Samstag, 28. Februar 2015

Em Pöötzke

Hallo Freunde,

das "Pöötzke" in der Düsseldorfer Altstadt ist eine Institution. Seit 1966 geben sich dort Bands des Traditional-Jazz die Klinke in die Hand. Zur Zeit präsentiert die Gaststätte in der Mertensgasse viermal wöchentlich eine Band, jeweils von mittwochs bis samstags wechseln sich Gruppen ab. Ausserdem ist das "Pöötzke" an Messetagen geöffnet.
In der "Rheinischen Post" fand ich in dieser Woche einen interessanten Beitrag in der Rubrik "Stadtgespräch" über Vergangenheit und Zukunft des Lokals. Dort wird auch die Herkunft des Namens erläutert. Früher nämlich gab es im Haus Mertensgasse einen Zugang zur nahe gelegenen Neanderkirche. Weil protestantische Kirchen - und dazu gehört die Neanderkirche - nicht unmittelbar an der Straße gelegen sein durften und ausserdem von Häusern umgeben sein mussten, waren sie nur über solche Hausdurchgänge zu erreichen. Das erinnert an dunkle Zeiten, als sich die Konfessionen noch spinnefeind waren. Die Durchgangstür zur Kirche, das "Pöötzke", wurde eines Tages entbehrlich und verschwand bei einem Umbau. Der Name ist geblieben.
Jetzt zur Zukunft: Ende Mai, so schreibt die "Rheinische Post", pausiert der Betrieb für eine Weile. Dann wird wieder im Haus gewerkelt. Von einem "dezenten Facelifting" des Lokals spricht die Besitzerin Anne Ilge-Gerresheim. Im Spätsommer ist dann Wiedereröffnung. Das "Pöötzke" ist übrigens schon seit den 1920er Jahren in Familienbesitz. Ich finde es prima, dass der traditionelle Jazz dort eine Heimstatt gefunden hat und wünsche der Spielstätte auch im künftig erneuerten Ambiente eine swingende Zukunft. Im nächsten Jahr kann man dann ja auf eine 50jährige Jazztradition zurück blicken - und das ist dann fast halb so alt wie der traditionelle Jazz selbst.........

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Samstag, 21. Februar 2015

Alexander`s Ragtime Band

Hallo Freunde,

beim Surfen im Internet staune ich immer wieder, wie viele Oldtime-Jazzbands es (noch) gibt. Ich gebe zu, dass ich von etlichen dieser Gruppen zuvor nie gehört hatte. Ein Beispiel ist etwa die "Tuxedo-Jazzband" aus Düsseldorf, die ich kürzlich hier vorgestellt habe. Liegt das nun an mir, oder sind diese Bands wirklich nicht so präsent? Die Internetauftritte der Gruppen sind zumindest oft vielversprechend. Das gilt auch für die erwähnte "Tuxedo-Jazz-Band". Mitunter wirken die Seiten aber, als wenn mit viel Elan das Werk begonnen, dann aber mit nachlassendem Eifer fortgesetzt wurde.
Heute bin ich beim Surfen auf eine andere Düsseldorfer Dixietruppe gestossen, "Alexander`s Vintage Jazzband". Natürlich erinnert der Name an Irving Berlin`s Klassiker "Alexander`s Ragtime Band" - daher auch die Überschrift zu diesem Beitrag. Die Anspielung rührt wohl vom Namen des Trompeters her, der offensichtlich auch der Bandleader ist: Alexander Gehlen. Die weiteren Musiker: Karl Wegmann (Posaune), Hannes Schröers (Saxophone und Klarinette), Hartmut Stellisch (Piano), Wilfried Schubert (Banjo) und Udo Wacker (Sousaphon). Und dann gehört auch noch das Band-Maskottchen dazu, Udos Hund "Bobby". Über das Bandleben erfährt der geneigte Leser leider weniger. Es gibt immerhin eine Bildergalerie. Aber schon unter dem Button "Termine" finden sich gerade mal zwei Auftritte - und die liegen schon mehr als ein Jahr zurück. Auch das Gästebuch zeigt nach nur vier Einträgen Ermüdungserscheinungen. Hoffen lässt die Ankündigung, dass demnächst Videoaufzeichnungen der Band abrufbar sind. Insgesamt also passt der Web-Auftritt von "Alexander`s Vintage Jazzband" zum oben skizzierten Eindruck. Das ist schade und ändert sich hoffentlich bald. Denn den wackeren Musikern sollte es doch möglich sein, die Seite zu aktualisieren und attraktiv zu gestalten. Ich könnte mir denken, dass die Musik des Sextetts (mit Maskottchen ist es natürlich ein Septett) das allemal wert ist.............

