Samstag, 25. Februar 2012

Jelly Roll Blues

Hallo Freunde,

der "Jelly Roll Blues" von Jelly Roll Morton gilt bekanntlich als die erste veröffentlichte Jazzkomposition. Das Werk erschien 1915 im Verlag von Will Rossiter, Chicago. Jelly hatte damals dort auf seinen Reisen durch die Staaten für einige Zeit Station gemacht. Ich habe dazu vor einiger Zeit in diesem Blog einige Mitteilungen geschrieben. Auch bekannt ist, dass Jelly seinem Stück ursprünglich den Titel "Chicago Blues" gegeben hatte. Das muss keineswegs bedeuten, dass der Blues während seiner Zeit in Chicago entstanden ist. Morton selbst gibt ja als Entstehungsjahr 1905 an. Er hat den Blues also vermutlich zu Ehren der Stadt (um)benannt, in der er damals wirkte.
Warum dann also die Umbenennung (oder Wiederbenennung) in "Jelly Roll Blues"? Hier eine mögliche Erklärung: im selben Jahr 1915 wurde der "Chicago Blues" eines gewissen James White veröffentlicht. Wie zum Trotz, so scheint es, war er mit dem Zusatz "The Original" versehen. Hier sind sich also zwei Komponisten (übrigens mit ganz unterschiedlichen Werken) mit der Namensgebung ins Gehege gekommen. Aus welchen Gründen auch immer: Morton und sein Verleger lenkten ein. Das Werk erschien als "The Jelly Roll Blues" mit dem Untertitel (und auch hier scheint eine gewisse Trotzreaktion mitzuschwingen) "The Original Jelly Roll". Daraus wurde dann die häufig gebrauchte Bezeichnung "(The) Original Jelly Roll Blues". Ob "Chicago Blues" oder "Jelly Roll Blues": den historischen Ruhm, die erste Jazzkomposition veröffentlicht zu haben, kann Morton bis heute niemand streitig machen.

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon, spotify)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 4. Februar 2012

Weary Blues

Hallo Freunde,

ich hatte mich kürzlich wiederholt mit Tempoangaben befasst. Dabei hatte ich am Beispiel des "Weary Blues" von Artie Matthews aufgezeigt, dass die Intentionen des Komponisten keineswegs von den Interpreten übernommen werden müssen. Matthews hatte seinem Stück 1915 das Tempo "Very Slow" verordnet. 1951 hat Bill Howard den Titel für die Melrose Music Corporation arrangiert. Und nun lautet das Tempo: "Medium Bright Jazz Tempo". So haben wir den "Weary Blues" ja auch im Ohr. Und trotzdem: es wäre sicher reizvoll, diesen Standard im ursprünglichen Tempo aufzuführen - eben ganz langsam. Das ergäbe dann ein ganz ungewohntes Hörgefühl.

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp