Dienstag, 29. März 2016

Roger Cicero tot

Hallo Freunde,

es ist wirklich tragisch: da versucht jemand, mit Charme und einer Portion Ironie den Swing wieder dorthin zu bringen, wo er viele Jahre zuhause war - in der Mitte der kulturbeflissenen Gesellschaft nämlich -, und  dann reisst ihn ein unbarmherziges Schicksal mitten aus dem Erfolg heraus. Denn erfolgreich war Roger Cicero, der am 24. März in Hamburg im Kreis seiner Lieben nach einem Hirninfarkt aus dem Leben genommen wurde.
Roger Cicero ist seinen eigenen Weg gegangen. Er war überzeugt davon, dass der Swing als kraftspendendes Zentrum seiner Musik das Potenzial hatte, die Menschen zu begeistern und gleichermaßen zu bezaubern. Dazu musste der Sound aufgefrischt und mit zeitgemäßen Texten kombiniert werden. Das war leichter gesagt als getan. Aber Roger glaubte an sein Konzept und machte es zu seiner Mission. Swing mit modernen deutschen Texten wurde zu seinem Markenzeichen, und viele Musikfreunde folgten ihm. Es liegt auf der Hand, dass Roger Cicero mit solch einem gegen den Mainstream der Popmusik gebürsteten Programm nicht sogleich zum Durchstarter wurde. Es brauchte seine Zeit, um die Ideen reifen zu lassen. Und immer müssen auch Mitstreiter gefunden werden, die bereit sind, ebenfalls den nicht leichten Weg zu gehen.
Aber Roger Cicero schaffte es. 2006 wurde sein Album "Männersachen" ein Hit, schaffte es auf Platz 3 der deutschen Charts. Damals war der in Berlin geborene Sänger schon mitten in den Dreissigern.
Die Gabe, verschiedene musikalische Elemente grenzüberschreitend zu verbinden, hatte Roger wohl von seinem Vater ererbt. Eugen Cicero war ein begnadeter Jazzpianist. Seine Adaptionen barocker, klassischer und romantischer Musik waren von unvergleichlicher Brillanz. "Wenn `Play-Bach`, dann nur von Eugen Cicero", wies mir ein sehr geschätzter Jazzmusiker den Weg.
Zurück zu Roger. Es steht zu befürchten, dass seine erfolgreichen Bemühungen, den Swing wieder populär zu machen, mit seinem plötzlichen Tod ein unverdientes Ende finden. Und somit ist es an uns, auf diesem Weg fortzufahren, den "alten" Jazz in der Mitte der Gesellschaft zu halten und damit Rogers unausgesprochenes Vermächtnis zu unserer Sache zu machen.........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Freitag, 18. März 2016

Hugo Strasser gestorben

Hallo Freunde,

traurige Nachricht: nun ist auch Hugo Strasser gestorben. Mit "auch" meine ich, dass er der letzte von den drei die deutsche Nachkriegszeit prägenden Big-Band-Leitern war, die sich in den vergangenen Jahren zu einem munteren Trio zusammengefunden hatten und noch einmal die Swing-Ära mit deutschem Touch vor einem begeisterten Publikum lebendig werden ließen. Die beiden anderen, als "Swing-Legenden" bezeichneten Musiker waren der Pianist und Sänger Paul Kuhn sowie der Saxophonist Max Greger. Alle drei Musiker waren in der Nachkriegszeit durch die Schule der amerikanischen Soldatenclubs gegangen. Schallplatte und Fernsehen mit ihren hohen Reichweiten machten die Musiker und ihre Bands populär. Mit den finanziell üppig ausgestatteten Rundfunksendern im Rücken und den durch sie garantierten regelmäßigen Auftritten konnten die teuren Orchestereinheiten viele Jahre überleben und in dieser Zeit Einspielungen von beachtlicher Qualität produzieren. Damals konkurrierten natürlich diese und auch andere deutsche Big-Bands mit den großen amerikanischen Namen. Ich gebe gern zu, dass auch ich damals ein wenig auf die deutschen Musiker herabgesehen habe. Schließlich kam das Swing-Original mit oft herausragender Brillianz aus den USA. Aber mit solch einem Blickwinkel wurde den Standards der deutschen Orchester, davon bin ich heute überzeugt, Unrecht getan. Es lohnt sich, in die Welt des deutschen Big-Band-Swing der Nachkriegszeit einzutauchen. Es gibt dort viel zu entdecken.
Hugo Strasser, geboren am 07. April 1922, gründete sein Tanzorchester übrigens 1955. Viele seiner Aufnahmen können auf youtube gehört werden. Dort hat ein gewisser "Koldwink" eine umfangreiche Sammlung präsentiert. Hugo Strasser hat fast bis zuletzt musiziert. Er wurde 93 Jahre alt, und man kann wohl sagen, dass mit ihm ein weiteres Stück Nachkriegsdeutschland zu Ende ging.......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Mittwoch, 9. März 2016

George Martin and Oldtime-Jazz

Hallo Freunde,

von Ringo Starr haben wir es erfahren: George Martin, der legendäre Produzent der "Beatles", ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Er war so eng mit der Gruppe verwoben, dass er häufig als "der 5. Beatle" bezeichnet wurde. Und tatsächlich sind viele der berühmtesten Aufnahmen der Gruppe ohne den prägenden Stempel dieses Produzenten nicht denkbar.
Was über der Symbiose mit den "Beatles" ein wenig in Vergessenheit geriet: George Martin hat zu Beginn seiner Produzentenlaufbahn diverse britische Oldtime-Jazzbands aufgenommen. Diese Einspielungen reichten nicht an die innovativen Sessions mit den Fab Four heran. Sie sollten aber auch nicht bei einer Würdigung der Lebensleistung Martin`s außer Acht gelassen werden.
Der namhafteste Musiker aus der Riege der Oldtime-Jazzer war sicher Humphrey Lyttelton. Ihn nahm George Martin erstmals 1950 auf. Die anderen Interpreten, die er in den folgenden Jahren für das Label "Parlophone" produzierte, sind heute mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Da wären etwa Johnny Dankworth, Freddy Randall, Jack Parnell und Joe Daniels. 1950 war George Martin 24 Jahre alt. Die Sitzungen mit den Oldtime-Jazzern schufen Erfahrungen, auf die er später bei größeren Aufgaben zurückgreifen konnte. Der Durchbruch kam dann 1962. Am 04. September wurde der Beatles-Titel "Love Me Do" eingespielt, der es immerhin auf Platz 17 der Hitparade brachte. Und danach starteten die "Beatles" und ihr Produzent richtig durch.
1962, also im Alter von 36 Jahren, hatte Martin auch die nötige Autorität, um die ungestümen künftigen Pop-Größen zu lenken. Das zeigte sich schon zu Beginn der Zusammenarbeit, als der Produzent durchsetzte, dass die "Beatles" auf ihren angestammten Schlagzeuger Pete Best verzichteten, der Martin`s Ansprüchen nicht genügte.
Einige der späteren "Beatles"-Titel wurden dann ja auch bei Oldtime-Jazzern beliebt. Ich denke etwa an "Honey Pie" oder "Maxwell`s Silver Hammer". Und dann wäre da natürlich auch der Klassiker "When I`m 64". George Martin hat dieses Alter locker übertoffen. Die Musikwelt darf dem lieben Gott dafür dankbar sein.......

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp