Dienstag, 21. Juli 2015

Peter Dung gestorben

Hallo Freunde,

vor drei Wochen, am 5. Juli, ist Peter Dung gestorben. Er gehörte als Bassist über Jahrzehnte zum Kern der Kölner Oldtime-Szene. Ich erinnere mich an unsere erste Begegnung. Das war 1976. Damals probten wir in neuer Besetzung im Römerkeller des Studentenheimes "Kaufmannshof Hanse". Manchen wird dies nichts sagen, die Adresse dieser Studentenunterkunft dafür umso mehr:
Kaygasse Nr.1 (also fast Null). Das ist am Blaubach, im Herzen von Köln. Der Wasserturm gleich nebenan war damals noch kein exklusives Hotel. Im original römischen Ambiente, das von den Studenten häufig auch als Kulisse zu feucht-fröhlichen Feiern bei einem Fass "Mühlen-Kölsch" genutzt wurde, formierte sich also die "Delta-Jazzband". Peter spielte nicht nur sehr gut Bass, er verbreitete stets auch gute Laune - und das wirkte ansteckend. Obwohl von Beruf Richter, war er sehr liberal eingestellt. Diese Feststellung wirkt heute gewiß verwunderlich. Denn liberal denkende Richter sind keine Seltenheit. Damals aber war Peter Dung eine Ausnahme. Seine kritische Einstellung gegenüber seinen Amtsgenossen, die übrigens nichts daran änderte, dass er seine juristische Profession mit großer Überzeugung und tiefer Gewissenhaftigkeit versah, äußerte sich damals auch in seinem Äußeren. Mit seinen schulterlangen Haaren, die damals wohl für Studenten, nicht aber für einen ehrenwerten Amtsrichter ein Zeichen fortschrittlicher Gesinnung waren, setzte er sich von seinen Standesgenossen fast schon demonstrativ ab.
Dies alles war 1976 noch so ungewöhnlich, dass Peter Dung im Herbst eine Einladung aufs Sofa der Kult-Talkshow "Kölner Treff" im WDR erhielt. Moderiert wurde die Sendung von Alfred Biolek und dem damaligen Hörfunk-Chefredakteur Diether Thoma. Musikalisch umrahmt wurde der Talk von der "Delta-Jazzband". Nach meinen Aufzeichnungen war dies am 31. Oktober 1976, einem Sonntag. Peter war damals 41 Jahre alt (geboren am 9. April 1935).
Mit Peter Dung verbanden mich noch zwei weitere musikalische Projekte. Wir spielten einige Zeit gemeinsam in der "Jazz Gang Cologne". Später gehörte er zur Anfangsbesetzung der "OK-Jazzband".
Daraus könnte man schließen, dass Peter sich musikalisch ganz dem Oldtime-Jazz verpflichtet sah.
Dieser Eindruck wäre falsch. Er hatte eine große Liebe zur alten Musik, und im Jazz war er  Swing und Swingverwandtem, wie ich meine, näher als Dixieland und New Orleans. Im Swing lebte er auch seine Fähigkeiten als Sänger aus. Wenn er Gershwin-Titel interpretierte oder den Klassiker "Mr. Sandman" intonierte, war die Symbiose zwischen Band und Publikum unmittelbar hergestellt. Zum Bild des kunstsinnigen Peter Dung gehörte auch im Wortsinn seine Leidenschaft für die Malerei. Sein "Kunstsalon West" legt davon Zeugnis ab.
Die Beisetzung ist am Donnerstag, 23. Juli, auf dem Ortsfriedhof in Köln-Bocklemünd. Dann werden auch einige musikalische Weggefährten musizieren. Es wird ein würdiger Abschied sein......

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp 

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