Freitag, 4. Dezember 2015

Livery-Stable-Blues

Hallo Freunde,

der "Livery-Stable-Blues", eingespielt von der Original Dixieland Jazzband am 26. Februar 1917, gilt als der erste Top-Hit der Jazzgeschichte. Die Platte soll mehr als eine Million mal verkauft worden sein. Unbestreitbar ist, dass die ODJB mit ihren Aufnahmen damals den ersten großen Jazz-Hype auslöste. Das beweisen die Verkaufszahlen und die Chartplatzierungen einerseits, und mit der Verbreitung der Musik übers ganze Land mittels Platte wurden dem Jazz andererseits auch immer neue Fans zugeführt.
Die musikalische Qualität der Einspielungen ist bis heute umstritten und wird es auch bleiben. Da es sich 1917 um die ersten Jazzaufnahmen handelte, gab es keine Standards, an denen die Leistung der fünf weißen Musiker hätte gemessen werden können. Dies änderte sich natürlich im Laufe der Jahre. Mit den Aufnahmen eines Joe Oliver und besonders natürlich von Louis Armstrong und auch Jelly Roll Morton wurden neue Maßstäbe gesetzt, an die die ersten und auch die späteren Aufnahmen der ODJB nicht heranreichten. Das allerdings ändert nichts daran, dass die Original Dixieland Jazzband aufgrund der flächendeckenden Verbreitung ihrer Einspielungen den Boden für das breite Interesse am Jazz bereitet hat.
Solche Verkaufserfolge waren etwa den Meisterwerken von Jelly Roll Morton und seinen Red Hot Peppers in den 20er Jahren nicht vergönnt. Vom berühmten "Black Bottom Stomp" (B-Seite der Platte das ebenfalls herausragende Stück "The Chant") wurden nur 22.627 Pressungen verkauft. Der Platte und damit der Musik blieb also zunächst die bahnbrechende Wirkung versagt. Als ich diese Zahl zum erstenmal las, war ich sehr erstaunt. Denn in diversen Werken zur Jazzgeschichte hatte ich gelernt, die Aufnahmen hätten sich gut verkauft. Diese Feststellung ist also durchaus relativ zu sehen. Und wer weiß: wäre es überhaupt zu den 22.000 Verkäufen gekommen, wenn eben nicht schon durch die ODJB-Aufnahmen die Aufnahmebereitschaft des Publikums geweckt worden wäre? Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen. Die ODJB-Erfolge ermutigten ja die Plattenfirmen, weitere Jazzmusiker auf den Markt zu bringen. Ohne ODJB hätte es vielleicht die späteren Aufnahmen eines Jelly Roll Morton gar nicht gegeben oder vielleicht in deutlich geringerer Zahl.
Dass Jazz nicht automatisch ein Garant für Verkaufserfolge war, zeigt der Blick auf die Verkaufszahlen einiger späterer Platten Jelly Roll Mortons. Seine Aufnahme "Crazy Chords", die im Januar 1932 veröffentlicht wurde (Rückseite: "Gambling Jack"), fand gerade einmal 1262 Käufer, die Platte mit den Titeln "If Someone Would Only Love Me" und "Oil Well" (März 1932) ging 1211 mal über den Ladentisch und "Each Day" und "Strokin` Away" vom September 1932 brachten es als Platte nur auf 490 Verkäufe.
Man mag also über die frühen Aufnahmen der ODJB in Hinblick auf die musikalische Qualität geteilter Meinung sein - einen überwältigenden Werbeeffekt für den Jazz hatten sie allemal.......

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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