Bass, er verbreitete stets auch gute Laune - und das wirkte ansteckend. Obwohl von Beruf Richter, war er sehr liberal eingestellt. Diese Feststellung wirkt heute gewiß verwunderlich. Denn liberal denkende Richter sind keine Seltenheit. Damals aber war Peter Dung eine Ausnahme. Seine kritische Einstellung gegenüber seinen Amtsgenossen, die übrigens nichts daran änderte, dass er seine juristische Profession mit großer Überzeugung und tiefer Gewissenhaftigkeit versah, äußerte sich damals auch in seinem Äußeren. Mit seinen schulterlangen Haaren, die damals wohl für Studenten, nicht aber für einen ehrenwerten Amtsrichter ein Zeichen fortschrittlicher Gesinnung waren, setzte er sich von seinen Standesgenossen fast schon demonstrativ ab.
Dies alles war 1976 noch so ungewöhnlich, dass Peter Dung im Herbst eine Einladung aufs Sofa der Kult-Talkshow "Kölner Treff" im WDR erhielt. Moderiert wurde die Sendung von Alfred Biolek und dem damaligen Hörfunk-Chefredakteur Diether Thoma. Musikalisch umrahmt wurde der Talk von der "Delta-Jazzband". Nach meinen Aufzeichnungen war dies am 31. Oktober 1976, einem Sonntag. Peter war damals 41 Jahre alt (geboren am 9. April 1935).
Mit Peter Dung verbanden mich noch zwei weitere musikalische Projekte. Wir spielten einige Zeit gemeinsam in der "Jazz Gang Cologne". Später gehörte er zur Anfangsbesetzung der "OK-Jazzband".
Daraus könnte man schließen, dass Peter sich musikalisch ganz dem Oldtime-Jazz verpflichtet sah.
Dieser Eindruck wäre falsch. Er hatte eine große Liebe zur alten Musik, und im Jazz war er  Swing und Swingverwandtem, wie ich meine, näher als Dixieland und New Orleans. Im Swing lebte er auch seine Fähigkeiten als Sänger aus. Wenn er Gershwin-Titel interpretierte oder den Klassiker "Mr. Sandman" intonierte, war die Symbiose zwischen Band und Publikum unmittelbar hergestellt. Zum Bild des kunstsinnigen Peter Dung gehörte auch im Wortsinn seine Leidenschaft für die Malerei. Sein "Kunstsalon West" legt davon Zeugnis ab.
Die Beisetzung ist am Donnerstag, 23. Juli, auf dem Ortsfriedhof in Köln-Bocklemünd. Dann werden auch einige musikalische Weggefährten musizieren. Es wird ein würdiger Abschied sein......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp 

Samstag, 11. Juli 2015

Bessie Smith - Empress of the Blues

Hallo Freunde,

in meinem vergangenen Beitrag habe ich das Buch "Jelly`s Blues" über den grünen Klee gelobt. Es beleuchtet auf faszierende Weise das dramatische  Leben von Jelly Roll Morton, seinen sich über viele Jahre hinziehenden Aufstieg und seinen jähen Absturz. Nun sind solche Musikerkarrieren keineswegs die Ausnahme. Ich denke da etwa an Joe "King" Oliver, der ebenfalls einen steilen Abstieg in Kauf nehmen musste. In beiden Fällen ging der Anschluß an die musikalische Entwicklung verloren. Als Morton und Oliver von Chicago nach New York wechselten, fanden sie dort eine ausgesprochen fortentwickelte, vielfältige Musikszene mit erstklassigen Musikern vor, in der sie nie wirklich Fuß fassen konnten. Hätten Morton und Oliver länger gelebt, wären sie mit Sicherheit als Ikonen des frühen Jazz zu Stars im einsetzenden Revival geworden. Dann wäre ihre Karriere dreigeteilt verlaufen. Ein Beispiel dafür war etwa Edward "Kid" Ory, der ebenfalls um 1930 in der musikalischen Versenkung verschwand und etwa 10 Jahre später einen kometenhaften Wiederaufstieg erlebte. Und es gab natürlich die Jazzpioniere, deren Laufbahn ohne tiefere Einbrüche verlief. Bekanntestes Beispiel: Louis Armstrong.
Zur Kategorie eins gehört auch Bessie Smith, die "Kaiserin des Blues". Ihr Abstieg begann ebenfalls mit dem Beginn der wirtschaftlichen Depression. Auch sie hätte wohl ein grandioses Comeback erlebt, wenn sie nicht schon 1937 gestorben wäre. Auch ihr Leben also Stoff für eine dramatische Darstellung. Aber mit der Umsetzung ist es nicht immer so einfach. Diesmal rede ich nicht, wie bei Jelly, von einem Buch, sonern von einem Film. Gestern wurde in der FAZ der Film "Bessie" der Regisseurin Dee Rees rezensiert. Wenn man der Kritikerin Glauben schenken darf, fehlt dort der dramatische Spannungsbogen. Von "stellenweise atemloser Hast" der Handlung ist da die Rede, von einer "Nummernrevue in Kulissen und Kostümen". Insgesamt klebt der Film, wenn ich die Kritik richtig verstehe, an der Oberfläche. "Musiklegenden wie Benny Goodman und John Hammond treten auf und verschwinden nach ein paar Sätzen, Louis Armstrong singt von der Platte". Die Kritik spricht dem Film aber auch positive Elemente zu und eine Hauptdarstellerin, Queen Latifah, die "ihr Bestes gibt".
Genau wie bei "Jelly`s Blues" bleibt mir auch in diesem Fall nur der Rat: seht Euch den Film selbst an und bildet Euch eine eigene Meinung. Letztlich kommt es bei jedem ästhetischen Urteil ja auf Perspektive und Erwartungshaltung des Rezipienten an........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 4. Juli 2015

Red-Hot - Jelly`s Blues

Hallo Freunde,

Wahnsinnstemperaturen in good old Germany. Da steht einem nicht unbedingt der Sinn nach heisser Musik. Auch ohne Jelly Roll Morton`s "Red Hot Peppers", um nur ein Beispiel für Hot-Music zu nennen, komme ich so richtig ins Schwitzen. Also sitze ich bei einem kühlen Geträng im Schatten - kann es aber trotzdem nicht lassen. Ich höre mir zwar nichts von Jelly an, lese aber etwas über ihn: "Jelly`s Blues", die Biographie des Piano-Meisters aus den Federn von Howard Reich und William Gaines. Da haben sich ein ehemaliger Jazzkritiker und ein investigativer Journalist und zweimaliger Pulitzer-Preisträger - beide arbeiteten früher bei der Chicago Tribune - zusammengetan und ein überaus lesenswertes Buch geschrieben (Da Capo Press 2003). Sie haben so ziemlich alle verfügbaren Daten gesammelt und mit viel Gespür die Dramatik im Leben des Jazzpioniers herausgearbeitet. Denn Jelly`s Leben zerfiel in zwei Teile, einen sich über viele Jahre hinwegziehenden stetigen Aufstieg und einen jähen Absturz mit einem geradezu jämmerlichen Ende. Seine musikalischen Ideen und Innovationen, die er als Botschafter der neuen Musik im Land verbreitete, wurden von vielen Zeitgenossen aufgenommen und mehr und mehr zum Allgemeingut.
Vieles davon wurde wiederum von anderen Zeitgenossen fortgeführt, und schließlich verlor Jelly den Anschluss an die von ihm selbst initiierten Entwicklungen. Es blieb ihm nur ein mitunter selbstgerecht wirkender Kampf um die Anerkennung seiner Leistungen. Diese Anerkennung kam später auch, erreichte Morton aber zu Lebzeiten nicht mehr. Eine wahrhaft tragische Geschichte. In den Grundzügen ist Euch das ja alles bekannt. Ich will es deshalb nicht vertiefen, zumal meine Schreiblust bei diesen Hitzegraden nicht allzu ausgeprägt ist. Falls aber auch Ihr eine spannende musikalische Lektüre sucht, kann ich Euch "Jelly`s Blues" nur empfehlen.......

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp