Donnerstag, 27. August 2015

Jelly Roll - von J.E. Berendt zu Howard Reich

Hallo Freunde,

ich staune immer wieder, welche Fortschritte die historische Jazzforschung in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat. In meinem Beitrag vom 4. Juli hatte ich Euch das Buch "Jelly`s Blues" von Howard Reich und William Gaines vorgestellt und empfohlen - eine detaillierte Studie über Leben und Wirken von Jelly Roll Morton. Gerade halte ich "Das Jazzbuch" von Joachim Ernst Berendt in der Hand - und zwar die Ausgabe von 1953. Zwischen dem Buch von Reich/Gaines und dem Jazzbuch von Berendt liegen 50 Jahre. Ich schaue einmal nach, was Berendt so über Morton geschrieben hat. "Das Leben Jelly Roll Mortons ist eine der vielen Tragödien, die es in der Geschichte des Jazz gibt", schreibt Berendt (S.153). Und weiter: "Völlig verarmt, fast verkommen starb er im Juli 1941 irgendwo an der amerikanischen Westküste". Das ist zwar nicht falsch. Aber Berendt wußte damals offenbar nicht, dass Jelly in der kalifornischen Metropole Los Angeles aus dem Leben schied und dass er von New York dorthin gereist war, um sich im aufkeimenden Oldtime-Revival an der Westküste einen Platz zu sichern und wieder an alte Glanzzeiten anzuknüpfen. Zu Jelly`s musikalischen Wurzeln meint Berendt: "Das frühe Jazz-Klavierspiel wird aus zwei Quellen gespeist: aus der Volksmusik der Neger und dem Rhythmus des Ragtime. Jelly Roll Morton hielt sich vor allem an die Volksmusik" (S.153). Allerdings bestehe kein Zweifel, dass "natürlich auch Jelly Roll viel Rag gespielt" hat.
Dies kann man nun auf keinen Fall so stehen lassen. Jelly steht eindeutig in der Entwicklungslinie des Ragtime hin zum Jazz. Das gilt für sein Spiel wie für die meisten seiner Kompositionen. Berendts Einordnung irritiert auch deshalb, weil er an anderer Stelle schreibt: "Wer Jazzpiano spielen wollte, mußte eine solide klassische Ausbildung haben. Alle großen Pianisten aus der Anfangszeit hatten sie, Jelly Roll Morton und Scott Joplin vor allen anderen" (S.152). Interessant auch, dass Berendt Scott Joplin als Jazzpianisten einstuft. Insgesamt aber hat Berendt, das ist zu konzedieren, die Bedeutung Mortons für die Entwicklung des Jazz zutreffend gewürdigt. Seit seinem frühen "Jazzbuch" aber sind viele neuen Fakten und Facetten hinzugekommen, die Jelly`s Persönlichkeit in einem differenzierteren Licht erscheinen lassen. Lassen wir uns überraschen, welche weiteren Erkenntnisse die Zukunft bringt..........

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 8. August 2015

Mary-Castle Jazzband zieht mit

Hallo Freunde,

gelegentlich schreibe ich in diesem Blog auch (maßvoll) kritische Beiträge. Dabei geht es mir nicht darum, bestimmte Schwachstellen um ihrer selbst zu benennen. Das bringt den Oldtime-Jazz nicht weiter. Wenn aber das ein oder andere Manko infolge der Kritik aus der Welt geschafft wird, ist das ein Fortschritt für die Präsenz unserer Musik.
Einen solchen kritisch-wohlwollenden Artikel habe ich am 14. März auch über die von uns sehr geschätzte Mary-Castle Jazzband verfasst. Dabei ging es - wie in den Fällen anderer Bands auch - um den Internet-Auftritt der Band. Leider ist ja häufiger festzustellen, dass die Web-Seiten nicht regelmäßig gepflegt werden. Beim Leser entsteht dann leicht der Eindruck, die Band befindet sich im Dornröschen-Schlaf, obwohl das gar nicht stimmen muss. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Seite "Termine" nicht akutalisiert wird, der letzte Auftritt - jedenfalls laut Web-Site - schon ein oder zwei Jahre her ist und so der Eindruck entsteht, die Band ist nicht besonders gefragt und hat entsprechend wenig Spielpraxis.
Eine inaktuelle Terminübersicht hatte ich an jenem 14. März auch bei der Mary-Castle Jazzband bemängelt. Die Gruppe hat inzwischen - ob auf meine Kritik hin, sei dahingestellt - reagiert. Die Seite "Termine" ist jetzt aus dem Internetauftritt verschwunden. Das muss beileibe nicht heißen, dass die Band nichts oder nur wenig zu tun hat. Es muss nur eben jemand da sein, der sich für die Aktualisierung der Termine verantwortlich fühlt.
Übrigens ist die Mary-Castle Jazzband da in guter Gesellschaft. Auch wir von der OK-JAZZBAND haben in unserem Web-Auftritt keine Terminseite. Es fehlt einfach jemand, der sich kümmert. Aber dann - so meine ich und siehe oben - ist es eben besser, auf die Termine zu verzichten als veraltet daher zu kommen. Insofern hat die Marycastle-Jazzband aus Köln aus meiner Sicht genau den richtigen Weg beschritten........

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp