Samstag, 11. Juli 2015

Bessie Smith - Empress of the Blues

Hallo Freunde,

in meinem vergangenen Beitrag habe ich das Buch "Jelly`s Blues" über den grünen Klee gelobt. Es beleuchtet auf faszierende Weise das dramatische  Leben von Jelly Roll Morton, seinen sich über viele Jahre hinziehenden Aufstieg und seinen jähen Absturz. Nun sind solche Musikerkarrieren keineswegs die Ausnahme. Ich denke da etwa an Joe "King" Oliver, der ebenfalls einen steilen Abstieg in Kauf nehmen musste. In beiden Fällen ging der Anschluß an die musikalische Entwicklung verloren. Als Morton und Oliver von Chicago nach New York wechselten, fanden sie dort eine ausgesprochen fortentwickelte, vielfältige Musikszene mit erstklassigen Musikern vor, in der sie nie wirklich Fuß fassen konnten. Hätten Morton und Oliver länger gelebt, wären sie mit Sicherheit als Ikonen des frühen Jazz zu Stars im einsetzenden Revival geworden. Dann wäre ihre Karriere dreigeteilt verlaufen. Ein Beispiel dafür war etwa Edward "Kid" Ory, der ebenfalls um 1930 in der musikalischen Versenkung verschwand und etwa 10 Jahre später einen kometenhaften Wiederaufstieg erlebte. Und es gab natürlich die Jazzpioniere, deren Laufbahn ohne tiefere Einbrüche verlief. Bekanntestes Beispiel: Louis Armstrong.
Zur Kategorie eins gehört auch Bessie Smith, die "Kaiserin des Blues". Ihr Abstieg begann ebenfalls mit dem Beginn der wirtschaftlichen Depression. Auch sie hätte wohl ein grandioses Comeback erlebt, wenn sie nicht schon 1937 gestorben wäre. Auch ihr Leben also Stoff für eine dramatische Darstellung. Aber mit der Umsetzung ist es nicht immer so einfach. Diesmal rede ich nicht, wie bei Jelly, von einem Buch, sonern von einem Film. Gestern wurde in der FAZ der Film "Bessie" der Regisseurin Dee Rees rezensiert. Wenn man der Kritikerin Glauben schenken darf, fehlt dort der dramatische Spannungsbogen. Von "stellenweise atemloser Hast" der Handlung ist da die Rede, von einer "Nummernrevue in Kulissen und Kostümen". Insgesamt klebt der Film, wenn ich die Kritik richtig verstehe, an der Oberfläche. "Musiklegenden wie Benny Goodman und John Hammond treten auf und verschwinden nach ein paar Sätzen, Louis Armstrong singt von der Platte". Die Kritik spricht dem Film aber auch positive Elemente zu und eine Hauptdarstellerin, Queen Latifah, die "ihr Bestes gibt".
Genau wie bei "Jelly`s Blues" bleibt mir auch in diesem Fall nur der Rat: seht Euch den Film selbst an und bildet Euch eine eigene Meinung. Letztlich kommt es bei jedem ästhetischen Urteil ja auf Perspektive und Erwartungshaltung des Rezipienten an........

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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