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Freitag, 13. Februar 2015

Bonanza-Dixie

Hallo Freunde,

gestern vor 100 Jahren wurde in Kanada ein Schauspieler geboren, der es in den 60er Jahren in deutschen Wohnzimmern zu großer Berühmtheit und Beliebtheit brachte: Lorne Green. Richtig.
Das war der Ben Cartwright von der Ponderosa-Ranch in der Fernsehserie"Bonanza".1959 ging die Reihe in den USA an den Start und wurde eine der erfolgreichsten Wildwest-Serien überhaupt - vielleicht sogar die erfolgreichste. Ich meine mich zu erinnern, dass die Folgen sonntags in der ARD liefen. Jahre später kamen dann Familiensagas wie "Dallas" auf, die mehr im Finanzmagnatentum spielten. Pferde und Colts wurden durch schnittige Schlitten mit soundsoviel PS und durch Intrigen abgelöst. Aber zurück zu "Bonanza". Die ebenso einfache wie eingängige Titelmelodie samt Text schrieben Ray Evans und Jay Livingston. Dass die von einer E-Guitarre vorgetragene Melodielinie im Zusammenhang mit einer Wildwestserie ein Anachronismus war, störte damals wohl niemand.
Dixie-Musiker zitieren die "Bonanza"-Melodie gern, wenn sie über den Dauerbrenner "Icecream" improvisieren. Die Harmonieschemata beider Titel stimmen ziemlich überein.
Lorne Greene starb übrigens 1987, an einem Datum, das Jahre später traurige Berühmtheit erlangen sollte: am 11. September. Das sind so einige Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich irgenwo im Land "Icecream" von einer Dixie-Band gespielt höre und einer der Musiker, vielleicht der Trompeter, bei seiner Improvisation den "Bonanza"-Song zitiert.........

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Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

Montag, 9. Februar 2015

New Orleans - da ist Musik drin

Hallo Freunde,

die FAZ ist eine Zeitung, die ich immer mal wieder gern in die Hand nehme. Jetzt gab es eine Serie mit dem Titel "Musikreise durch Amerika". Die Autoren: Philipp Krohn und Ole Löding. Eine der Stationen (natürlich): New Orleans. "New Orleans", so beginnt der Artikel mit einem Zitat von Allen Toussaint, "Wält an seinen Traditionen fest. Wir haben selbst dann noch Kontrabass gespielt, als ganz Amerika schon auf den elektrischen Bass umgestiegen war". Nicht ganz dazu passt das erste Foto des Beitrags. Dort ist "Soul-Queen Irma Thomas" abgelichtet und im Hintergrund spielt ein junger weisser Musiker - elektrischen Bass. Schwamm drüber. Der Artikel widmet sich Dixieland Jazz, Brassband Funk und der "Musik der großen Bigbands", erwähnt frühe Grössen wie Buddy Bolden und Jelly Roll Morton. Dass Louis Armstrong in New Orleans "zum Weltstar" wurde, entspricht wiederum nicht ganz den Tatsachen. "Satchmo" wurd zwar hier geboren, seine grossen Schritte zum Ruhm aber machte er in Chicago und in New York.
Wenn es um die neuere musikalische Entwicklung der Stadt geht, zeigen sich unsere Autoren sicherer. Und als Wirtschaftsredakteur widmet sich Philipp Krohn auch der kommerziellen Seite der Musik. "Es gelang nicht, eine eigenständige Musikindustrie zu etablieren" ist sein Fazit, das ich durchaus teile. In der Tat wurde der Jazz von New Orleans aus nicht über Schallplatten verbreitet, sondern durch die Musiker, die von der Stadt am Mississippi in die Weite des Landes zogen. Jelly Roll Morton, Joe Oliver und Louis Armstrong zählten mit an erster Stelle zu den Pionieren. In Chicago und New York wartete die Musikindustrie auf sie, um die genialen Schöpfungen technisch zu reproduzieren, damit populär zu machen und gleichzeitig die Musiker um ihren verdienten Lohn zu prellen. Da finde ich es geradezu sympathisch, dass die Geburtsstadt des Jazz an diesem Prozess so gut wie nicht beteiligt war. Wahrscheinlich gehörte auch das ganz einfach zum "langsameren Takt" der Stadt im Mississippi-Delta, von dem der Autor berichtet..........

www.ok-jazzband.de - CD  "Tribute to Jelly Roll Morton" (iTunes, amazon)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp