Montag, 8. Mai 2017

Diether Thoma und der Dixie-Jazz

Hallo Freunde,

am Wochenende las ich in der Zeitung, dass Diether Thoma, ein früherer Hörfunk-Chefredakteur des WDR, gestorben ist. Ich denke, viele erinnern sich noch an ihn. Als Moderator des "Mittagsmagazins" war er sehr präsent. Sein trockener, oft hintergründiger Humor, seine stets unaufgeregten und unvoreingenommen geführten Interviews zeichneten ihn aus. Eigenschaften, die  man heute mitunter schmerzlich vermisst.

Diether Thoma war aber auch im Fernsehen zugegen. In den 70er Jahren präsentierte er gemeinsam mit Alfred Biolek den "Kölner Treff", damals eine Kultsendung am Sonntagabend. Hier ergänzten sich der bedächtig wirkende Diether Thoma und der unkonventionellere, spritzigere Alfred Biolek in hervorragender Weise. In dieser Zeit war auch musikalische Umrahmung durch eine Band, so wie bei anderen Talkshows auch, fester Bestandteil der Sendung. Dazu gehörten auch diverse Gruppen des traditionellen Jazz. Ich durfte einmal in einer solchen Sendung mitwirken. Das war damals noch nicht die OK-JAZZBAND, sondern die Delta-Jazzband. Grund für die Einladung war, dass ein Bandmitglied, der Bassist Peter Dung, auch Talkgast war. Er repräsentierte den Typ des aufgeschlossenen, liberalen Richters - das war sein Brotberuf -, der sich vom damals noch häufig anzutreffenden verknöcherten Amtsjuristen (der Spruch der Studentenbewegung "unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren" war nicht nur auf Professoren gemünzt) unterschied. Das kam auch äußerlich in Peters Haartracht der 60er und 70er Jahre zum Ausdruck - damals hinter Gerichtsmauern noch eine absolute Seltenheit und auch Stein des Anstoßes.

Die Delta-Jazzband bestand zu dieser Zeit aus Helmut Richrath (tp), Frank Hübner (tb), Peter Karbaum (bj), Knut Fischer (dr), meiner Wenigkeit an der Klarinette und eben Peter Dung. Ich erinnere mich, dass es damals - im Jahr 1976, wenn ich mich nicht täusche -, zunächst unsere Aufgabe war, das Publikum in Stimmung zu bringen. Während der Sendung spielten wir dann drei Titel. "Somebody Stole My Gal", "When You`re Smiling" (von Peter Dung gesungen) und ein exotisches Stück von Artie Shaw, "Whe The Quail Come Back zu St. Quentin".

Zwei Dinge sind mir im Zusammenhang mit dieser Talkshow außerdem in Erinnerung geblieben. Die Moderatoren und ihre Gäste hatten viel Zeit für die Gespräche. Vier Gesprächsduette - Thoma und Biolek führten die Talks jeweils getrennt und immer nur mit einem Gast - in anderthalb Stunden.
Die Gäste waren außer Peter Willy Millowitsch, der Soziologe Professor Alfons Silbermann von der Kölner Universität und ein Body-Building-As aus Köln, dessen Name mir entfallen ist. Heute mag es überraschen, damals aber war es mehr oder weniger selbstverständlich, dass alle Talkgäste einschließlich der Band aus Köln kamen. Schließlich sah sich der WDR als Nabel der Welt. Einseitigkeit auch in anderer Hinsicht: die Moderatoren: Männer, die Talkgäste: Männer und die Band: ebenfalls Männer. Es war eben so manches etwas anders als heute. Wenn es in der Gegenwart Talkshows mit Musik gibt, gehört in aller Regel der Trad-Jazz nicht dazu. Das ist aber kein Grund, den alten Zeiten nachzutrauern. Wenn unsere Musik lebendig ist und bleibt, dann wird sie auch ihren Weg in die Sendungen von Radio und Fernsehen finden. Dazu gehört eben, dass der Jazz sich wandelt, mit der Zeit geht, so wie auch die Talkshows von heute nicht mehr mit denen der 70er Jahre zu vergleichen sind.......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp