Samstag, 1. April 2017

Scott Joplin: 100. Todestag

Hallo Freunde,

am 01. April 1917 ist Scott Joplin, der große Ragtime-Pionier gestorben. .Ich denke, Ihr kennt seine berühmte Komposition "The Entertainer" und auch den "Maple Leaf Rag", der zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts Joplin`s erfolgreichstes Werk war und als Sheet-Music millionenfach verkauft wurde. Als fast zeitgleich mit Joplin`s Tod die Ragtime-Ära endete und der Jazz seinen Siegeszug antrat - 1917 wurden bekanntlich auch die ersten Jazztitel von der "Original Dixieland Jazzband" eingepielt -, wurden auch die Kompositionen von Joplin und anderen Ragtime-Komponisten nicht mehr so häufig gespielt. Und trotzdem waren die spezifischen Merkmale des Ragtime in den Kompositionen und Aufnahmen der Jazzpioniere vielfach spürbar: die Synkopation und der typische Aufbau der Ragtimestücke zum Beispiel. Auf der anderen Seite taucht der Name "Rag"  immer wieder mal in Werktiteln auf, ohne dass es sich wirklich um Ragtimekompositionen im ursprünglichen Sinn handeln muss. Jelly Roll Morton`s "Perfect Rag" etwa würde ich nicht als klassischen Ragtime bezeichnen und auch nicht den von Joe Oliver aufgenommenen "Snake Rag".
Eine detaillierte Analyse spare ich mir für eine spätere Gelegenheit auf. Die Titelgebung zeigt aber, dass sich die Pioniere der 20er Jahre durchaus dieser Wurzel bewusst waren und dass ihnen klar war, dass es weiterhin ein Publikum gab, das für aus diesen Ursprüngen gespeiste Musik empfänglich war.

Wenn man nach klassischen Ragtimekompositionen unter den Aufnahmen der 20er Jahre sucht, wird man etwa bei den "New Orleans Rhythm Kings" mit ihrer, wie ich meine, sehr schönen Einspielung des "Maple Leaf Rag" fündig. Ein interessanter früher Fall ist der "Original Dixieland One Step" (26.02.1917) der "Original Dixieland Jazz Band". Er enthält als Trio den "That Teasin´ Rag" von Joe Jordan. Hier handelt es sich um einen klassischen Fall von Plagiat. Denn Nick La Rocca und seine Mitstreiter von der ODJB machten diese Übernahme nicht kenntlich und gaben den One-Step als komplett von der ODJB geschaffenes Werk aus. Das führte dann zu einer heftigen gerichtlichen Auseinandersetzung. Am Ende standen ein finanzieller Vergleich und die Auflage, die Verwendung von Jordan`s Komposition bei späteren Pressungen deutlich zu machen.

Wenn die frühen Jazzmusiker Ragtime spielen, halten sie sich zumeist an eine Regel, die Joplin stets für seine Kompositionen vorgab, nicht: das Stück nicht schnell zu spielen. Meistens verwendeten sie zügige Tempi. Ich glaube, dass ein ganz entscheidender Grund für die eher geringe Popularität des Ragtime bei den traditionellen Jazzbands darin zu sehen ist, dass es sich um einen Klavierstil handelt. Ragtimekompositionen haben oft keine geradlinige, für das Lead-Instrument Trompete gut zu spielende Melodieführung. Das macht wiederum das Kollektivspiel schwieriger. Trotzdem gab es auch im Dixieland-Revival der 50er Jahre Versuche, neue Ragtimekompositionen zu etablieren. Ein Beispiel dafür ist Chris Barber mit dem "Merrydown Rag" und dem "St. George`s Rag". Barber berücksichtigte dabei allerdings die Anforderungen einer kollektiv spielenden Jazzband.

Scott Joplin und andere Komponisten waren mit ihren Werken unverzichtbare Vorbereiter des traditionellen Jazz, der sich aber auch aus anderen Quellen speiste. Es ist auch heute noch  eine Freude, die Werke der Ragtimepioniere zu hören, ganz gleich, ob als Piano-Soli oder Bandaufführungen....

Soviel für heute.
Herzlich euer
Heribert von Stomp

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