Sonntag, 31. Mai 2015

Alfred Neven DuMont ist tot

Hallo Freunde,

heute ereilt uns die traurige Nachricht, dass Alfred Neven DuMont, der prominente Kölner Verleger und Herausgeber des "Kölner Stadt-Anzeiger" im Alter von 88 Jahren gestorben ist. Weshalb ich mich im Blog der OK-Jazzband damit befasse? Alfred Neven DuMont verstand seine Rolle als Herausgeber stets aktiv. Er prägte den "Kölner Stadt-Anzeiger" inhaltlich mit. Dies zeigte sich in zweierlei Hinsicht: DuMont nahm immer wieder als Autor von Leitartikeln Stellung zu bestimmten Entwicklungen, von denen er glaubte, sie mit seiner Stimme im Sinne einer zukunftsorientierten, über den Tag hinausweisenden Sicht aufzeigen und auch beeinflussen zu müssen. Häufig ging es dabei um seine geliebte Heimatstadt Köln. Alfred Neven DuMont war darüber hinaus ein zutiefst künstlerisch veranlagter und ambitionierter Mensch, dem die Vielfalt der artifiziellen Ausdrucksformen am Herzen lag. Er gab den unterschiedlichsten kulturellen und damit künstlerischen Strömungen in den von ihm verantworteten Medien vorurteilsfrei breiten Raum. Dies galt auch für den Jazz. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" war und ist eine Plattform für die Debatte über die Vergangenheit, den gegenwärtigen Zustand und die künftige Entwicklung dieser Musikform. Als Leser hatte ich nie den Eindruck, unsere Musik sei hinter der sogenannten Hochkultur, die in Köln überragend implementiert ist, nur zweite Wahl. Der Jazz ist vielmehr Gegenstand einer regelmäßigen, emphatischen und dabei stets auf kritische Würdigung bedachten Beobachtung. Diese Offenheit bewahrt zu haben, ist aus meiner speziellen Warte heraus ein ausgesprochenes Verdienst Alfred Neven DuMonts. Dass es nur ein Verdienst neben vielen anderen ist, versteht sich von selbst........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 25. Mai 2015

Jazz-Freunde-Köln: aufgelöst!

Hallo Freunde,

zunächst wünsche ich Euch ein gesegnetes Pfingstfest. Es ist ja schon fast wieder vorüber. Pfingsten hat ja nach christlichem Verständnis etwas mit Gründung (der Kirche), mit Aussendung und Missionierung zu tun. Es ist Abschluss der Osterzeit und Fest des Heiligen Geistes. Umso betrübter war ich, als ich ausgerechnet heute vom Ende eines mit missionarischem Geist gestarteten Unternehmens las: es geht um die Jazz-Freunde-Köln, die vor einigen Jahren gegründet wurden. An dieser Stelle habe ich mehrfach über den Verein, sein Wirken und die verschiedenen ihm angehörenden Bands berichtet. Nun also lese ich auf der Web-Site der Jazzfreunde, dass die Vereinigung am 8. April dieses Jahres aufgelöst wurde. Das hat jetzt natürlich überhaupt nichts mit Pfingsten zu tun, ich habe es eben nur jetzt erst mitbekommen. Ich finde es sehr schade, dass diese verdienstvolle Institution, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, den Oldtime-Jazz am Leben zu erhalten, so sang- und klanglos ihr Ende gefunden hat. Der traditionelle Jazz kann solches Engagement, wie es hier an den Tag gelegt wurde, sehr gut gebrauchen. Davon zeugen ähnliche Vereinigungen z. B. in Aachen und in Bonn. Natürlich können die verschiedenen Aktivitäten, wie etwa Konzertreihen, fortgesetzt werden, ohne dass es dafür einer Vereinsform bedarf. Wichtig ist nur, dass jemand die Aufgabe in die Hand nimmt. Und da bin ich wieder ganz zuversichtlich, dass mit dem Aus der Jazz-Freunde-Köln nicht zugleich das Ende der Anstrengungen in Sachen Oldtime-Jazz in Köln gekommen ist. Da nehme ich mir dann doch wieder Pfingsten zum Beispiel. Auch aus der kleinen Urchristengemeinde in Jerusalem ist schließlich etwas geworden, das trotz aller Rückschläge seine Kraft bis zum heutigen Tag immer weiter entfaltet hat...........

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, spotify)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 9. Mai 2015

OK-DREAMBAND performs Scott Joplin

Hallo Freunde,

die Wurzeln des instrumentalen Jazz liegen bekanntlich (auch) im Ragtime. Diese Musik hatte ihre große Zeit zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Man kann sagen: mit dem Ersten Weltkrieg endete auch die Ragtime-Ära. Große Komponisten dieses (Klavier)-Stils waren bekanntlich Tom Turpin, James Scott und allen voran natürlich Scott Joplin. In den 20er Jahren spielt der Ragtime bei den Aufnahmen der Jazzpioniere keine dominierende Rolle mehr. Immer wieder aber werden Titel eingespielt, die sich an den Ragtime anlehnen. Das wird schon in den Namen deutlich. In nenne nur den "High Society Rag" und den "Snake Rag" von Joe "King" Oliver, den "Perfect Rag" und den "Frog-I-More-Rag" von Jelly Roll Morton. Ich betrache diese Kompositionen allerdings, wie schon angedeutet, als Weiterentwicklungen.
Heute möchte ich Euch auf die OK-DREAMBAND hinweisen, die sich zweier Kompositionen von Scott Joplin angenommen hat, dabei aber, wie ich meine, recht eng an das historische Vorbild hält.
Es sind dies die "Original Rags", die erste veröffentlichte Ragtimenummer Joplin`s, und sein, neben dem "Maple Leaf Rag", wohl bekanntestes Werk "The Entertainer". Die "Original Rags" haben einen neuen Titel erhalten: "Clarinet Rag". Das hängt wohl damit zusammen, dass beide Aufnahmen die Klarinette herausstellen. Aber auch die E-Guitarre und die Celesta, hier mit einem Sound, der an ein Vibraphon erinnert, kommen solistisch zum Zug. Der "Clarinet Rag" erhält seinen besonderen Reiz durch einen Latin-Rhythmus. Insofern entfernt sich der Titel in dieser Hinsich schon ein wenig vom Original.
Aber hört Euch die beiden Stücke doch selbst an. Sie sind erschienen auf der CD "Clarinet Rag" der OK-DREAMBAND. Wie heute üblich, können die Titel gedownloadet werden (z.B. bei amazon oder bei iTunes) und sie stehen auch zum Streaming zur Verfügung. Z.B. bei spotify, aber auch bei vielen anderen Plattformen. Viel Spaß.........

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, spotify)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 2. Mai 2015

St. Louis Tickle and Jelly Roll Morton

Hallo Freunde,

wenn ich mich einmal in ein Thema hineinkniee..........Es geht also heute noch einmal um den schönen Song "I Thought I Heard Buddy Bolden Say", über den ich bereits zweimal geschrieben habe. Von wem stammt nun die Melodie? Als Komponist wird ja allgemein Jelly Roll Morton genannt. Unter dessen Namen läuft jedenfalls das Copyright. Aber es gibt Widersprüche. Einer stammt interessanterweise von Morton selbst. Der nämlich erzählt in seinen autobiographischen Erinnerungen: "Diese Nummer entstand um 1902, wurde aber später von einem Komponisten gestohlen und als `St. Louis Tickle` veröffentlicht. Die alten Musiker aber wußten, daß die Melodie Buddy Bolden gehörte, dem großen Ragtime-Kornettisten". (Zitiert nach Jelly Roll Morton und Alan Lomax, Dr. Jazz, Zürich 1960, S. 68). Morton selbst also weist die Melodie Buddy Bolden zu. Tatsächlich enthält die Ragtimenummer "St. Louis Tickle" aus dem Jahr 1904 die Melodie als einen von mehreren Teilen. Als Komponisten werden "Barney & Seymore" genannt. Dazu an anderer Stelle gelegentlich mehr. Das Stück ist übrigens im "Tempo Niggerino" zu spielen.........Demnach hätten "Barney & Seymore" also tatsächlich die Melodie verwendet oder, wie Morton meint, "gestohlen".
Vielleicht lag die Melodie aber auch nur einfach in der Luft, war Traditionsgut, das verschiedene Komponisten für ihre Zwecke verwendeten. Wie dem auch sei. Zu einer anderen Schlußfolgerung kommt Randall Sandke in seinem sehr lesenswerten Buch "Where The Dark And The Light Folks Meet" (London 2010). Er meint, Morton könne die Melodie durchaus von "Barney and Seymore" übernommen haben. Schließlich sei die Druckversion des "St. Louis Tickle" um 1904/05 auch in New Orleans erhältlich gewesen, zu einer Zeit also, als Morton die Stadt noch nicht verlassen hatte. (S. 207).
Demnach wäre nicht Buddy Bolden der Schöpfer, es wären "Barney & Seymore". Zur Erinnerung: Morton hat nicht erklärt, er selbst sei der Urheber der Melodie. Das Thema ist sicher etwas für Musikwissenschaftler. Ich aber bin Liebhaber. Bevor ich mich also zu sehr in Details verstricke, höre ich mir den Song "I Thought I Heard Buddy Bolden Say" lieber als Aufnahme an........

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute To Jelly Roll Morton" (iTunes, spotify)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp