Samstag, 24. Januar 2015

Oldtime-Jazz hat Gold im Mund

Hallo Freunde,

gestern stiess ich im "Kölner Stadt-Anzeiger" auf einen Artikel mit der Überschrift "Zahngold soll in die Urne". Dabei ging es um die offenbar in vielen Krematorien übliche Praxis, nach der Einäscherung Zahngold oder andere Edelmetalle, die z.B. bei Operationen in den Körper der Verstorbenen implantiert wurden, einzusammeln und zu verkaufen. In Hamburg wurde das Zahngold laut Artikel jahrelang illegal von Bediensteten entnommen. Der Erlös floss in die eigene Tasche. In anderen Städten wird das Edelmetall ganz offiziell beiseite geschafft und verkauft. Die Stadt Köln soll so allein im vergangenen Jahr über 60.000 Euro eingenommen haben, im Schnitt 14 Euro pro Einäscherung. Rechtlich sei das alles in Ordnung, versichern Politik und Verwaltung. Weil es aber ethisch bedenklich ist, formiert sich Widerstand.
Das erinnert mich an die Geschichte von Jelly Roll Morton. Er hatte sich bekanntlich Brillanten in die Vorderzähne implementieren lassen. Wenn er redete oder sang und Licht auf seinen Mund fiel, funkelte sein Gebiss. Das lenkte die Aufmerksamkeit des Publikums unweigerlich auf ihn - sowohl bei seinen Auftritten als Vaudeville-Komödiant als auch bei seinen Musikdarbietungen. Nach seinem Tod am 10. Juli 1941 in Los Angeles aber wurde auch er das Opfer von Leichenschändern. So legt es jedenfalls das Jazzmagazin Downbeat nahe, das ich hier nach der Biographie "Doctor Jazz" von Alan Lomax zitiere (Sanssouci Verlag Zürich 1960, S. 264): "Zwei Menschen, die an der Beerdigung teilnahmen, wußten, daß im Sarg etwas fehlte. `Ich habe stets mit Brillanten gelebt, und ich will mit ihnen bestattet werden,´ hatte Jelly immer wieder gesagt. Jetzt aber wies die Goldfüllung im Vorderzahn unter den kalten, für immer geschlossenen Lippen nur ein schäbiges Loch auf. Der Brillant war verschwunden. Merkwürdigerweise hat niemand den Leichenbestatter eingeklagt."
Warum auch sollte es in den 40er Jahren in einem anderen Land anders gewesen sein als bei uns heute? Leichenfledderei hat es zu allen Zeiten gegeben. Tröstlich aber ist, dass die eigentlichen Brillanten, Jelly`s wundervolle Kompositionen, bis heute und sicher auch in weite Zukunft überlebt haben und überleben werden..........

www.ok-jazzband.de

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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