Donnerstag, 31. Dezember 2015

OK-JAZZ in Zahlen

Hallo Freunde,

jetzt liegt das Jahr 2015 also wirklich in seinen letzten Zügen. In meinem vergangenen Beitrag hatte ich über einige unserer Aktivitäten berichtet. Bei einer Betrachtung früherer Jahresrückblicke habe ich festgestellt, dass ich auch einige Zahlen über diesen Blog eingeflochten habe. Das will ich heute kurz nachholen, ohne euch hoffentlich damit zu langweilen.
Insgesamt gab es in diesem Jahr 7007 Aufrufe dieses Blogs. Das ist ein neuer Rekord. Jeden Monat haben die hier präsentierten Informationen und Anmerkungen also rund 580 Leser gefunden. Darauf bin ich schon ein wenig stolz. Es spricht sich also herum, dass der Blog (ich sage nach wie vor "der" und nicht "das" Blog) Wissenswertes, Unterhaltsames und auch Kritisches zum Oldtime-Jazz enthält. Klar ist natürlich: da der Textkorpus jedes Jahr so um die 50 Beiträge anschwillt, ist auch die Auswahl größer. Das erhöht die Lesebereitschaft und führt zu mehr Klicks. Mich jedenfalls beflügelt die Resonanz, weiter auf dem eingeschlagenen Weg fortzuschreiten.
Hier jetzt auch noch - so wie in früheren Jahren - die nationale Reihenfolge der Staaten, in denen der Blog am häufigsten aufgerufen wird: an erster Stelle steht natürlich nach wie vor Deutschland. Dann folgen die USA, Frankreich, Rußland und die Ukraine. Die Plätze sechs bis acht nehmen Großbritannien, Spanien und Polen ein. Und dann kommen die Niederlande und Irland. Ein schönes Gefühl, dass es so eine große Gemeinde von Freunden gibt. Die OK-JAZZBAND fühlt sich ihnen verbunden, bedankt sich und wünscht nochmals alles Gute für 2016...........

www.ok-jazzband.de
CD: Tribute To Jelly Roll Morton (amazon, iTunes, spotify)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 27. Dezember 2015

Mit OK-JAZZ ins Neue Jahr

Hallo Freunde,

ich komme gerade von einem nachweihnachtlichen Sonntagsspaziergang nach Hause. Dabei habe ich die vergangenen zwölf Monate Revue passieren lassen. Die OK-JAZZBAND hat ein weiteres erfolgreiches Jahr hinter sich. Seit vielen Jahren versuchen wir, die Jazzszene mit unseren Auftritten ein wenig zu bereichern. Uns macht das weiterhin großen Spaß - und auch das Publikum scheint nach wie vor seinen Gefallen daran zu finden.
2015 gastierte die OK-JAZZBAND zum Beispiel in Lüdenscheid, in Pulheim, in Solingen, in Bergneustadt, natürlich mehrfach in Köln, in Attendorn, in Bergisch Gladbach, in Hamm, Herne und Burscheid, in Erkrath, Neukirchen-Vluyn, in Bonn, Hennef, Leverkusen usw.
Ihr seht also, wir kommen rum im Land und versuchen die frohe Botschaft des guten Oldtime-Jazz zu verbreiten. Natürlich hoffen wir, die Auftritte auch im kommenden Jahr fortsetzen zu können. Ihr wisst, dass ich mich bemühe, euch einigermaßen regelmäßig über unsere Aktivitäten zu informieren. Deshalb freue ich mich besonders, wenn dieser Blog immer wieder eine interessierte Leserschaft findet. 19.400mal wurde der Blog der OK-JAZZBAND bisher aufgerufen. Ich finde, das ist eine nicht schlechte Zahl für die Seite einer Dixie-Band. Natürlich hoffe ich, auch weiterhin auf Gegenliebe zu stoßen. An mir soll es jedenfalls nicht scheitern. Hier erhaltet Ihr auch künftig viel Wissenswertes zur OK-JAZZBAND und zu dem uns verbindenden Thema: der gute alte Jazz.........

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Frosty The Snowman

Hallo Freunde,

die OK-JAZZBAND ist seit vergangenem Sonntag definitiv in der Weihnachtspause. Erst im neuen Jahr geht es mit Auftritten weiter. Natürlich gehörte es auch 2015 dazu, auf verschiedenen Weihnachtsmärkten zu spielen. Aber mal ehrlich: so eine richtig winterliche Stimmung kam bei den milden Temperaturen nicht unbedingt auf. Auch wenn früher so mancher Auftritt in klirrender Kälte absolviert wurde, die Instrumente - soweit möglich - mit Handschuhen bedient wurden und mitunter den Bläsern sogar die Ventile einfroren: Winter und Weihnachtsmarkt haben sich als Begriffspaar einfach festgesetzt. Die Alliteration findet sich ja auch in einem der beliebtesten Songs zur Weihnachtszeit wieder: "Winter Wonderland". Und auch der Verfasser des deutschen Textes, Kurt Schwielow, hat sie aufgegriffen: "Weißer Winterwald". Manche Veranstalter verwenden ja den Begriff  "Winterdorf", zumal dann, wenn sie ihre Buden, Eisbahnen und Glühweinstände über Weihnachten hinaus bis zum Jahreswechsel geöffnet haben. Die Eisbahn ist dann zwar winterlich, doch das Wetter denkt gar nicht daran, den Erwartungen von Veranstaltern und Besuchern Rechnung zu tragen.
Die Zeiten ändern sich eben. Der Klimawandel ist da. Den Klimarettern bleibt nicht viel Zeit und sehr viel zu tun. Ich bin aber sicher, dass die Weihnachtsmärkte auch bei anderen Witterungsverhältnissen weiter Bestand haben werden. Sie gehören einfach zur Vorfreude auf das große Fest dazu. Das Programm der Bands muss vielleicht angepasst werden: "Leise rieselt der Schnee" oder "Schneeflöckchen Weißröckchen" werden möglicherweise etwas seltener gespielt, von "Frosty The Snowman" ganz zu schweigen. Einer scheint den Wandel schon vor über 70 Jahren geahnt zu haben: Irving Berlin träumte bekanntlich nur von "White Christmas" - und so könnte es uns zukünftig auch ergehen...

Frohe Weihnachten wünscht die OK-JAZZBAND.

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 14. Dezember 2015

Immer wieder Niederrhein

Hallo Freunde,

in meinem Beitrag vom 26. Januar 2013 hatte ich über die Begeisterungsfähigkeit der Menschen am Niederrhein für unseren guten alten Oldtime-Jazz geschrieben. Ich war von unseren gelegentlichen Auftritten dort sehr beeindruckt: die Leute sind aufgeschlossen, gehen mit, wenn die Band beginnt zu swingen.
Auch in diesem, nun so langsam zu Ende gehenden Jahr waren wir mit der OK-JAZZBAND wieder öfters zu Gast in der wunderschönen Landschaft mit ihren oft schmucken Orten. Wir gastierten zum Beispiel in Neukirchen-Vluyn, in Wesel und in Kempen. Auch in Düsseldorf-Oberkassel und in Mönchengladbach durften wir aufspielen. In Kempen steht in diesem Jahr noch ein weiterer Auftritt an.
Auch im kommenden Jahr wollen wir uns wieder in Richtung Niederrhein aufmachen, mit neuen Songs im Gepäck. Niederrhein, wir kommen und wir freuen uns schon.........

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Freitag, 4. Dezember 2015

Livery-Stable-Blues

Hallo Freunde,

der "Livery-Stable-Blues", eingespielt von der Original Dixieland Jazzband am 26. Februar 1917, gilt als der erste Top-Hit der Jazzgeschichte. Die Platte soll mehr als eine Million mal verkauft worden sein. Unbestreitbar ist, dass die ODJB mit ihren Aufnahmen damals den ersten großen Jazz-Hype auslöste. Das beweisen die Verkaufszahlen und die Chartplatzierungen einerseits, und mit der Verbreitung der Musik übers ganze Land mittels Platte wurden dem Jazz andererseits auch immer neue Fans zugeführt.
Die musikalische Qualität der Einspielungen ist bis heute umstritten und wird es auch bleiben. Da es sich 1917 um die ersten Jazzaufnahmen handelte, gab es keine Standards, an denen die Leistung der fünf weißen Musiker hätte gemessen werden können. Dies änderte sich natürlich im Laufe der Jahre. Mit den Aufnahmen eines Joe Oliver und besonders natürlich von Louis Armstrong und auch Jelly Roll Morton wurden neue Maßstäbe gesetzt, an die die ersten und auch die späteren Aufnahmen der ODJB nicht heranreichten. Das allerdings ändert nichts daran, dass die Original Dixieland Jazzband aufgrund der flächendeckenden Verbreitung ihrer Einspielungen den Boden für das breite Interesse am Jazz bereitet hat.
Solche Verkaufserfolge waren etwa den Meisterwerken von Jelly Roll Morton und seinen Red Hot Peppers in den 20er Jahren nicht vergönnt. Vom berühmten "Black Bottom Stomp" (B-Seite der Platte das ebenfalls herausragende Stück "The Chant") wurden nur 22.627 Pressungen verkauft. Der Platte und damit der Musik blieb also zunächst die bahnbrechende Wirkung versagt. Als ich diese Zahl zum erstenmal las, war ich sehr erstaunt. Denn in diversen Werken zur Jazzgeschichte hatte ich gelernt, die Aufnahmen hätten sich gut verkauft. Diese Feststellung ist also durchaus relativ zu sehen. Und wer weiß: wäre es überhaupt zu den 22.000 Verkäufen gekommen, wenn eben nicht schon durch die ODJB-Aufnahmen die Aufnahmebereitschaft des Publikums geweckt worden wäre? Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen. Die ODJB-Erfolge ermutigten ja die Plattenfirmen, weitere Jazzmusiker auf den Markt zu bringen. Ohne ODJB hätte es vielleicht die späteren Aufnahmen eines Jelly Roll Morton gar nicht gegeben oder vielleicht in deutlich geringerer Zahl.
Dass Jazz nicht automatisch ein Garant für Verkaufserfolge war, zeigt der Blick auf die Verkaufszahlen einiger späterer Platten Jelly Roll Mortons. Seine Aufnahme "Crazy Chords", die im Januar 1932 veröffentlicht wurde (Rückseite: "Gambling Jack"), fand gerade einmal 1262 Käufer, die Platte mit den Titeln "If Someone Would Only Love Me" und "Oil Well" (März 1932) ging 1211 mal über den Ladentisch und "Each Day" und "Strokin` Away" vom September 1932 brachten es als Platte nur auf 490 Verkäufe.
Man mag also über die frühen Aufnahmen der ODJB in Hinblick auf die musikalische Qualität geteilter Meinung sein - einen überwältigenden Werbeeffekt für den Jazz hatten sie allemal.......

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 28. November 2015

Christmas Dixie

Hallo Freunde,

morgen ist der 1. Advent. Manche Weihnachtsmärkte haben bereits ihre Pforten geöffnet. Viele andere folgen an diesem Wochenende. Hin und wieder präsentieren die Organisatoren Oldtime-Bands, die Weihnachtslieder im Dixie-Sound spielen. Meist bieten die Gruppen ein gemischtes Programm, das außerdem bekannte Titel wie etwa "Oh, When The Saints" umfaßt, die ja auch durchaus in diese Zeit passen.
Manche deutschen Weihnachtslieder sind ja sehr geeignet für eine Interpretation im alten Jazzsound. Dazu gehört etwa "O Tannenbaum". In den USA fand es als "Maryland March" Eingang in den traditionellen Kanon. Erweitert man "O Tannebaum" zur A-A-B-A Songform, ist man schnell auf dem richtigen Weg.
Die Frage ist: sollen Weihnachtslieder überhaupt in Dixie-Form dargeboten werden? Ich persönlich habe damit kein Problem. Entscheidend ist, so meine Meinung, dass die zumeist der romantischen Tradition entstammenden Themen - aber es gibt natürlich viele noch ältere Weihnachtslieder - angemessen gespielt werden. Damit meine ich, dass der christliche Kontext, in dem sie geschaffen wurden, berücksichtigt bleibt. Auf Weihnachtsmärkten, die ja stark auf Konsum und Kommerz ausgerichtet sind, wirkt das im ersten Moment vielleicht schwierig. Aber es ist eine leicht zu lösende Aufgabe, weil auch diese verkaufsorientierten Veranstaltungen von einer besonderen Atmosphäre geprägt sind, die sich sonst das ganze Jahr über nicht finden läßt.
Beliebt sind natürlich auch die angloamerikanischen Weihnachtssongs. "White Christmas" von Irving Berlin ist hier ein herausragendes Beispiel. Wenn man etwas genauer hinhört, lassen sich manchmal verblüffende Parallelen zwischen amerikanischen und deutschen Liedern finden. So sind zum Beispiel die Anfänge von "Rudolph The Red-Noised Reindeer" und "Stille Nacht, Heilige Nacht" identisch. Ob Komponist Johnny Marks hier bewußt eine Anleihe beim deutschen Weihnachtsklassiker genommen hat oder ob es nur Zufall war? Wer weiß! Es gibt jedenfalls so einiges zu entdecken, wenn man sich mit der Fülle der Weihnachtssongs beschäftigt. Und noch mehr Spaß bereitet das Spielen und das Zuhören........

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Heribert von Stomp

Sonntag, 22. November 2015

Lutz Eikelmann: neue CD

Hallo Freunde,

Lutz Eikelmann, der unermüdliche Botschafter des Oldtime-Jazz, präsentiert eine neue CD. Sie heißt - nicht ganz passend zur Jahreszeit - "Wochenend und Sonnenschein". Aber immerhin: Wochenende haben wir ja im Augenblick. Der weite Bogen der Titel spannt sich vom "Wildcat Blues" und von "Petite Fleur" über den "Buddy Bolden Blues" und "Memories of You" bis hin zu "All TheThings You Are". Die Titel wurden überwiegend  in Quartettbesetzung eingespielt. Neben Lutz Eikelmann (Sousaphon) sind mit dabei: Bert Brandsma (Klarinette), Jörg Kuhfuß (Trompete/Gesang) und Johannes Zink (Guitarre/Banjo). Bei einigen Titeln wirkt als fünfter Mann Thomas Guthoff am Piano mit. In Guthoffs Studio wurde die CD eingespielt.
Lutz Eikelmann ist die Freude anzumerken: "Nach 9 Jahren......erscheint damit endlich mal wieder ein von mir produziertes Studio-Album!" Das war dann auch wirklich eine lange Zeit der Abstinenz. Lutz ist jedenfalls überzeugt: "Meinem Eindruck nach ist `Wochenend und Sonnenschein` eine besonders gelungene Produktion - vielleicht das in sich `rundeste` Album, welches ich bisher einspielen und produzieren durfte".
Anfang August wurden die Titel aufgenommen, im Dezember dann geht die CD hinaus in die Jazzwelt. Sie kann direkt bei Lutz Eikelmann, der ja seine eigene Web-Site hat, bestellt werden. Die CD ist sicher auch ein schönes Weihnachtsgeschenk. Die OK-JAZZBAND wünscht Lutz und seiner neuen Produktion viel Erfolg und zahlreiche geneigte Hörer..........

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 15. November 2015

Sun Lane LTD - mit Volldampf voraus

Hallo Freunde,

jetzt haben wir wirklich Herbst. Bedeckter Himmel, Regen, kräftige Windböen - wer angesichts des Sonnenscheins und der damit verbundenen milden Temperaturen der vergangenen Tage glaubte, der Klimawandel habe auch schon die Jahreszeiten außer Kraft gesetzt, hat sich getäuscht. Irgendwie ist das dann ja auch wieder tröstlich.
Ist es das schnoddrige Wetter, das mich unterbewußt auf die Web-Site der Band mit der Sonne im Namen geführt hat? Könnte schon sein. Ich wollte also wissen, was die "Sun Lane LTD" macht, die Oldtime-Truppe aus dem Aachener Raum. Und siehe da, die Jungs sind nach wie vor sehr aktiv. So stehen im Kalender der Band für dieses Jahr noch drei Termine: am 27. November in Wuppertal, am 11. Dezember im Kölner Jazzlokal "Em Streckstrump" und am 19. Dezember auf dem Aachener Katschhof. Anlaß ist der dortige Weihnachtsmarkt.
Und auch bis weit ins nächste Jahr gibt es schon Planungen: so spielt die Band am 18. Dezember 2016 in den Aachener Kurpark-Terrassen. Und auch eine Riverboat-Shuffle ist dabei: am 17. Juli auf der Maas von Maastricht nach Lüttich. Da trifft dann das geflügelte Wort zu - "mit Volldampf voraus........"

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 1. November 2015

Die Story: Creole Love Call

Hallo Freunde,

gerade halte ich die akutelle Ausgabe von "Swinging Hamburg" in Händen. Dabei handelt es sich um das Periodikum (erscheint vierteljährlich) der "Gesellschaft zur Förderung des traditionellen Jazz e.V.", das sich besonders dem Jazzleben in der Elbmetropole widmet, aber auch immer wieder interessante Geschichten zum Trad-Jazz allgemein präsentiert. Zu den Rubriken gehört neben den üblichen Terminhinweisen auch eine Serie "Der Jazz-Titel uns seine Story". In diesem Heft ist der Standard "Creole Love Call" an der Reihe.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich nach der Lektüre ein wenig enttäuscht bin. Auf zwei Seiten erfahre ich zwar allerlei über Duke Ellington, dem der Titel zugeschrieben wird, über Harlem und speziell dort den "Cotton Club", von dem Ellington`s Weltkarriere ihren Ausgang nahm - über den "Creole Love Call" aber sind die Informationen recht spärlich. Da heißt es, Ellington habe den Titel 1928 gemeinsam mit seinem Trompeter "Bubber" Miley komponiert. Und dann: "Dessen Spielweise mit Wah-Wah-Dämpfer, die besonders beim `Creole Love Call` rüberkommt, war charakteristisch für den Stil der Band (Jungle Style)". Dieser Stil wurde "zum Markenzeichen des Ellington Orchesters über Jahre". Und das war`s denn auch schon.
Schade. Denn der "Creole Love Call" war darüber hinaus ein frühes und spannendes Beispiel für Urheberrechtsstreitigkeiten, die auch den Jazz nicht verschonten. Randall Sandke hat dieses Kapitel in seinem sehr lesenswerten Buch "Where the dark and the light folks meet" beleuchtet.
Oldtimefreunden kommt der "Creole Love Call" irgendwie bekannt vor. Ist das Thema nicht Bestandteil des berühmten "Camp Meeting Blues" von Joe "King" Oliver. Und wurde dieser Titel nicht schon fünf Jahre vor Entstehen des "Creole Love Call" eingespielt? Sandke bringt die Geschichte mit dem Saxophonisten Rudy Jackson zusammen, der mit Oliver spielte: "In 1923 Jackson participated in King Oliver`s recording of the Oliver composition `Camp Meeting Blues` ". (Sandke, S. 211). Später wechselte Jackson zu Ellington. Er präsentierte dem Duke die Melodie als seine eigene Schöpfung. Ellington versah das Ganze mit seinem unnachahmlichen Stempel. Beide teilten sich dann die Urheberschaft.
Als Oliver die Aufnahme des "Creole Love Call" hörte, setzte er sich hin und schrieb folgenden Brief an Victor Records:
"Gentlemen, I have recently listened to a recording by your company under the title of Creole Love Call played by Duke Ellington`s band. Permit me to bring to your attention the fact that this number was written by me and copyrighted Oct. 11, 1923;  #570230 under the title of Camp Meeting Blues. The writer also recorded this particular number on the Columbia records and has collected royalties for same. Will you, therefore, be good enough to forward me a contract covering Creole Love Call and should you desire further information, the same will be given, gladly".
Pech allerdings für Oliver, dass die von ihm genannte Copyright-Nummer für den "Temptation Blues" vergeben worden war und nicht für den "Camp Meeting Blues". Ob Oliver es einfach versäumt hatte, diesen Titel registrieren zu lassen, ob der Fehler woanders lag, wir wissen es nicht genau. Oliver ging somit jedenfalls leer aus. Das ändert allerdings nach wie vor nichts an der verblüffenden Ähnlichkeit zwischen "Creole Love Call" und "Camp Meeting Blues". Und während es für Ellington in den folgenden Jahren stetig bergauf ging, führte die Karriere des "King" in den finanziellen Abgrund.
Also eine durchaus packende Story. Vielleicht wird sie ja irgendwann einmal auch den Lesern  von "Swinging Hamburg" vor Augen geführt.......

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp 

Freitag, 23. Oktober 2015

Cologne Dixieland Steamers

Hallo Freunde,

die "Cologne Dixieland Steamers" sind, folgt man dem Veranstaltungsprogramm der 19. Dellbrücker Jazzmeile, die älteste Dixieland-Formation Kölns. Nun sagt ja Alter bekanntlich nichts über Qualität oder Innovationskraft aus. Louis Armstrong`s "Hot Five" und "Hot Seven", die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts nur kurze Zeit bestanden, hätten nach diesem Kriterium jazzgeschichtlich nicht viel zu melden.
Sie wären demnach nur eine Randerscheinung des traditionellen Jazz. Aber natürlich finde ich es großartig, wenn eine Band, die vor 60 Jahren gegründet wurde, sich noch heute von Fall zu Fall vors Publikum stellt. Ohne die Geschichte der "Cologne Dixieland Steamers" näher zu kennen, nehme ich vermutlich mit Recht an, dass die Band nicht mehr in Originalbesetzung existiert. Jedenfalls wird der Gründer der Gruppe, Günther Steigl, nicht unter den Musikern aufgeführt, die am Sonntag, 25. Oktober 2015, von 12 - 15 Uhr im Wirtshaus "Em Höttche" in Köln auftreten. Laut Programm der Dellbrücker Jazzmeile besteht die heutige Besetzung aus: Christoph Schneichel (tp), Erwin Kuckartz (tb), Joe Buchholz (cl), Heinz Kluxen (g), Christian Kluxen (p), Max Schaaf (b) und Reiner Polz (dr).
Der Auftritt der "Cologne Dixieland Steamers" ist ein Act von insgesamt 33 während dieser Jazztage, die gestern begonnen haben und am Sonntag enden. Zu allen Veranstaltungen ist übrigens - mit einer Ausnahme - der Eintritt frei. Für das Abschlusskonzert am Sonntag mit der "Dutch Swing College Band" wird ein Obulus von den Besuchern erhoben. Bedauerlich ist, dass der Eintrittspreis im Programmheft nicht genannt wird.
Denn natürlich gehört zu jeder Programmgestaltung auch, dass die (potentiellen) Besucher über die Höhe des Eintrittsgeldes informiert werden. Vielleicht habe ich aber diese Information trotz mehrfachen Hinschauens schlicht und einfach übersehen. Jedenfalls bin ich gern bereit, für diese Spitzenband ein Ticket zu kaufen. Das habe ich übrigens auch in den 70er Jahren getan, als die Gruppe mit dem Pianisten Teddy Wilson in der Aula der Universität Köln gastierte. Ein Konzert, an das ich heute noch sehr gern zurückdenke. Leider war es damals, als Beat und Rock in der Beliebtheitsskala ganz oben standen und der traditionelle Jazz verpönt war, nicht besonders gut besucht. Ich komme darauf zu sprechen, weil das Programmheft eine Reihe von Jazzgrößen nennt, die sich von der "Dutch Swing College Band" begleiten ließen: neben Wilson auch Bud Freeman, Sidney Bechet und Joe Venuti. Es wird bestimmt ein mitreißendes Konzert mit den sieben Musikern (unter der Leitung von Bob Kaper) aus den Niederlanden..........

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 18. Oktober 2015

Ein Besuch in "Papa Joe`s Jazzlokal Em Streckstrump"

Hallo Freunde,

am vergangenen Donnerstag war ich mit einem guten Bekannten in der Kölner Altstadt unterwegs. Wir trafen uns im Brauhaus Sion, und von dort zogen wir dann weiter in "Papa Joe`s Jazzlokal Em Streckstrump". Der Besucherandrang war, jedenfalls als wir dort ankamen, nicht überwältigend. Überhaupt war die ganze Stimmung ein wenig gedrückt. Auf der Bühne spielten die "Omega Jazzmen", eine Kölner Formation, die zwischen Dixieland und Swing pendelt und ab und zu auch einen Titel präsentiert, der eher selten zum Repertoire solcher Band gehört: ich erinnere mich an "Watermelon Man".
Als die Musiker zur Pause die Bühne verließen, wurden wir rasch aufgeklärt. "Papa Joe" Buschmann, Pianist und jahrzehntelang Chef des nach ihm benannten Lokals war kurz zuvor in der Woche gestorben. Er ist 90 Jahre alt geworden. Da kann man dann schon ein wenig melancholisch werden. Schließlich ist der "Streckstrump" seit über 40 Jahren eine Institution im Kölner Jazzleben und der Club, wenn es um Oldtimejazz geht. In den vergangenen Jahrzehnten vergingen nur wenige Tage, an denen es kein Konzert im "Papa Joe`s" gab. Viele Geschichten ranken sich um den - hochdeutsch gesprochen - "Strickstrumpf", die zur Biographie zahlreicher Dixie- und Swingmusiker - nicht nur aus Köln - gehören.
Wenn ich die verschiedenen Nachrufe, die jetzt zu lesen sind, richtig verstehe, hat Josef Wilhelm Buschmann die aktive Geschäftsführung seiner Lokale - neben dem "Streckstrump" ist da noch der "Klimperkasten" am Alter Markt in Köln - bereits seit längerem in die Hände von zwei Söhnen gelegt. Da darf man dann hoffen und annehmen, dass die Tradition auch künftig aufrecht erhalten wird.
Noch ein Wort zu den "Omega Jazzmen": gut gefiel mir, wie oben schon angedeutet, dass die Band die ausgetretenen Pfade des Jazzrepertoires immer wieder mal verläßt. Und so fand ich es sehr schön, etwa Cole Porters "What is this thing called love" zu hören. Auch "Do you know what it means to miss New Orleans", vorgestellt auf dem Kontrabaß, zeugt vom Bemühen Gruppe, andere Zugänge zu den Themen zu suchen. So war es dann ein Abend der Erinnerungen, verbunden mit der Gewißheit, dass der gute alte Jazz weiter lebt...............

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 12. Oktober 2015

Die Pilspickers sind unterwegs

Hallo Freunde,

Ihr wisst es ja schon seit langem: auf dieser Seite gehört es zum guten Ton, immer wieder mal zu schauen, was denn so die anderen Oldtime-Jazzbands im Lande treiben. Natürlich weise ich insbesondere auf solche Bands hin, deren Auftritte in einigermaßen zumutbarer Nähe stattfinden. Denn mit meiner kleinen Umschau verbindet sich stets auch ein wenig Werbung für die Gruppen und ihre Termine. Heute ist mal wieder die "Pilspicker Jazzband" aus Dortmund dran, die ich bekanntlich sehr schätze. Also war ich auf deren Homepage und habe immerhin vier Termine für die Monate November und Dezember gefunden:
- am 06. November gastieren die Pilpickers ab 20.00 Uhr im Landhotel Voshövel in Schermbeck beim "Jazz in der Küche".
- am folgenden Tag, 07. November, spielt die Band in der Katholischen Kirchengemeinde St. Michael in Dortmund-Lanstrop auf (19.00 Uhr).
- auf dem Adventsmarkt des Heimatvereins Dortmund-Mengede ist die Band am 05. Dezember ab 19.00 Uhr zu hören. Der Adventsmarkt findet auf dem Außengelände der Remigiuskirche statt.
- und am 06.12. schließlich spielen die Pickers ab 12.00 Uhr im Bierhaus Stade zum verkaufsoffenen Sonntag in Dortmund.
Wie immer: diese Termine von hier aus ohne Gewähr.
Da ist sicher der ein oder andere Termin nicht nur für die westfälischen Jazzfans dabei. Wir wünschen jetzt schon viel Vergnügen.....

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 4. Oktober 2015

"Jelly Roll Blues" and "Darktown Strutter`s Ball"

Hallo Freunde,

hier noch eine Ergänzung zu meinen Ausführungen über den "Jelly Roll Blues", dessen Veröffentlichung als Druck ja jetzt 100 Jahre zurück liegt. Der ein oder andere Jazzautor weist darauf hin, dass der Titel des Werks in einen frühen Hit des Jazzgenres Eingang gefunden hat. Die Rede ist vom "Darktown Strutter`s Ball", der 1917 das Licht der Welt erblickte und heute noch bei vielen Bands beliebt ist. Autor ist Shelton Brooks, der eine ganze Reihe erfolgreicher Titel schrieb. Im Text heißt es: "Dance off both my shoes, wenn they play the `Jelly Roll Blues` tomorrow night at the Darktown Strutter`s Ball".
Mancher Kommentator erblickt darin einen Beweis für die große Popularität, die der "Jelly Roll Blues" damals erlangt hatte. James Dapogny etwa schreibt: "It achieved enough popularity to be mentioned in the lyrics of Shelton Brook`s 1918 (!) popular song Darktown Strutter`s Ball" (zit. n. Ferdinand `Jelly Roll` Morton - The Collected Piano Music, S. 293). Diese Schlußfolgerung ist, wie gesagt, durchaus nachvollziehbar. Allerdings steht Dapogny`s Ausführung in Widerspruch zur Analyse von David A. Jasen und Gene Jones, ebenfalls ausgewiesene Experten für den frühen Jazz: "The rarity of the 1915 edition (des "Jelly Roll Blues", d.Vfs.), indicates that not many copies were printed or distributed. The piece was not recorded until the Original Memphis Five`s version in September 1923......`Jelly Roll Blues` did not make its composer rich or famous...." (zit.n. Black Bottom Stomp, New York 2002, S. 144f.).
Wer nun ist im Recht? Ich schlage eine ganz einfache - und mit Verlaub: neue - Sichtweise vor. Es handelt sich bei der besagten Textzeile nicht unbedingt um einen Verweis auf die Popularität von Jelly`s Blues, sondern um einen Fall von geschickter cross-promotion. Beide Titel, "Jelly Roll Blues" und "Darktown Strutter`s Ball", wurden im Chicagoer Verlag von Will Rossiter veröffentlicht. Beide gehörten dem entstehenden Jazz-Genre an, dessen Titel-Korpus sich ebenfalls gerade erst entwickelte. Was lag da näher, als im Text des "Darktown Strutter`s Ball" einen Querverweis auf den "Jelly Roll Blues" unterzubringen und so den Verkauf des früheren Titels anzukurbeln? Da hätte dann der Verleger seine lenkende Hand im Spiel gehabt. Um meine These zu unterfüttern, gebe ich gern ein weiteres Beispiel für cross-promotion: 1918 erschien im besagten Verlag von Will Rossiter der Titel "That Alabama Jazbo Band". Autor war Benton Overstreet, dessen Titel "There `ll Be Some Changes Made" ein Standard wurde. Im Versteil findet sich folgende Zeile: "In Alabama Land, They have a Jazbo Band that play the `Weary Blues` Till you dance `way your shoes". Der "Weary Blues" von Art Matthews - bis heute ein beliebter Standard - war 1915 publiziert worden, ebenfalls im Verlag von Will Rossiter. Aus meiner Sicht keine zufällige Verknüpfung, sondern ein weiterer Beleg für cross-promotion. (Wie gut natürlich auch, dass sich "Blues" auf "Shoes" reimt. Das begegnet uns ja auch im Text von "Dr. Jazz").
Ich meine: der Verleger Will Rossiter hatte die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und wollte jetzt seinen finanziellen Anteil am aufkommenden Jazz-Hype. Da konnte Eigenwerbung in keinem Fall schaden. Mit jeder verkauften Platte, sofern die Titel mit Gesang aufgenommen waren, und mit jedem Sheet-Musik-Exemplar von "Darktown Strutter`s Ball" und "That Alabama Jazzbo Band"  wurden zugleich "Jelly Roll Blues" und "Weary Blues" weiter bekannt gemacht. Keine schlechte Idee..........

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CD: "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon).

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Freitag, 25. September 2015

100 Jahre "Jelly Roll Blues"

Hallo Freunde,

über den "Jelly Roll Blues" habe ich in diesem Blog schon mehrfach geschrieben, zum Beispiel unter dem Datum vom 25. Februar 2012. Das Stück ist allein deshalb bedeutsam, weil es nach allgemeiner Ansicht als der erste veröffentlichte durchkomponierte Jazztitel gilt. Und diese Ehre gebührt natürlich dem Urheber Jelly Roll Morton. Reich und Gaines würdigen in ihrem Buch "Jelly`s Blues" das Werk so: "It was thus the first bona fide jazz composition available in score, a precious document that forever more could be transmitted to musicians and audiences around the world". (S.45).
Während James Dapogny das Copyright auf den 15. September 2015 datiert, war es meiner Meinung nach der 22. September desselben Jahres. Wie auch immer: mit September 2015 liegt man jedenfalls richtig. Der "Jelly Roll Blues" besteht aus zwei Teilen: der erste, in Bb-Dur ist komplett durchkomponiert und gewinnt seinen Reiz durch eine Reihe von ebenfalls notierten Breaks. Der zweite Teil, in Eb-Dur, fällt zunächst durch den spanischen Rhythmus (spanish tinge) auf. In der gedruckten, im Verlag von Will Rossiter erschienen Version hat dieser zweite Teil nur einen, zu wiederholenden Chorus. Möglicherweise wollte der Verleger die Veröffentlichung auf drei Blatt beschränken. Man darf aber davon ausgehen, dass Morton schon damals auf dem Schema des Eb-Dur-Chorus eine Reihe von Improvisationen - oder besser: Variationen - aufgebaut hat, so wie das dann auch in der berühmten Version seiner "Red Hot Peppers" vom 16.12.1926 der Fall war. Ich spreche von Variationen, weil auch die jeweils 6-taktigen Solopassagen in der ersten Hälfte der Chorusse notiert waren.
Die Aufnahme mit den "Red Hot Peppers" ist meiner Ansicht nach die beste Orchesterfassung. Zwar haben auch viele andere Bands den Titel aufgenommen, zum Beispiel die von Bunny Berigan oder die von Kid Ory. Jelly hält sich aber hier exakt an die 1:1 von der Pianoversion aufs Orchester übertragene Fassung. Die innere Geschlossenheit und Logik des Stücks wird auf diese Weise eindrucksvoll präsent. Die meisten anderen Bands sind auf die ein oder andere Weise vom Originalarrangement abgewichen und haben dem Stück damit seine Einzigartigkeit genommen.
Jelly`s Einspielung ist nicht so dynamisch-spritzig wie viele seiner anderen Aufnahmen in schnelleren Tempi. Sie ist auch nicht so stimmungsvoll-versunken wie einige seiner besten langsamen Titel. Sie liegt sowohl vom Tempo als auch von der Expression irgendwo in der Mitte. Das hat seine Ursache sicher auch darin, dass seine hervorragenden Sidemen in diesem Fall kaum Gelegenheit hatten, sich zu entfalten. Die Breaks waren ebenso wie die kurzen Solopassagen genau fixiert. Darüber hinaus waren die kurzen Soli nicht als fließende Linien komponiert, sondern eher als Akkordauflösungen. Eine Ausnahme bildet hier das Kornett-Solo vor der abschließenden Kollektivimprovisation. Trotzdem gelingt es der Band, dem Arrangement Leben einzuhauchen und eine der Pianokomposition kongeniale Version zu produzieren. Es lohnt sich also in jedem Fall, den "Jelly Roll Blues" in der "Red-Hot-Peppers"-Fassung zu hören.
Noch ein abschließendes Wort: vielleicht ist mir ja etwas durchgegangen. Aber eigentlich hätte ich gedacht, dass dieser 100. Jahrestag der ersten veröffentlichten, durchkomponierten Jazzkomposition etwas mehr an Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Bis zum 200. Jahrestag sollten wir jedenfalls mit der Referenz an das Stück nicht warten........

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 20. September 2015

Maryland Jazzband & OK-Jazzband

Hallo Freunde,

gestern mußte ich Euch das für mich völlig überraschende Ableben von Gerhard "Doggy" Hund, Bandleader der "Maryland-Jazzband-Of-Cologne", mitteilen. Ein herber Verlust nicht nur für die Kölner Jazzszene. Die OK-JAZZBAND fühlte sich der Maryland-Jazzband, auch wenn sich beide Gruppen in ihrer Auffassung des Oldtime-Jazz unterscheiden, stets verbunden. Und so war es nur natürlich, dass ich in diesem Blog immer wieder Bezug auf die Maryland-Band und ihren Leader genommen habe. Dies kam auch in den Titeln der Beiträge zum Ausdruck: zum Beispiel "Maryland Jazzband of Cologne" vom 04. Oktober 2009, "Maryland Jazzband wird 55" vom 06. Juli 2014 oder "Maryland Jazzband - aktuelle Besetzung" vom 08. Juli 2014.
Auch von Bandmitgliedern oder Musikern, die mit der "Maryland-Jazzband" zusammengearbeitet haben, handeln Beiträge: zum Beispiel "John Deffarary" (28.04.2012) oder "Dave Bartholomew" (12.07.2014). Speziell erwähnt wurde die Band auch im Beitrag "Hurricane Katrina" vom 03. September 2010. Auf den verheerenden Sturm und die Reaktion der Marylander bin ich ja bereits gestern eingegangen.
Ihr seht also: es gibt viele Bezugspunkte zwischen der "Maryland-Jazzband" und der "OK-JAZZBAND".  Ich will gern Sorge dafür tragen, dass dies auch künftig so bleibt.......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 19. September 2015

Gerhard "Doggy" Hund (21.04.1943 - 05.09.2015)

Hallo Freunde,

wieder einmal habe ich eine traurige Nachricht für Euch. Als ich heute den "Kölner Stadt-Anzeiger" aufschlug, fand ich dort eine Traueranzeige für den langjährigen Bandleader und Posaunisten der "Maryland Jazzband Of Cologne" Gerhard "Doggy" Hund. Nach kurzer, schwerer Krankheit, heißt es dort, ist er gestorben. Gerhard Hund war zwar nicht der Gründer der Band, wenn ich dem Wikipedia-Artikel über die Maryland-Jazzband folge, aber unter seiner Leitung entwickelte sie sich seit 1975 zu einer konstanten Größe der Oldtime-Szene weit über Köln hinaus. Gegründet worden war die Gruppe 1959 als Schülerband von den Brüdern Peter und Rüdiger Colditz. Doggy war für die Band später dann mehr als einfach nur ein Leiter, er war ihre Seele. Die Band identifizierte sich unter und mit ihm - auch wenn der Name das nicht unbedingt hergibt -  so sehr mit dem ursprünglichen New-Orleans-Jazz, dass es nahe lag, engste Beziehungen zur Stadt im Mississippi-Delta zu knüpfen. Regelmäßige Reisen nach New Orleans und natürlich auch viele Auftritte in der Crescent City gehören fest zur Geschichte der Band. Die Musiker waren stolz darauf, 1994 zu Ehrenbürgern der Stadt berufen zu werden. Und diese Ehre empfanden sie auch als Verpflichtung. Als vor einem Jahrzehnt der Hurricane "Katrina" die Südstaaten-Metropole verwüstete, gaben sie Benefiz-Konzerte und sammelten eine beträchtliche Summe Geld zur Unterstützung von notleidenden Musikern.
Ich selbst habe die Band häufig im Kölner Jazzlokal "Em Streckstrump" erlebt. Wenn ich mich richtig erinnere, spielte sie dort viele Jahre regelmäßig montags, bis die Zusammenarbeit eines Tages aus mir nicht näher bekannten Gründen endete. Wie geht es nun weiter mit der "Maryland Jazzband Of Cologne" ? Der Terminkalender auf der Homepage der Band zeigt für die nächsten Wochen und Monate zahlreiche Konzerte an. Die Pietät gebietet es aber, vor der Beisetzung von Gerhard Hund keine Zukunftspläne zu verkünden.
Die Beerdigung ist am Montag, 05. Oktober, um 12.00 Uhr auf dem Friedhof Melaten. Die OK-Jazzband wird Gerhard "Doggy" Hund ein ehrendes Andenken bewahren......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Donnerstag, 10. September 2015

Kid Ory`s Creole Jazzband

Hallo Freunde,

in meinem vergangenen Beitrag habe ich einige Anmerkungen zu Kid Ory als Komponist geschrieben. In der Hand halte ich gerade eine CD mit 17 Titeln von "Kid Ory`s Creole Jazz Band", eingespielt 1944/45. Vier Titel stammen von Ory: "Muskrat Ramble", seine wohl berühmteste Schöpfung, "Savoy Blues", "Creole Song" und "Jimmie`s Blues". Der letztgenannte Titel wurde in Erinnerung an den kurz zuvor gestorbenen Klarinettisten Jimmie Noone eingespielt. Klarinettist war Wade Whaley. Whaley war ein alter Weggefährte von Kid aus frühen West-Coast-Zeiten. Auch Jelly Roll Morton erwähnt ihn in seinen Erinnerungen. Jelly berichtet von Plattenaufnahmen 1918 (!) in Los Angeles: "Reb Spikes, Mutt Carey, Wade Whaley, Kid Ory and I recorded The Wolverines and King Porter, but we never heard from those records. I don`nt know why". Das Schicksal dieser Aufnahmen, sofern sie tatsächlich stattgefunden haben sollten, ist bis heute ungeklärt. In der Folgezeit spielte Ory mit wechselnden Klarinettisten. Das belegen die discographischen Angaben der CD. Nach Whaley, der hier nur in "Jimmie`s Blues" zu hören ist, kam Barney Bigard. Auf ihn folgte Joe Darensbourg. Bleiben wir kurz beim Komponisten Ory: der "Creole Song" betont - ebenso wie der Name der Band - die ethnischen und kulturellen Wurzeln Kid`s. Und so ist es kein Wunder, dass sich Ory zu den Kompositionen eines anderen Kreolen hingezogen fühlte - zu denen von Jelly Roll Morton. Ory nahm z.B. die "Milenberg Joys" auf, "Boogaboo", den Winin`Boy Blues" und den "Jelly Roll Blues". Den "Jelly Roll Blues" hatte er bereits 1926 erstmals mit Morton`s berühmter Studioformation "Red Hot Peppers" eingespielt. Ory war als Komponist sicher nicht so fruchtbar und genial wie Morton. Aber sein Beitrag zum Kanon der Trad-Jazz-Klassiker sollte nicht unterschätzt werden........

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 5. September 2015

Composer Kid Ory

Hallo Freunde,

Edward "Kid" Ory ist uns allen bekannt als der Tailgate-Posaunist des New-Orleans-Jazz schlechthin. Seine Plattenaufnahmen in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Louis Armstrong, Jelly Roll Morton und King Oliver sind dafür bleibende Zeugnisse. Kid Ory war zugleich einer der frühen Botschafter des Jazz. 1919 zog er von New Orleans hinaus an die Westküste der USA, nach Karlifornien. Der - wie ich meine, leider recht dürftige - deutsche Wikipedia-Artikel über ihn schreibt diesen Wechsel gesundheitlichen Problemen zu. Ory, so heißt es dort, sei auf Anraten seines Arztes nach Karlifornien gegangen. Solche Fragen mögen tatsächlich eine Rolle gespielt haben. Tatsächlich aber war der Großraum Los Angeles zu dieser Zeit eine bedeutende Exklave des frühen Jazz. Zu dieser Zeit hielten sich auch King Oliver und Jelly Roll Morton dort auf. Der aus New Orleans exportierte Jazz hatte hier ein dankbares Publikum. Ich glaube, dass dies ein wesentlicher Antrieb für Kid Ory war, New Orleans Richtung Nordwesten zu verlassen.
In jedem Fall war Ory ein früher Profi-Musiker des Jazz, der versuchte, seinen Lebensunterhalt mit dieser Musik auch außerhalb von New Orleans zu bestreiten. Dazu gehört meiner Meinung nach auch, dass Ory sich, ähnlich wie Oliver und Morton, als Komponist betätigte. Drei seiner Kompositionen haben Eingang in das Standardrepertoire des Oldtime-Jazz gefunden: "Muskrat Ramble", "Ory`s Creole Trombone" und der "Savoy Blues". Ich habe einmal im ASCAP-Katalog nachgesehen: dort sind insgesamt 28 seiner Titel aufgelistet. Einige weisen auf seine kreolische Herkunft hin: zum Beispiel "C est L.Autre Can Can" oder "Blan-Che Touquatoux".
Als mit Einsetzen der Depression ab 1929 die Arbeitsmöglichkeiten für New-Orleans-Musiker immer schlechter wurden, zog sich auch Kid Ory aus dem aktiven Musikgeschäft zurück. Er betrieb eine Hühnerfarm. Mit Beginn des New-Orleans-Revivals Ende der 30er Jahre wurde Kid wieder an der Westküste aktiv. In seiner Band spielte damals auch Jimmie Noone, der allerdings schon 1944 starb.
Kid Ory war noch ein langes Leben bis zum Jahr 1973 vergönnt. In dieser Zeit konnte er - im Gegensatz zu Joe Oliver, Jelly Roll Morton, Jimmie Noone und vielen anderen Musikern - die Früchte seines frühen Ruhms ernten. Vielleicht war es am Ende ja doch der Rat seines Arztes, der dies möglich gemacht hat.......

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Donnerstag, 27. August 2015

Jelly Roll - von J.E. Berendt zu Howard Reich

Hallo Freunde,

ich staune immer wieder, welche Fortschritte die historische Jazzforschung in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat. In meinem Beitrag vom 4. Juli hatte ich Euch das Buch "Jelly`s Blues" von Howard Reich und William Gaines vorgestellt und empfohlen - eine detaillierte Studie über Leben und Wirken von Jelly Roll Morton. Gerade halte ich "Das Jazzbuch" von Joachim Ernst Berendt in der Hand - und zwar die Ausgabe von 1953. Zwischen dem Buch von Reich/Gaines und dem Jazzbuch von Berendt liegen 50 Jahre. Ich schaue einmal nach, was Berendt so über Morton geschrieben hat. "Das Leben Jelly Roll Mortons ist eine der vielen Tragödien, die es in der Geschichte des Jazz gibt", schreibt Berendt (S.153). Und weiter: "Völlig verarmt, fast verkommen starb er im Juli 1941 irgendwo an der amerikanischen Westküste". Das ist zwar nicht falsch. Aber Berendt wußte damals offenbar nicht, dass Jelly in der kalifornischen Metropole Los Angeles aus dem Leben schied und dass er von New York dorthin gereist war, um sich im aufkeimenden Oldtime-Revival an der Westküste einen Platz zu sichern und wieder an alte Glanzzeiten anzuknüpfen. Zu Jelly`s musikalischen Wurzeln meint Berendt: "Das frühe Jazz-Klavierspiel wird aus zwei Quellen gespeist: aus der Volksmusik der Neger und dem Rhythmus des Ragtime. Jelly Roll Morton hielt sich vor allem an die Volksmusik" (S.153). Allerdings bestehe kein Zweifel, dass "natürlich auch Jelly Roll viel Rag gespielt" hat.
Dies kann man nun auf keinen Fall so stehen lassen. Jelly steht eindeutig in der Entwicklungslinie des Ragtime hin zum Jazz. Das gilt für sein Spiel wie für die meisten seiner Kompositionen. Berendts Einordnung irritiert auch deshalb, weil er an anderer Stelle schreibt: "Wer Jazzpiano spielen wollte, mußte eine solide klassische Ausbildung haben. Alle großen Pianisten aus der Anfangszeit hatten sie, Jelly Roll Morton und Scott Joplin vor allen anderen" (S.152). Interessant auch, dass Berendt Scott Joplin als Jazzpianisten einstuft. Insgesamt aber hat Berendt, das ist zu konzedieren, die Bedeutung Mortons für die Entwicklung des Jazz zutreffend gewürdigt. Seit seinem frühen "Jazzbuch" aber sind viele neuen Fakten und Facetten hinzugekommen, die Jelly`s Persönlichkeit in einem differenzierteren Licht erscheinen lassen. Lassen wir uns überraschen, welche weiteren Erkenntnisse die Zukunft bringt..........

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 8. August 2015

Mary-Castle Jazzband zieht mit

Hallo Freunde,

gelegentlich schreibe ich in diesem Blog auch (maßvoll) kritische Beiträge. Dabei geht es mir nicht darum, bestimmte Schwachstellen um ihrer selbst zu benennen. Das bringt den Oldtime-Jazz nicht weiter. Wenn aber das ein oder andere Manko infolge der Kritik aus der Welt geschafft wird, ist das ein Fortschritt für die Präsenz unserer Musik.
Einen solchen kritisch-wohlwollenden Artikel habe ich am 14. März auch über die von uns sehr geschätzte Mary-Castle Jazzband verfasst. Dabei ging es - wie in den Fällen anderer Bands auch - um den Internet-Auftritt der Band. Leider ist ja häufiger festzustellen, dass die Web-Seiten nicht regelmäßig gepflegt werden. Beim Leser entsteht dann leicht der Eindruck, die Band befindet sich im Dornröschen-Schlaf, obwohl das gar nicht stimmen muss. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Seite "Termine" nicht akutalisiert wird, der letzte Auftritt - jedenfalls laut Web-Site - schon ein oder zwei Jahre her ist und so der Eindruck entsteht, die Band ist nicht besonders gefragt und hat entsprechend wenig Spielpraxis.
Eine inaktuelle Terminübersicht hatte ich an jenem 14. März auch bei der Mary-Castle Jazzband bemängelt. Die Gruppe hat inzwischen - ob auf meine Kritik hin, sei dahingestellt - reagiert. Die Seite "Termine" ist jetzt aus dem Internetauftritt verschwunden. Das muss beileibe nicht heißen, dass die Band nichts oder nur wenig zu tun hat. Es muss nur eben jemand da sein, der sich für die Aktualisierung der Termine verantwortlich fühlt.
Übrigens ist die Mary-Castle Jazzband da in guter Gesellschaft. Auch wir von der OK-JAZZBAND haben in unserem Web-Auftritt keine Terminseite. Es fehlt einfach jemand, der sich kümmert. Aber dann - so meine ich und siehe oben - ist es eben besser, auf die Termine zu verzichten als veraltet daher zu kommen. Insofern hat die Marycastle-Jazzband aus Köln aus meiner Sicht genau den richtigen Weg beschritten........

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Heribert von Stomp

Sonntag, 26. Juli 2015

Peter Dung beigesetzt

Hallo Freunde,

es war wirklich eine würdige und bewegende Feier. Die kleine Trauerhalle auf dem Friedhof Köln-Bocklemünd war bis auf den letzten Platz besetzt. Viele Freunde und Weggefährten standen im Sonnenschein vor der Halle, um Peter Dung die letzte Ehre zu erweisen. Drei von Peters Lieblingssongs wurden während der Feier vom Band eingespielt, darunter "Summertime". Sie dokumentierten noch einmal seine Vorliebe für den Swing. Ein großes Porträtfoto und seine Markenzeichen - weißer Hut und weißer Schal - ließen Peter gegenwärtig erscheinen, ebenso wie eine Projektion von Fotos, die ihn in verschiedenen Lebensstadien zeigen.
Zum Abschied spielte eine Kapelle von sieben Oldtime-Jazz-Musikern: Rüdiger Colditz (Trompete),
Klaus Musen und Walter Markloff (Posaune), Manfred Isenberg (Klarinette), Pit Eicker (Banjo), Jörg Fitzner (Sousaphon) und Mavi Liebmann (Schlagzeug). Unter den Anwesenden befanden sich weitere Jazzmusiker: Holly Heudorf, Jochen Kruse, Tricki Strom und Peter Karbaum.
Von ihnen allen kam ein letztes Lebewohl........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Dienstag, 21. Juli 2015

Peter Dung gestorben

Hallo Freunde,

vor drei Wochen, am 5. Juli, ist Peter Dung gestorben. Er gehörte als Bassist über Jahrzehnte zum Kern der Kölner Oldtime-Szene. Ich erinnere mich an unsere erste Begegnung. Das war 1976. Damals probten wir in neuer Besetzung im Römerkeller des Studentenheimes "Kaufmannshof Hanse". Manchen wird dies nichts sagen, die Adresse dieser Studentenunterkunft dafür umso mehr:
Kaygasse Nr.1 (also fast Null). Das ist am Blaubach, im Herzen von Köln. Der Wasserturm gleich nebenan war damals noch kein exklusives Hotel. Im original römischen Ambiente, das von den Studenten häufig auch als Kulisse zu feucht-fröhlichen Feiern bei einem Fass "Mühlen-Kölsch" genutzt wurde, formierte sich also die "Delta-Jazzband". Peter spielte nicht nur sehr gut Bass, er verbreitete stets auch gute Laune - und das wirkte ansteckend. Obwohl von Beruf Richter, war er sehr liberal eingestellt. Diese Feststellung wirkt heute gewiß verwunderlich. Denn liberal denkende Richter sind keine Seltenheit. Damals aber war Peter Dung eine Ausnahme. Seine kritische Einstellung gegenüber seinen Amtsgenossen, die übrigens nichts daran änderte, dass er seine juristische Profession mit großer Überzeugung und tiefer Gewissenhaftigkeit versah, äußerte sich damals auch in seinem Äußeren. Mit seinen schulterlangen Haaren, die damals wohl für Studenten, nicht aber für einen ehrenwerten Amtsrichter ein Zeichen fortschrittlicher Gesinnung waren, setzte er sich von seinen Standesgenossen fast schon demonstrativ ab.
Dies alles war 1976 noch so ungewöhnlich, dass Peter Dung im Herbst eine Einladung aufs Sofa der Kult-Talkshow "Kölner Treff" im WDR erhielt. Moderiert wurde die Sendung von Alfred Biolek und dem damaligen Hörfunk-Chefredakteur Diether Thoma. Musikalisch umrahmt wurde der Talk von der "Delta-Jazzband". Nach meinen Aufzeichnungen war dies am 31. Oktober 1976, einem Sonntag. Peter war damals 41 Jahre alt (geboren am 9. April 1935).
Mit Peter Dung verbanden mich noch zwei weitere musikalische Projekte. Wir spielten einige Zeit gemeinsam in der "Jazz Gang Cologne". Später gehörte er zur Anfangsbesetzung der "OK-Jazzband".
Daraus könnte man schließen, dass Peter sich musikalisch ganz dem Oldtime-Jazz verpflichtet sah.
Dieser Eindruck wäre falsch. Er hatte eine große Liebe zur alten Musik, und im Jazz war er  Swing und Swingverwandtem, wie ich meine, näher als Dixieland und New Orleans. Im Swing lebte er auch seine Fähigkeiten als Sänger aus. Wenn er Gershwin-Titel interpretierte oder den Klassiker "Mr. Sandman" intonierte, war die Symbiose zwischen Band und Publikum unmittelbar hergestellt. Zum Bild des kunstsinnigen Peter Dung gehörte auch im Wortsinn seine Leidenschaft für die Malerei. Sein "Kunstsalon West" legt davon Zeugnis ab.
Die Beisetzung ist am Donnerstag, 23. Juli, auf dem Ortsfriedhof in Köln-Bocklemünd. Dann werden auch einige musikalische Weggefährten musizieren. Es wird ein würdiger Abschied sein......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp 

Samstag, 11. Juli 2015

Bessie Smith - Empress of the Blues

Hallo Freunde,

in meinem vergangenen Beitrag habe ich das Buch "Jelly`s Blues" über den grünen Klee gelobt. Es beleuchtet auf faszierende Weise das dramatische  Leben von Jelly Roll Morton, seinen sich über viele Jahre hinziehenden Aufstieg und seinen jähen Absturz. Nun sind solche Musikerkarrieren keineswegs die Ausnahme. Ich denke da etwa an Joe "King" Oliver, der ebenfalls einen steilen Abstieg in Kauf nehmen musste. In beiden Fällen ging der Anschluß an die musikalische Entwicklung verloren. Als Morton und Oliver von Chicago nach New York wechselten, fanden sie dort eine ausgesprochen fortentwickelte, vielfältige Musikszene mit erstklassigen Musikern vor, in der sie nie wirklich Fuß fassen konnten. Hätten Morton und Oliver länger gelebt, wären sie mit Sicherheit als Ikonen des frühen Jazz zu Stars im einsetzenden Revival geworden. Dann wäre ihre Karriere dreigeteilt verlaufen. Ein Beispiel dafür war etwa Edward "Kid" Ory, der ebenfalls um 1930 in der musikalischen Versenkung verschwand und etwa 10 Jahre später einen kometenhaften Wiederaufstieg erlebte. Und es gab natürlich die Jazzpioniere, deren Laufbahn ohne tiefere Einbrüche verlief. Bekanntestes Beispiel: Louis Armstrong.
Zur Kategorie eins gehört auch Bessie Smith, die "Kaiserin des Blues". Ihr Abstieg begann ebenfalls mit dem Beginn der wirtschaftlichen Depression. Auch sie hätte wohl ein grandioses Comeback erlebt, wenn sie nicht schon 1937 gestorben wäre. Auch ihr Leben also Stoff für eine dramatische Darstellung. Aber mit der Umsetzung ist es nicht immer so einfach. Diesmal rede ich nicht, wie bei Jelly, von einem Buch, sonern von einem Film. Gestern wurde in der FAZ der Film "Bessie" der Regisseurin Dee Rees rezensiert. Wenn man der Kritikerin Glauben schenken darf, fehlt dort der dramatische Spannungsbogen. Von "stellenweise atemloser Hast" der Handlung ist da die Rede, von einer "Nummernrevue in Kulissen und Kostümen". Insgesamt klebt der Film, wenn ich die Kritik richtig verstehe, an der Oberfläche. "Musiklegenden wie Benny Goodman und John Hammond treten auf und verschwinden nach ein paar Sätzen, Louis Armstrong singt von der Platte". Die Kritik spricht dem Film aber auch positive Elemente zu und eine Hauptdarstellerin, Queen Latifah, die "ihr Bestes gibt".
Genau wie bei "Jelly`s Blues" bleibt mir auch in diesem Fall nur der Rat: seht Euch den Film selbst an und bildet Euch eine eigene Meinung. Letztlich kommt es bei jedem ästhetischen Urteil ja auf Perspektive und Erwartungshaltung des Rezipienten an........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 4. Juli 2015

Red-Hot - Jelly`s Blues

Hallo Freunde,

Wahnsinnstemperaturen in good old Germany. Da steht einem nicht unbedingt der Sinn nach heisser Musik. Auch ohne Jelly Roll Morton`s "Red Hot Peppers", um nur ein Beispiel für Hot-Music zu nennen, komme ich so richtig ins Schwitzen. Also sitze ich bei einem kühlen Geträng im Schatten - kann es aber trotzdem nicht lassen. Ich höre mir zwar nichts von Jelly an, lese aber etwas über ihn: "Jelly`s Blues", die Biographie des Piano-Meisters aus den Federn von Howard Reich und William Gaines. Da haben sich ein ehemaliger Jazzkritiker und ein investigativer Journalist und zweimaliger Pulitzer-Preisträger - beide arbeiteten früher bei der Chicago Tribune - zusammengetan und ein überaus lesenswertes Buch geschrieben (Da Capo Press 2003). Sie haben so ziemlich alle verfügbaren Daten gesammelt und mit viel Gespür die Dramatik im Leben des Jazzpioniers herausgearbeitet. Denn Jelly`s Leben zerfiel in zwei Teile, einen sich über viele Jahre hinwegziehenden stetigen Aufstieg und einen jähen Absturz mit einem geradezu jämmerlichen Ende. Seine musikalischen Ideen und Innovationen, die er als Botschafter der neuen Musik im Land verbreitete, wurden von vielen Zeitgenossen aufgenommen und mehr und mehr zum Allgemeingut.
Vieles davon wurde wiederum von anderen Zeitgenossen fortgeführt, und schließlich verlor Jelly den Anschluss an die von ihm selbst initiierten Entwicklungen. Es blieb ihm nur ein mitunter selbstgerecht wirkender Kampf um die Anerkennung seiner Leistungen. Diese Anerkennung kam später auch, erreichte Morton aber zu Lebzeiten nicht mehr. Eine wahrhaft tragische Geschichte. In den Grundzügen ist Euch das ja alles bekannt. Ich will es deshalb nicht vertiefen, zumal meine Schreiblust bei diesen Hitzegraden nicht allzu ausgeprägt ist. Falls aber auch Ihr eine spannende musikalische Lektüre sucht, kann ich Euch "Jelly`s Blues" nur empfehlen.......

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 27. Juni 2015

Alexander`s Vintage Jazzband

Hallo Freunde,

in meinem Beitrag vom 21. Februar 2015 habe ich mich mit "Alexander`s Vintage Jazzband" aus Düsseldorf befasst. (Der Beitrag stand unter der Überschrift "Alexander`s Ragtime Band").
Damals hatte ich zwei Kritikpunkte an der Web-Site der Dixie-Truppe: der Button "Termine" war alles andere als up-to-date und bei den Videomitschnitten hieß es ebenfalls "Fehlanzeige". Jetzt habe ich mal nachgesehen, ob meine Kritik etwas bewirkt hat. Und siehe da: es ist etwas geschehen. Die Band hat fünf Videomitschnitte von einzelnen Titeln eingestellt. Das verdient Anerkennung. Bei den Terminen ist es genau anders herum gelaufen. Der Button "Termine" fehlt jetzt. Das ist schade. Denn man möchte ja gern wissen, wann und wo "Alexander`s Vintage Jazzband" öffentlich auftritt. Möglicherweise sind solche Einsätze allerdings rar gesät, so dass aus diesem Grund auf den Button verzichtet wurde. Auch das wäre schade, denn die Band hat sicher solche Engagements verdient.
Unter dem Strich freut es mich aber, dass meine Hinweise gefruchtet haben. Auch bei anderen Bands, mit denen ich mich in diesem Blog beschäftigt habe, werde ich künftig nachhaken. Zunächst aber wünsche ich den Oldtime-Freunde aus Düsseldorf viel Erfolg für die Zukunft.........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 15. Juni 2015

Super-Auftritt bei Pulheim Open

Hallo Freunde,

hier ein kurzer Nachbericht zum Auftritt der "OK-Jazzband" bei Pulheim Open. Wie Ihr wisst, richtet der Aktionsring Pulheim einmal im Jahr dieses Fest für alle Bürger der Stadt und des Umlandes aus.
Das Programm wird samstags und sonntags jeweils mit einem Jazz-Frühschoppen eröffnet. Und das ist schon mals viel Anerkennung wert. Die "OK-Jazzband" hatte gestern erstmals die Gelegenheit, den sonntäglichen Frühschoppen zu gestalten. Und bei herrlichem Sonnenschein wurde die Veranstaltung zu einem vollen Erfolg. Zahlreiche Besucher lauschten dem Programm auf der Bühne am Marktplatz. Die Band hatte sich diesmal mit der Sängerin Cher-Ginger aus Köln verstärkt und präsentierte eine Reihe von Klassikern, darunter etwa "Night ans Day" von Cole Porter, "Summertime" von George Gershwin und "The Girl from Ipanema" des Komponisten Antonio Carlos Jobim. Aber auch spezielle Klarinetten-Arrangements wie etwa "Your Eyes are so blue" und "Clarinet-Dreams" gefielen dem Pulheimer Publikum.
Alles in allem: es war ein gelungenes Konzert, der Funke sprang über, gute Laune prägte die zwei Stunden auf der Bühne am Pulheimer Markt. Nächstes Jahr mehr davon.........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 31. Mai 2015

Alfred Neven DuMont ist tot

Hallo Freunde,

heute ereilt uns die traurige Nachricht, dass Alfred Neven DuMont, der prominente Kölner Verleger und Herausgeber des "Kölner Stadt-Anzeiger" im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Weshalb ich mich im Blog der OK-Jazzband damit befasse? Alfred Neven DuMont verstand seine Rolle als Herausgeber stets aktiv. Er prägte den "Kölner Stadt-Anzeiger" inhaltlich mit. Dies zeigte sich in zweierlei Hinsicht: DuMont nahm immer wieder als Autor von Leitartikeln Stellung zu bestimmten Entwicklungen, von denen er glaubte, sie mit seiner Stimme im Sinne einer zukunftsorientierten, über den Tag hinausweisenden Sicht aufzeigen und auch beeinflussen zu müssen. Häufig ging es dabei um seine geliebte Heimatstadt Köln. Alfred Neven DuMont war darüber hinaus ein zutiefst künstlerisch veranlagter und ambitionierter Mensch, dem die Vielfalt der artifiziellen Ausdrucksformen am Herzen lag. Er gab den unterschiedlichsten kulturellen und damit künstlerischen Strömungen in den von ihm verantworteten Medien vorurteilsfrei breiten Raum. Dies galt auch für den Jazz. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" war und ist eine Plattform für die Debatte über die Vergangenheit, den gegenwärtigen Zustand und die künftige Entwicklung dieser Musikform. Als Leser hatte ich nie den Eindruck, unsere Musik sei hinter der sogenannten Hochkultur, die in Köln überragend implementiert ist, nur zweite Wahl. Der Jazz ist vielmehr Gegenstand einer regelmäßigen, emphatischen und dabei stets auf kritische Würdigung bedachten Beobachtung. Diese Offenheit bewahrt zu haben, ist aus meiner speziellen Warte heraus ein ausgesprochenes Verdienst Alfred Neven DuMonts. Dass es nur ein Verdienst neben vielen anderen ist, versteht sich von selbst........

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 25. Mai 2015

Jazz-Freunde-Köln: aufgelöst!

Hallo Freunde,

zunächst wünsche ich Euch ein gesegnetes Pfingstfest. Es ist ja schon fast wieder vorüber. Pfingsten hat ja nach christlichem Verständnis etwas mit Gründung (der Kirche), mit Aussendung und Missionierung zu tun. Es ist Abschluss der Osterzeit und Fest des Heiligen Geistes. Umso betrübter war ich, als ich ausgerechnet heute vom Ende eines mit missionarischem Geist gestarteten Unternehmens las: es geht um die Jazz-Freunde-Köln, die vor einigen Jahren gegründet wurden. An dieser Stelle habe ich mehrfach über den Verein, sein Wirken und die verschiedenen ihm angehörenden Bands berichtet. Nun also lese ich auf der Web-Site der Jazzfreunde, dass die Vereinigung am 8. April dieses Jahres aufgelöst wurde. Das hat jetzt natürlich überhaupt nichts mit Pfingsten zu tun, ich habe es eben nur jetzt erst mitbekommen. Ich finde es sehr schade, dass diese verdienstvolle Institution, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, den Oldtime-Jazz am Leben zu erhalten, so sang- und klanglos ihr Ende gefunden hat. Der traditionelle Jazz kann solches Engagement, wie es hier an den Tag gelegt wurde, sehr gut gebrauchen. Davon zeugen ähnliche Vereinigungen z. B. in Aachen und in Bonn. Natürlich können die verschiedenen Aktivitäten, wie etwa Konzertreihen, fortgesetzt werden, ohne dass es dafür einer Vereinsform bedarf. Wichtig ist nur, dass jemand die Aufgabe in die Hand nimmt. Und da bin ich wieder ganz zuversichtlich, dass mit dem Aus der Jazz-Freunde-Köln nicht zugleich das Ende der Anstrengungen in Sachen Oldtime-Jazz in Köln gekommen ist. Da nehme ich mir dann doch wieder Pfingsten zum Beispiel. Auch aus der kleinen Urchristengemeinde in Jerusalem ist schließlich etwas geworden, das trotz aller Rückschläge seine Kraft bis zum heutigen Tag immer weiter entfaltet hat...........

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, spotify)

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 9. Mai 2015

OK-DREAMBAND performs Scott Joplin

Hallo Freunde,

die Wurzeln des instrumentalen Jazz liegen bekanntlich (auch) im Ragtime. Diese Musik hatte ihre große Zeit zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Man kann sagen: mit dem Ersten Weltkrieg endete auch die Ragtime-Ära. Große Komponisten dieses (Klavier)-Stils waren bekanntlich Tom Turpin, James Scott und allen voran natürlich Scott Joplin. In den 20er Jahren spielt der Ragtime bei den Aufnahmen der Jazzpioniere keine dominierende Rolle mehr. Immer wieder aber werden Titel eingespielt, die sich an den Ragtime anlehnen. Das wird schon in den Namen deutlich. In nenne nur den "High Society Rag" und den "Snake Rag" von Joe "King" Oliver, den "Perfect Rag" und den "Frog-I-More-Rag" von Jelly Roll Morton. Ich betrache diese Kompositionen allerdings, wie schon angedeutet, als Weiterentwicklungen.
Heute möchte ich Euch auf die OK-DREAMBAND hinweisen, die sich zweier Kompositionen von Scott Joplin angenommen hat, dabei aber, wie ich meine, recht eng an das historische Vorbild hält.
Es sind dies die "Original Rags", die erste veröffentlichte Ragtimenummer Joplin`s, und sein, neben dem "Maple Leaf Rag", wohl bekanntestes Werk "The Entertainer". Die "Original Rags" haben einen neuen Titel erhalten: "Clarinet Rag". Das hängt wohl damit zusammen, dass beide Aufnahmen die Klarinette herausstellen. Aber auch die E-Guitarre und die Celesta, hier mit einem Sound, der an ein Vibraphon erinnert, kommen solistisch zum Zug. Der "Clarinet Rag" erhält seinen besonderen Reiz durch einen Latin-Rhythmus. Insofern entfernt sich der Titel in dieser Hinsich schon ein wenig vom Original.
Aber hört Euch die beiden Stücke doch selbst an. Sie sind erschienen auf der CD "Clarinet Rag" der OK-DREAMBAND. Wie heute üblich, können die Titel gedownloadet werden (z.B. bei amazon oder bei iTunes) und sie stehen auch zum Streaming zur Verfügung. Z.B. bei spotify, aber auch bei vielen anderen Plattformen. Viel Spaß.........

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, spotify)

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Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 2. Mai 2015

St. Louis Tickle and Jelly Roll Morton

Hallo Freunde,

wenn ich mich einmal in ein Thema hineinkniee..........Es geht also heute noch einmal um den schönen Song "I Thought I Heard Buddy Bolden Say", über den ich bereits zweimal geschrieben habe. Von wem stammt nun die Melodie? Als Komponist wird ja allgemein Jelly Roll Morton genannt. Unter dessen Namen läuft jedenfalls das Copyright. Aber es gibt Widersprüche. Einer stammt interessanterweise von Morton selbst. Der nämlich erzählt in seinen autobiographischen Erinnerungen: "Diese Nummer entstand um 1902, wurde aber später von einem Komponisten gestohlen und als `St. Louis Tickle` veröffentlicht. Die alten Musiker aber wußten, daß die Melodie Buddy Bolden gehörte, dem großen Ragtime-Kornettisten". (Zitiert nach Jelly Roll Morton und Alan Lomax, Dr. Jazz, Zürich 1960, S. 68). Morton selbst also weist die Melodie Buddy Bolden zu. Tatsächlich enthält die Ragtimenummer "St. Louis Tickle" aus dem Jahr 1904 die Melodie als einen von mehreren Teilen. Als Komponisten werden "Barney & Seymore" genannt. Dazu an anderer Stelle gelegentlich mehr. Das Stück ist übrigens im "Tempo Niggerino" zu spielen.........Demnach hätten "Barney & Seymore" also tatsächlich die Melodie verwendet oder, wie Morton meint, "gestohlen".
Vielleicht lag die Melodie aber auch nur einfach in der Luft, war Traditionsgut, das verschiedene Komponisten für ihre Zwecke verwendeten. Wie dem auch sei. Zu einer anderen Schlußfolgerung kommt Randall Sandke in seinem sehr lesenswerten Buch "Where The Dark And The Light Folks Meet" (London 2010). Er meint, Morton könne die Melodie durchaus von "Barney and Seymore" übernommen haben. Schließlich sei die Druckversion des "St. Louis Tickle" um 1904/05 auch in New Orleans erhältlich gewesen, zu einer Zeit also, als Morton die Stadt noch nicht verlassen hatte. (S. 207).
Demnach wäre nicht Buddy Bolden der Schöpfer, es wären "Barney & Seymore". Zur Erinnerung: Morton hat nicht erklärt, er selbst sei der Urheber der Melodie. Das Thema ist sicher etwas für Musikwissenschaftler. Ich aber bin Liebhaber. Bevor ich mich also zu sehr in Details verstricke, höre ich mir den Song "I Thought I Heard Buddy Bolden Say" lieber als Aufnahme an........

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute To Jelly Roll Morton" (iTunes, spotify)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 26. April 2015

I Thought I Heard Buddy Bolden Say

Hallo Freunde,

zunächst wünsche ich Euch einen gesegneten Sonntag. In meinem vergangenen Blog-Beitrag habe ich von Jelly Roll Morton`s Komposition "I Thought I Heard Buddy Bolden Say" geschwärmt. Am liebsten, so habe ich am Ende geschrieben, höre ich den Song in Morton`s eigener Version. Mein Freund Buddy Yesterday wollte nun mehr über die Aufnahme wissen. Hier also einige Angaben: Jelly hat den Titel am 14. September 1939 in New York mit seinen "New Orleans Jazzmen" aufgenommen. Das war Teil seiner verschiedenen Comeback-Versuche, nachdem es seit Beginn der 30er Jahre (eigentlich schon seit 1928/29) rapide mit ihm bergab gegangen war. Zur Besetzung gehörten Sidney de Paris (Trompete), Claude Jones (Posaune), Albert Nicholas (Klarinette), Sidney Bechet (Sopransaxophon), Happy Caldwell (Tenorsaxophon), Lawrence Lucie (Guitarre), Wellman Braud (Bass), Zutty Singleton (Schlagzeug) und natürlich Jelly himself als Pianist und Sänger. Über diese Session vielleich demnächst mehr. Jetzt aber viel Spaß beim Zuhören........

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon, spotify)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 18. April 2015

Louis Armstrong and Buddy Bolden

Hallo Freunde,

Jelly Roll Morton hat Buddy Bolden, dem legendären New-Orleans-Kornettisten, der am Anfang des Jazz stand, einen wunderbaren Song gewidmet. Er besticht gleichermaßen durch Schlichtheit und Schönheit. In ihm scheint die untergegangene Epoche des New-Orleans der Jahrhundertwende auf, weht als ein Schleier der Erinnerung herüber:

I thought I heard Buddy Bolden say,
Dirty, nasty stinky butt, take it away,
Dirty, nasty stinky butt, take it away
And let Mister Bolden play.

Von Buddy Bolden existieren bekanntlich keine Plattenaufnahmen. Wir können uns sein Spiel nur vorstellen. Sein Ton soll mächtig gewesen sein. Jelly Roll Morton meinte, einen gewaltigeren Trompeter habe es "seit dem Erzengel Gabriel" nicht gegeben. "Es kam vor, dass wir an irgendeiner Ecke herumlümmelten und nicht wussten, dass draussen im Lincoln Park Tanz war. Dann hörten wir Buddys Kornett und zogen los. War einmal wenig Publikum im Lincoln Park, so richtete Buddy sein Horn gegen das Stadtzentrum und blies seinen Blues, um wie er zu sagen pflegte, `seine Kinder heimzurufen`. Dann wusste die ganze Stadt, dass Buddy im Park spielte, zehn oder zwölf Meilen vom Zentrum entfernt". (Zitiert nach Jelly Roll Morton und Alan Lomax, Doctor Jazz, Zürich 1960, S. 67). Diese Erinnerungen von Morton sagen allerdings nichts über Bolden`s technische Fertigkeit, über seine Improvisationsgabe, über Phrasierung und Tongestaltung aus. Auch hier sind wir also auf die Überlieferung von Zeitzeugen angewiesen.
Louis Armstrong kommt zu einem differenzierten und letztlich klaren Urteil, das er aus dem Vergleich zwischen Bolden und Joe "King" Oliver gewinnt. Für ihn war Joe der grösste unter den frühen New-Orleans-Kornettisten: "welche Technik, welche Seele, welcher Erfindungsreichtum!" Bolden war aus Armstrong`s Sicht dagegen "grob und ungeschlacht". Louis fühlte sich von dessen Musik nicht angesprochen: "er rührte mich nicht". (Zitiert nach Louis Armstrong, Mein Leben in New Orleans, Zürich 1977, S. 23).
Wie es damals wirklich war - wir wissen es nicht. Wir kennen nur die späteren bahnbrechenden Aufnahmen von Joe Oliver und Louis Armstrong aus eigenem Anhören. Buddy Bolden dagegen bleibt im Reich der Legende. Dass er aber seinen Platz in der Jazzgeschichte verdient hat, macht der Song des Piano-Meisters Jelly Roll Morton klar, den ich immer wieder, am liebsten in der Version von Morton selbst, gern höre............

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 5. April 2015

Strange Fruit

Hallo Freunde,

weshalb bleiben Menschen in unserer Erinnerung? Ich rede jetzt nicht von unseren Lieben, also von Angehörigen und Freunden. Ich meine Menschen, die uns nicht persönlich nahe standen, aber uns etwas hinterlassen haben, mit dem sie Teil unseres (kollektiven) Gedächtnisses wurden. Auffallend ist doch immer wieder, dass sie uns etwas Allgemeingültiges geschenkt haben, etwas, das sich besonders im Einfachen, im Wahren und Guten ausdrückt. Je stärker dieser überzeitliche Kern ist, desto prägender und die Zeiten überdauernder die Verwurzlung in uns. Jetzt an Ostern denken wir da in erster Linie an Jesus. Seine Botschaft war die Liebe. Er büßte dafür mit dem Tod am Kreuz. "Ans Kreuz gehenket" wurde er, wie es etwa in dem Kirchenlied "Herzliebster Jesu" heißt.
Den Lynchmord an Unschuldigen bringt wie wohl kein anderer auch der Jazzsong "Strange Fruit" von Lewis Allan zum Ausdruck. "Black body swinging in the Southern breeze, Strange fruit hanging from the polar trees", heißt es da. Und gemeint sind die Morde an Schwarzen in den Südstaaten der USA. Billy Holiday hat mit ihrer Interpretation dieses Lied - noch ein Gegensatz - unsterblich gemacht.
Billie Holiday wurde vor 100 Jahren, am 07. April 1915, in Baltimore geboren. Als Jazzsängerin brillierte sie nicht durch technische Perfektion - ihr Gesang war im Wortsinn ergreifend. Und wer die jahrzehntealten Aufnahmen von Billie heute hört, wird unmittelbar in ihren Bann gezogen. Die scheinbar zeitlose Gültigkeit ihrer Interpretationen läßt Billie Holiday in ihren Schöpfungen und damit in unserem Gedächtnis weiter leben.
Ich will hier nicht die Biographie von Billie ausbreiten. Es gibt genug Nachschlagewerke und Interneteinträge, die das Leben der Sängerin mehr oder weniger erschöpfend erzählen. Einen einfühlsamen Beitrag las ich zum Beispiel dieser Tage im Web-Portal "Spiegel Online".
Ich finde es tröstlich, dass es immer wieder Einzelne gibt, die das Essentielle, das unser Leben ausmacht, schlicht und wahr zum Ausdruck bringen können. Und ich finde es tröstlich, dass diese Botschaften auch immer wieder von vielen Menschen aufgenommen werden, der Boden also bereitet ist. In diesem Sinn eine frohe nachösterliche Zeit...........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Sonntag, 29. März 2015

Friends of Dixieland - tolle Truppe

Hallo Freunde,

heute möchte ich Euch eine Band vorstellen, deren Mitglieder schon vor über 35 Jahren gemeinsam musiziert haben. Und das tun die vier quirligen älteren Herren auch heute noch in ihrer Gruppe "Friends of Dixieland". Das Quartett besteht aus Dieter Broelsch, Trompete und Gesang, Heiner Knoerchen, Klarinette, Siggi Kramer, Sousaphon, und Manfred Moehl, Banjo. Da auf Piano und Schlagzeug verzichtet wird, kann die Band auch jederzeit flexibel als Marching-Band eingesetzt werden. Allerdings ist auf Wunsch auch eine Erweiterung zum Quintett oder Sextett möglich. Auf der Web-Site der "Friends of Dixieland" werden auch zwei Gastsolisten präsentiert. Es sind Erhard Miggo, Banjo und Gesang, und Uwe Brehm, Posaune und Gesang.
Hier ein Zitat aus der Eigendarstellung: "Bei ihren Auftritten vermitteln die `Friends of Dixieland` alten und neuen Liebhabern dieser Musik das Gefühl, nicht nach New Orleans reisen zu müssen, um originellen, urwüchsigen Jazz zu genießen. Die Band passt sich bei ihren Auftritten jedem gewünschten Rahmen an. Das Spektrum reicht von der großen Konzertveranstaltung bis zur Familienfeier im kleinen Kreis".
Bei einem Besuch der Web-Site unserer Freunde konnte ich unter dem Button "Aktuelle Termine" allerdings keinen anstehenden Auftritt finden. Macht nichts. Die Saison für unsere Musik beginnt ja bekanntlich so richtig erst im Mai. Und dann wird es auf der Seite der "Friends of Dixieland" bestimmt auch Hinweise auf die nächsten Veranstaltungen geben. Wir freuen uns schon darauf.......

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Heribert von Stomp

Samstag, 21. März 2015

Cologne-Dixieland-Company (CDC)

Hallo Freunde,

heute möchte ich Euch die "Cologne Dixieland Company" vorstellen. Die Band - abgekürzt "CDC" - wurde 1978 in Köln gegründet und ist damit eine der ältesten und beständigsten Formationen im Rheinland. Wenn ich es recht sehe, sind die meisten Musiker von Anfang an dabei. Damit wäre ich schon bei der Besetzung: Werner Velte (Trompete und Flügelhorn), Manfred Zander (Posaune und Gesang, zugleich Bandleader), Christian Schmidt (Klarinette, Saxophon), Wilfried Schubert Banjo, Guitarre), Bernd Türner (Bass) und Michael Buschmann (Schlagzeug).
Die Band sieht sich in der Tradition der Bands von Chris Barber, Acker Bilk und anderen. In früheren Jahren hat sie auch gemeinsame Auftritte mit diesen und anderen Größen der traditionellen Jazzszene gehabt. Hervorstechende Merkmale sind laut eigener Web-Site "ausgefeilte Arrangements" und "witzige Unterhaltung" zwischen den einzelnen Titeln. So wird "jedes Konzert zu einem kurzweiligen Vergnügen". Mit Recht ist die Band stolz auf Auftritte und Erfolge bei internationalen Jazzfestivals. 1981 gewann sie den ersten Preis beim Jazzfestival Breda. 1989 landete sie beim Festival in Bad Hersfeld auf dem Spitzenplatz. Gern würde man also wissen, wann und wo diese quirlige Truppe ihren nächsten Auftritt hat. Als ich gerade nachgesehen habe, fand ich unter dem Button "Termine" allerdings nur den Hinweis "in Arbeit". Auch unter den Buttons "Presse" und "Fotos" leider Fehlanzeige. Ich denke, viele Jazzfreunde würden sich freuen, wenn diese Informationslücken bald geschlossen würden. Denn dieser Band leiht man gern sein Ohr.........

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Heribert von Stomp

Samstag, 14. März 2015

Mary-Castle Jazzband - News

Hallo Freunde,

über die Mary-Castle Jazzband habe ich in diesem Blog zuletzt am 06. Mai 2012 berichtet. Das ist also schon bald drei Jahre her. Also war ich heute mal wieder auf der Web-Site diese Kölner Band.
Und es ist in der Zwischenzeit - wen wundert`s - einiges geschehen. Aus damals sechs Musikern sind sieben geworden. Das siebte Instrument ist jetzt das Piano (Hans Peter Schüller). Die anderen Instrumente sind zum Teil neu besetzt. Trompeter ist nicht mehr Rolf Kannen sondern Marc Bothe. Banjo spielt Achim Minx (damals Klaus Diemer). Am Bass agiert Klaus Heuser (damals Egbert Diemer). Von der damaligen Besetzung weiter dabei sind Elmar Kläsener (Klarinette, Saxophon), Jochen Kruse (Posaune) und natürlich Bandleader Walter Bungard am Schlagzeug.
Das Septett hat einiges vor. Unter dem Stichwort "Ausblick" heißt es auf der Web-Site: "Auf den Erfolgen der ersten Jahre wollen sich die Musiker nicht ausruhen - im Gegenteil. Nach dem Motto `je oller, je doller` soll das Erreichte ausgebaut - der musikalischen Zukunft gleichzeitig aber auch gelassen entgegengesehen werden. Der Spaß an der Musik und die Begeisterung an der Resonanz der Zuhörer soll im Vordergrund bleiben". Gern würde man mehr über die Zukunft der Band auch unter dem Button "Termine" erfahren. Leider stellt sich aber auch in diesem Fall heraus, dass die Pflege der Seite optimiert werden könnte: die letzten aufgeführten Termine stammen aus dem Jahr 2013. Vielleicht findet sich ja ein Bandmitglied, das hier Besserung verspricht. Ansonsten aber schließe ich mich der Selbstdarstellung der Mary-Castle Jazzband an: "Den sechs (natürlich muss es jetzt heißen: sieben) routinierten Jazzmusikern aus dem Stadtteil Marienburg gelingt es, ihren Zuhörern die Lebensfreude des Old Time Jazz zu vermitteln".......

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Heribert von Stomp

Samstag, 7. März 2015

New Jazz Cats - Jubiläum

Hallo Freunde,

dieses Jahr gilt es wieder ein Jubiläum zu feiern. Die "New Jazz Cats" aus Bonn werden 20 Jahre alt. 1995 wurde die Band von Peter Ziehe gegründet. Laut eigener Darstellung auf der Web-Site der Band pflegt man den Mainstream, sowohl im Swing und Dixieland als auch in den Stilrichtungen Cool Jazz, Bossa und Latin. Das ist natürlich eine ausserordentliche Bandbreite. Neben Peter Ziehe, der Tenorsaxophon und Sopransaxophon spielt, gehören der Gruppe Albrecht Pohl (Posaune), Eugen Endres (Banjo und Guitarre), Wolfgang Wendt (Bass), Gerd Both (Schlagzeug) und ein nur mit Vornamen benannter Trompeter namens Enrico an. Mehrere Bandmitglieder weisen sich auch als Sänger aus. Laut Referenzliste treten die "New Jazz Cats" ganz überwiegend im Raum Bonn-Köln auf. Der nächste Auftritt laut Web-Site, die ich hier zitiere, ist leider erst am 19. Juli von 11 - 14 Uhr im Kulturzentrum Bonn-Hardtberg. Dort gastiert die Gruppe im Rahmen des Duisdorfer Jazz-Sommer 2015. So um die Jahresmitte eine gute Gelegenheit, meine ich, das Jubiläum gebührend zu feiern........

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Heribert von Stomp

Samstag, 28. Februar 2015

Em Pöötzke

Hallo Freunde,

das "Pöötzke" in der Düsseldorfer Altstadt ist eine Institution. Seit 1966 geben sich dort Bands des Traditional-Jazz die Klinke in die Hand. Zur Zeit präsentiert die Gaststätte in der Mertensgasse viermal wöchentlich eine Band, jeweils von mittwochs bis samstags wechseln sich Gruppen ab. Ausserdem ist das "Pöötzke" an Messetagen geöffnet.
In der "Rheinischen Post" fand ich in dieser Woche einen interessanten Beitrag in der Rubrik "Stadtgespräch" über Vergangenheit und Zukunft des Lokals. Dort wird auch die Herkunft des Namens erläutert. Früher nämlich gab es im Haus Mertensgasse einen Zugang zur nahe gelegenen Neanderkirche. Weil protestantische Kirchen - und dazu gehört die Neanderkirche - nicht unmittelbar an der Straße gelegen sein durften und ausserdem von Häusern umgeben sein mussten, waren sie nur über solche Hausdurchgänge zu erreichen. Das erinnert an dunkle Zeiten, als sich die Konfessionen noch spinnefeind waren. Die Durchgangstür zur Kirche, das "Pöötzke", wurde eines Tages entbehrlich und verschwand bei einem Umbau. Der Name ist geblieben.
Jetzt zur Zukunft: Ende Mai, so schreibt die "Rheinische Post", pausiert der Betrieb für eine Weile. Dann wird wieder im Haus gewerkelt. Von einem "dezenten Facelifting" des Lokals spricht die Besitzerin Anne Ilge-Gerresheim. Im Spätsommer ist dann Wiedereröffnung. Das "Pöötzke" ist übrigens schon seit den 1920er Jahren in Familienbesitz. Ich finde es prima, dass der traditionelle Jazz dort eine Heimstatt gefunden hat und wünsche der Spielstätte auch im künftig erneuerten Ambiente eine swingende Zukunft. Im nächsten Jahr kann man dann ja auf eine 50jährige Jazztradition zurück blicken - und das ist dann fast halb so alt wie der traditionelle Jazz selbst.........

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Heribert von Stomp

Samstag, 21. Februar 2015

Alexander`s Ragtime Band

Hallo Freunde,

beim Surfen im Internet staune ich immer wieder, wie viele Oldtime-Jazzbands es (noch) gibt. Ich gebe zu, dass ich von etlichen dieser Gruppen zuvor nie gehört hatte. Ein Beispiel ist etwa die "Tuxedo-Jazzband" aus Düsseldorf, die ich kürzlich hier vorgestellt habe. Liegt das nun an mir, oder sind diese Bands wirklich nicht so präsent? Die Internetauftritte der Gruppen sind zumindest oft vielversprechend. Das gilt auch für die erwähnte "Tuxedo-Jazz-Band". Mitunter wirken die Seiten aber, als wenn mit viel Elan das Werk begonnen, dann aber mit nachlassendem Eifer fortgesetzt wurde.
Heute bin ich beim Surfen auf eine andere Düsseldorfer Dixietruppe gestossen, "Alexander`s Vintage Jazzband". Natürlich erinnert der Name an Irving Berlin`s Klassiker "Alexander`s Ragtime Band" - daher auch die Überschrift zu diesem Beitrag. Die Anspielung rührt wohl vom Namen des Trompeters her, der offensichtlich auch der Bandleader ist: Alexander Gehlen. Die weiteren Musiker: Karl Wegmann (Posaune), Hannes Schröers (Saxophone und Klarinette), Hartmut Stellisch (Piano), Wilfried Schubert (Banjo) und Udo Wacker (Sousaphon). Und dann gehört auch noch das Band-Maskottchen dazu, Udos Hund "Bobby". Über das Bandleben erfährt der geneigte Leser leider weniger. Es gibt immerhin eine Bildergalerie. Aber schon unter dem Button "Termine" finden sich gerade mal zwei Auftritte - und die liegen schon mehr als ein Jahr zurück. Auch das Gästebuch zeigt nach nur vier Einträgen Ermüdungserscheinungen. Hoffen lässt die Ankündigung, dass demnächst Videoaufzeichnungen der Band abrufbar sind. Insgesamt also passt der Web-Auftritt von "Alexander`s Vintage Jazzband" zum oben skizzierten Eindruck. Das ist schade und ändert sich hoffentlich bald. Denn den wackeren Musikern sollte es doch möglich sein, die Seite zu aktualisieren und attraktiv zu gestalten. Ich könnte mir denken, dass die Musik des Sextetts (mit Maskottchen ist es natürlich ein Septett) das allemal wert ist.............

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Heribert von Stomp

Freitag, 13. Februar 2015

Bonanza-Dixie

Hallo Freunde,

gestern vor 100 Jahren wurde in Kanada ein Schauspieler geboren, der es in den 60er Jahren in deutschen Wohnzimmern zu großer Berühmtheit und Beliebtheit brachte: Lorne Green. Richtig.
Das war der Ben Cartwright von der Ponderosa-Ranch in der Fernsehserie"Bonanza".1959 ging die Reihe in den USA an den Start und wurde eine der erfolgreichsten Wildwest-Serien überhaupt - vielleicht sogar die erfolgreichste. Ich meine mich zu erinnern, dass die Folgen sonntags in der ARD liefen. Jahre später kamen dann Familiensagas wie "Dallas" auf, die mehr im Finanzmagnatentum spielten. Pferde und Colts wurden durch schnittige Schlitten mit soundsoviel PS und durch Intrigen abgelöst. Aber zurück zu "Bonanza". Die ebenso einfache wie eingängige Titelmelodie samt Text schrieben Ray Evans und Jay Livingston. Dass die von einer E-Guitarre vorgetragene Melodielinie im Zusammenhang mit einer Wildwestserie ein Anachronismus war, störte damals wohl niemand.
Dixie-Musiker zitieren die "Bonanza"-Melodie gern, wenn sie über den Dauerbrenner "Icecream" improvisieren. Die Harmonieschemata beider Titel stimmen ziemlich überein.
Lorne Greene starb übrigens 1987, an einem Datum, das Jahre später traurige Berühmtheit erlangen sollte: am 11. September. Das sind so einige Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich irgenwo im Land "Icecream" von einer Dixie-Band gespielt höre und einer der Musiker, vielleicht der Trompeter, bei seiner Improvisation den "Bonanza"-Song zitiert.........

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Heribert von Stomp

Montag, 9. Februar 2015

New Orleans - da ist Musik drin

Hallo Freunde,

die FAZ ist eine Zeitung, die ich immer mal wieder gern in die Hand nehme. Jetzt gab es eine Serie mit dem Titel "Musikreise durch Amerika". Die Autoren: Philipp Krohn und Ole Löding. Eine der Stationen (natürlich): New Orleans. "New Orleans", so beginnt der Artikel mit einem Zitat von Allen Toussaint, "Wält an seinen Traditionen fest. Wir haben selbst dann noch Kontrabass gespielt, als ganz Amerika schon auf den elektrischen Bass umgestiegen war". Nicht ganz dazu passt das erste Foto des Beitrags. Dort ist "Soul-Queen Irma Thomas" abgelichtet und im Hintergrund spielt ein junger weisser Musiker - elektrischen Bass. Schwamm drüber. Der Artikel widmet sich Dixieland Jazz, Brassband Funk und der "Musik der großen Bigbands", erwähnt frühe Grössen wie Buddy Bolden und Jelly Roll Morton. Dass Louis Armstrong in New Orleans "zum Weltstar" wurde, entspricht wiederum nicht ganz den Tatsachen. "Satchmo" wurd zwar hier geboren, seine grossen Schritte zum Ruhm aber machte er in Chicago und in New York.
Wenn es um die neuere musikalische Entwicklung der Stadt geht, zeigen sich unsere Autoren sicherer. Und als Wirtschaftsredakteur widmet sich Philipp Krohn auch der kommerziellen Seite der Musik. "Es gelang nicht, eine eigenständige Musikindustrie zu etablieren" ist sein Fazit, das ich durchaus teile. In der Tat wurde der Jazz von New Orleans aus nicht über Schallplatten verbreitet, sondern durch die Musiker, die von der Stadt am Mississippi in die Weite des Landes zogen. Jelly Roll Morton, Joe Oliver und Louis Armstrong zählten mit an erster Stelle zu den Pionieren. In Chicago und New York wartete die Musikindustrie auf sie, um die genialen Schöpfungen technisch zu reproduzieren, damit populär zu machen und gleichzeitig die Musiker um ihren verdienten Lohn zu prellen. Da finde ich es geradezu sympathisch, dass die Geburtsstadt des Jazz an diesem Prozess so gut wie nicht beteiligt war. Wahrscheinlich gehörte auch das ganz einfach zum "langsameren Takt" der Stadt im Mississippi-Delta, von dem der Autor berichtet..........

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Heribert von Stomp

Samstag, 31. Januar 2015

Schautermann-Tillies-Jazzband: die Tillies shouten wieder

Hallo Freunde,

es gibt neue Termine von der Schautermann-Tillies-Jazzband. Ich war soeben auf der Web-Site der aktiven Truppe aus Viersen, die ich hier im Blog schon einmal vorgestellt habe. Die Band kündigt vier Termine für das Jahr an: am 15. März um 11.00 Uhr im Siegburger Brauhaus, am 07. Juni im Ratskeller Rheydt (ab 12.00 Uhr), am 12. Juli um 11.30 Uhr im Biergarten bei Esser`s in Wegberg und - bis dahin ist es noch einige Zeit - am 13. Dezember ab 12.30 Uhr im Drusushof Neuss. Ich bin sicher, dass diese Liste noch um weitere Termine ergänzt wird, denn das Jahr hat ja gerade erst begonnen. Jedenfalls: ein Besuch bei den Viersener Jazzfreunden lohnt immer......

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Samstag, 24. Januar 2015

Oldtime-Jazz hat Gold im Mund

Hallo Freunde,

gestern stiess ich im "Kölner Stadt-Anzeiger" auf einen Artikel mit der Überschrift "Zahngold soll in die Urne". Dabei ging es um die offenbar in vielen Krematorien übliche Praxis, nach der Einäscherung Zahngold oder andere Edelmetalle, die z.B. bei Operationen in den Körper der Verstorbenen implantiert wurden, einzusammeln und zu verkaufen. In Hamburg wurde das Zahngold laut Artikel jahrelang illegal von Bediensteten entnommen. Der Erlös floss in die eigene Tasche. In anderen Städten wird das Edelmetall ganz offiziell beiseite geschafft und verkauft. Die Stadt Köln soll so allein im vergangenen Jahr über 60.000 Euro eingenommen haben, im Schnitt 14 Euro pro Einäscherung. Rechtlich sei das alles in Ordnung, versichern Politik und Verwaltung. Weil es aber ethisch bedenklich ist, formiert sich Widerstand.
Das erinnert mich an die Geschichte von Jelly Roll Morton. Er hatte sich bekanntlich Brillanten in die Vorderzähne implementieren lassen. Wenn er redete oder sang und Licht auf seinen Mund fiel, funkelte sein Gebiss. Das lenkte die Aufmerksamkeit des Publikums unweigerlich auf ihn - sowohl bei seinen Auftritten als Vaudeville-Komödiant als auch bei seinen Musikdarbietungen. Nach seinem Tod am 10. Juli 1941 in Los Angeles aber wurde auch er das Opfer von Leichenschändern. So legt es jedenfalls das Jazzmagazin Downbeat nahe, das ich hier nach der Biographie "Doctor Jazz" von Alan Lomax zitiere (Sanssouci Verlag Zürich 1960, S. 264): "Zwei Menschen, die an der Beerdigung teilnahmen, wußten, daß im Sarg etwas fehlte. `Ich habe stets mit Brillanten gelebt, und ich will mit ihnen bestattet werden,´ hatte Jelly immer wieder gesagt. Jetzt aber wies die Goldfüllung im Vorderzahn unter den kalten, für immer geschlossenen Lippen nur ein schäbiges Loch auf. Der Brillant war verschwunden. Merkwürdigerweise hat niemand den Leichenbestatter eingeklagt."
Warum auch sollte es in den 40er Jahren in einem anderen Land anders gewesen sein als bei uns heute? Leichenfledderei hat es zu allen Zeiten gegeben. Tröstlich aber ist, dass die eigentlichen Brillanten, Jelly`s wundervolle Kompositionen, bis heute und sicher auch in weite Zukunft überlebt haben und überleben werden..........

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Sonntag, 18. Januar 2015

Jazz-Verein Aachen startet durch

Hallo Freunde,

den Jazzverein Aachen hatte ich Euch erstmals hier am 25. Oktober 2014 vorgestellt. Ich finde es nach wie vor großartig, dass sich ganz im Westen unserer Region eine solch rührige Gruppe etabliert hat, die auch länderübergreifend (Stichwort "Euregio") unsere Musik fördert.
Hier nun einige herausragende Programmpunkte bis April: am 25. Januar (Sonntag) gastiert dort die Ruhr-River-Jazzband - und zwar ab 11.00 Uhr in den Kurpark-Terrassen in Aachen-Burtscheid. Der Eintritt ist frei, ein "angemessener Beitrag" erwünscht.
Am 08. März dann ein weiteres Highlight: das Zinco Roman Quartett. Und am 12. April schließlich findet sich die Woodhouse Jazzband ein. Das sind nur einige Punkte aus dem umfangreichen Angebot, das Ihr auf der Web-Site des Jazz-Vereins Aachen finden könnt. Auch ich habe dort die hier angezeigten Konzerttermine entdeckt und gebe sie nach heutigem Stand weiter.
Ein Besuch lohnt sich bestimmt. Ausserdem ist Aachen mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten ohnehin eine Reise wert..........

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Samstag, 10. Januar 2015

Jazzclub Mülheim - Highlights II

Hallo Freunde,

gestern Abend war Neujahrsempfang beim Jazzclub Mülheim/Ruhr. Es spielten die "Dixie-Tramps" aus Dortmund. Wie ich soeben höre, soll es eine runde Veranstaltung gewesen sein. Dies bringt mich auf eine Anmerkung meines alten Freundes Ted Tremolo: er verweist darauf, dass ich in meinem vergangenen Beitrag über die bis Ende Februar zu erwartenden "Highlights" des Mülheimer Jazzclubs nur Konzerte im Februar aufgeführt habe. Ted, Du hast ja Recht. Hier also nun die "Highlights II" mit drei Veranstaltungen im laufenden Monat Januar:
Am 16. Januar ist "Sun Lane Ltd." zu Gast. Die Aachener Band habe ich hier im Blog bereits in der Vergangenheit vorgestellt. Sehr zu empfehlen. Eine Woche später, am 23. Januar, ist ein grosses Ensemble zu Gast: "The Brass `n Beat Machine" aus Düsseldorf. Und am 30. Januar schliesslich kommt Besuch aus Polen: die "Dixie-Company" aus Posen spielt auf. Alle Termine nach der Web-Site des Mülheimer Jazz-Clubs und von hier aus ohne Gewähr.
Das Programm verspricht jedenfalls viel gute Musik, die  mit Sicherheit auch zu angeregten Gesprächen in den Pausen animiert.........

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Samstag, 3. Januar 2015

Mülheimer Jazz-Club - Highlights

Hallo Freunde,

Mülheim an der Ruhr gilt ja als Stadt mit besonders vielen Superreichen. Doch gleichzeitig ist die Stadt einer der am höchsten verschuldeten Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Da kann man schon den Blues bekommen......
Den Blues und noch viel mehr in Sachen Oldtime präsentiert seit vielen Jahren vorbildlich und erfolgreich der Mülheimer Jazz-Club. Er residiert bekanntlich im Hotel "Hopfensack" und veranstaltet dort seine regelmässigen Konzerte. Hier einige der Highlights bis Ende Februar:
am 06. Februar kommt der "HPT-Jazzverein" aus Mönchengladbach, eine Woche später, am Freitag, 13.02., ist die Band "The Black & Blue Masters" aus Den Haag zu Gast. Gleich aus der Nachbarschaft, aus Essen, kommt eine junge Truppe: "Die 4 vom Revier plus 1" - und zwar am Freitag, 20. Februar. Und schliesslich am 27. Februar ein Konzert mit "Pluto`s Swingin` Dixie Quintett". Alle Veranstaltungen beginnen um 19.30 Uhr. Die Angaben nach der Web-Site des Mülheimer Jazz-Clubs und, wie immer, von hier aus ohne Gewähr.
Wir wünschen viel Spass und gute Laune.........

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