Samstag, 18. April 2015

Louis Armstrong and Buddy Bolden

Hallo Freunde,

Jelly Roll Morton hat Buddy Bolden, dem legendären New-Orleans-Kornettisten, der am Anfang des Jazz stand, einen wunderbaren Song gewidmet. Er besticht gleichermaßen durch Schlichtheit und Schönheit. In ihm scheint die untergegangene Epoche des New-Orleans der Jahrhundertwende auf, weht als ein Schleier der Erinnerung herüber:

I thought I heard Buddy Bolden say,
Dirty, nasty stinky butt, take it away,
Dirty, nasty stinky butt, take it away
And let Mister Bolden play.

Von Buddy Bolden existieren bekanntlich keine Plattenaufnahmen. Wir können uns sein Spiel nur vorstellen. Sein Ton soll mächtig gewesen sein. Jelly Roll Morton meinte, einen gewaltigeren Trompeter habe es "seit dem Erzengel Gabriel" nicht gegeben. "Es kam vor, dass wir an irgendeiner Ecke herumlümmelten und nicht wussten, dass draussen im Lincoln Park Tanz war. Dann hörten wir Buddys Kornett und zogen los. War einmal wenig Publikum im Lincoln Park, so richtete Buddy sein Horn gegen das Stadtzentrum und blies seinen Blues, um wie er zu sagen pflegte, `seine Kinder heimzurufen`. Dann wusste die ganze Stadt, dass Buddy im Park spielte, zehn oder zwölf Meilen vom Zentrum entfernt". (Zitiert nach Jelly Roll Morton und Alan Lomax, Doctor Jazz, Zürich 1960, S. 67). Diese Erinnerungen von Morton sagen allerdings nichts über Bolden`s technische Fertigkeit, über seine Improvisationsgabe, über Phrasierung und Tongestaltung aus. Auch hier sind wir also auf die Überlieferung von Zeitzeugen angewiesen.
Louis Armstrong kommt zu einem differenzierten und letztlich klaren Urteil, das er aus dem Vergleich zwischen Bolden und Joe "King" Oliver gewinnt. Für ihn war Joe der grösste unter den frühen New-Orleans-Kornettisten: "welche Technik, welche Seele, welcher Erfindungsreichtum!" Bolden war aus Armstrong`s Sicht dagegen "grob und ungeschlacht". Louis fühlte sich von dessen Musik nicht angesprochen: "er rührte mich nicht". (Zitiert nach Louis Armstrong, Mein Leben in New Orleans, Zürich 1977, S. 23).
Wie es damals wirklich war - wir wissen es nicht. Wir kennen nur die späteren bahnbrechenden Aufnahmen von Joe Oliver und Louis Armstrong aus eigenem Anhören. Buddy Bolden dagegen bleibt im Reich der Legende. Dass er aber seinen Platz in der Jazzgeschichte verdient hat, macht der Song des Piano-Meisters Jelly Roll Morton klar, den ich immer wieder, am liebsten in der Version von Morton selbst, gern höre............

www.ok-jazzband.de - CD "Tribute to Jelly Roll Morton (iTunes, amazon)

Soviel für heute.
Herzlich Euer
Heribert von Stomp

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